canales schrieb:Aber wenn hier geprüft wird, wird halt richtig geprüft...das mag für Manche wie Erbsenzählerei aussehen ist aber korrekt.
Schauen wir doch mal:
1. Veränderung des Inhalts einer Aussage. Am 27.01.2016 sagte Petry wörtlich zum Thema Zuwanderung: "Die Obergrenze wird aus der SPD gefordert." Die Kölner Volontäre machen daraus folgende zu überprüfende Tatsachenbehauptung: "Die SPD fordert eine Obergrenze." Das jedoch hat Petry nicht gesagt; sie hat nämlich nicht gesagt, daß eine Obergrenze von der SPD, sondern daß sie aus der SPD gefordert werde. Ein kleiner, aber um so bedeutsamerer Unterschied. Die Kölner Volontäre haben dadurch den Inhalt von Petrys Behauptung in einer Weise verändert, daß sie nunmehr schlußfolgern konnten, daß Petry falsch liege.
2. Manipulative Änderung des Bezugsmaßstabs. Ebenfalls am 27.01.2016 sagte Petry: "Ein Großteil der Asylbewerber hat kein Recht auf Asyl." Hier kommt es nicht auf die Abweichung zwischen Wortlaut und Neu-Formulierung der Kölner Volontäre an, sondern allein auf den Inhalt. Die Kölner Volontäre definieren - richtigerweise - zunächst Großteil mit Mehrheit und verweisen dann bei der Prüfung des Wahrheitsgehalts zuerst auf Zahlen des Bundesamts für Migration für den Monat Januar 2016. Das ist natürlich in Bezug auf eine Behauptung vom 27.01.2016, als die Januar-Zahlen naturgemäß noch gar nicht vorlagen, von vorneherein Unsinn. Die Volontäre verweisen dann aber auch auf die Zahlen des Bundesamts für 2015: "Demnach fielen 49,8% aller Asylanträge unter die Gesamtschutzquote. Wenn man die sonstiges Verfahrensbeendigungen wegläßt, liegt auch im Jahre 2015 die Gesamtschutzquote bei über 50%." Um Frau Petry die Unwahrheit vorwerfen zu können, müssen sich die Kölner Volontäre zunächst die Statistik zurechtbiegen. Dazu rechnen sie einfach mal alle heraus, die zwar kein Asyl erhalten haben, aber auch nicht förmlich abgelehnt worden sind, sondern deren Verfahren sich anderweitig erledigt hat. Doch auch diese Personen haben nun einmal kein Recht auf Asyl gehabt – und nur darum geht es in Petrys Aussage. Was die Volontäre tun, ist es etwa so seriös, als wenn man in der Fußball-Bundesliga-Tabelle alle Bayern-Siege mit nur einem Tor Unterschied herausrechnet und dann behauptet, Dortmund sei Meister geworden.
3. Zukunftsprognosen als Wahrheitsbeweis. Zuletzt noch zu Petrys Aussage am 10.03.2016, wonach die Kosten für die Flüchtlinge bei jährlich mindestens 50 Milliarden Euro liegen. Diese Aussage messen die Kölner Volontäre an zwei Prognosen der Wirtschaftsinstitute IDW und IfW, die von künftigen Kosten von 50 Milliarden Euro für zwei Jahre beziehungsweise 25-55 Milliarden jährlich für die nächsten Jahre ausgehen. Da Petry von Mindestkosten gesprochen habe, sei ihre Aussage falsch, da die Prognosen von maximal 55 Milliarden Euro ausgingen. Die Volontäre haben Recht, wenn sie Petrys Aussage an den Prognosen der beiden genannten Institute messen. Doch Petry hatte sich gar nicht auf diese beiden Institute bezogen. Ihr steht es selbstverständlich frei, Berechnungen anderer Institute/Personen oder auch ihre eigenen Berechnungen zugrundezulegen.
Die Studie der Volontäre taugt nur als Beispiel für schlechten Journalismus
Die drei Beispiele zeigen, daß in der Studie als falsch bewertete Aussagen Petrys gar nicht falsch sind. Und auch die übrigen angeblichen Falschaussagen sind nicht automatisch falsch, nur weil sie hier nicht erörtert sind, wie zum Beispiel Petrys Behauptung vom 10.03.2016, daß die hierher kommenden Menschen mehrheitlich Migranten seien (siehe nämlich oben Gesamtschutzquote unter 50 Prozent). Die Mängel der Studie sind eklatant und leicht feststellbar. Das hätte eigentlich schon den Volontären selbst auffallen müssen. Aber auch die Ausbilder der Volontäre und die offenbar nur auf eine markante Schlagzeile gierenden Redakteure der „Welt“ waren nicht in der Lage, selbst offensichtliche Unzulänglichkeiten zu bemerken.
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