@Wolfshaag Wolfshaag schrieb:Kleingruppentäter? :D Was soll das sein? Eine Art Hobby-Terrorist, oder was? :D Btw., auch die RAF war nicht groß, da waren nie mehr als 10-20 Leutchen gleichzeitig aktiv. Da haben heutige Terrorgruppen, wie Boko Haram, Hamas, Hisbollah, oder Al Kaida deutlich mehr Mitglieder.
Ja, nur halt nicht bei uns.
Bzw. jeder kann sich, wie er lustig ist zu Al Kaida bekennen und irgendwem die Gurgel durchschneiden. Das war bei der RAF anders, das war ein harter Kern von einigen Mitglieder der erste und zweiten Generation und ein Umfeld von Sympathisanten.
Wolfshaag schrieb:Da gibt es nicht viel zu überlegen, die Ursachen liegen klar auf der Hand, nämlich die Möglichkeit von z.B. islamistischen Rattenfängern ihre Pseudoreligion und krude Weltsicht zu kommunizieren, so dass große Gruppen es lesen können, durch das Inet.
Ist bestimmt ein Grund.
Wolfshaag schrieb:Und komm jetzt bitte nicht mit dem Ammenmärchen von armen und chancenlosen Ausländer, der aus purem Frust zum Terroristen wird. Denn viele der Täter, wie zum Beispiel beim 9/11-Anschlag waren sehr gut gebildet und "integriert".
Sehe ich zu großen Teilen auch so. Mit Gunnar Heinsohn: "Um Brot wird gebettelt, um Posten geschossen."
Wolfshaag schrieb:Vielmehr hat sich durch unkontrollierte Zuwanderung, auch in Europa, eine Schicht von Sympathsanten des radikalen Islam gebildet. Denn der Islam hat sich ja nicht ausschließlich in Deutschland seit dem Ende der 80er Jahre radikalisiert, sondern weltweit. Und warum? Weil der Islam eben die einzige Weltreligion ist, die noch nicht säkularisiert wurde.
Ist das denn so? Die These stammt unsprünglich und bekanntermaßen von Samuel Huntington. Weniger bekannt ist, dass sie aufgrund von Ergebnissen, die beim Entstehen des Buches erst veröffentlicht wurden, diese These, der Islam sei das Übel, als falsch erkennbar wurde. Der Verlag hatte das nicht so gerne, wegen der Kohle doch Huntington hat im Buch selbst seine eigene These kassiert.
Bei ihm liest sich das so:
"Ein letzter und der wichtigste Punkt: Die Bevölkerungsexplosion in muslimischen Gesellschaften und das riesige Reservoir an oft bechäftigungslosen Männern zwischen 15 und 30 sind eine natürliche Quelle der Instabilität und der Gewalt innerhalb des Islam und gegen Nichtmuslime. Welche anderen Gründe auch sonst noch mitspielen mögen, dieser Faktor allein erklärt zu einem großen Teil die muslimische Gewalt der achtziger und neunziger Jahre."
(Samuel Huntington,
Kampf der Kulturen, 1996 (gebundene Ausgabe), S. 433)
Damit war dann die youth bulge These im Spiel die bei uns vor allem der erwähnte Heinsohn vertritt.
Wolfshaag schrieb:Und jetzt wirfst Du wieder als angeblichen Beweis, Krankheiten mit Terror, oder als größere Bedrohung gleich. Das geht völlig am Thema vorbei.
Es ging dir mMn um das Ausmaß der Gefahr, das wollte ich in Beziehung setzen.
Wolfshaag schrieb:Das ist wirklich lächerlich, oder hat man sich jemals irgendwo Gedanken über die Kindheit der RAF-Mitglieder gemacht?
Ja, da gibt es dicke Bücher und Fernsehsendungen drüber. Von Stefan Aust bis Jutta Ditfurth und so weiter.
Wolfshaag schrieb:Die war im Übrigen oft sehr harmonisch und ungebildet waren viele RAF-Täter auch nicht. Es waren einfach Typen, die gewaltbereit ihre bescheuerte linke Ideologie durchsetzen wollten, genau wie heutige islamistische Terroristen eben auch nicht arme traumatisierte Loser sind, sondern gewaltbereite Verfechter des radikalen Islams. Fertig.
Wieso bist du denn der Ansicht, dass ich dieser Meinung wäre?
Fakt ist nur, dass wir hier keinen youth bulge haben und die neuen Terroranhänger sind eher ungebildet und sozial abgehängt. Das ist keine Entschuldigung, so wenig wie die berüchtige schwere Kindheit etwas entschuldigen würde, man muss nur kühlen Kopf behalten und die Ursachen versuchen zu analysieren.
Wolfshaag schrieb:Um es kurz zu machen, ja ich habe mich damit schon wissenschaftlich im Fachbereich Kriminologie auseinandergesetzt, genau wie im Bereich Soziologie.
Auch Dein Argument von der medialen Aufmerksamkeit ist kaum valid, da die meisten Täter davon nichts mehr mitbekommen, da sie sich entweder selbst gesprengt haben, oder wie erst gestern von den Sicherheitskräften elemeniert werden.
Dann solltest du deine wissenschaftlichen Forschungen mal schnell auf den Bereich Psychologie ausweiten, dann wirst du nämlich sehen, dass es Menschen mit einer narzisstischen Pathologie und hinreichenden antisozialen Zügen egal ist, ob sie bei etwas draufgehen, das Gefühl der Rache befriedigt sie noch im Tod.
Einmal jemand sein, statt immer ein niemand, immer zweite oder dritte Wahl, das ist das Motiv (schon bei Gesunden) hinter dem youth bulge, sowie noch mal stärker hinter narzisstischer Pathologie (mit antisozialen Zügen) oder malignem Narzissmus oder Psychopathie, wie es heute oft heißt. Ist zigfach beschrieben bei antisozialen PST, die Kombination von Rache, Hass und Sadismus.
Eine Patientin machte scheinbar gute Fortschritte, als sie sich in der Stunde die Pulsadern aufschnitt und verblutend der Therapeutin den Weg zur Tür versperrte und sie hinderte Hilfe zu holen. Eine besondere Form der verachtenden Demütigung die den eigenen Tod bewusst in Kauf nimmt.
Oder schau dir Amokläufer an: Die wissen auch, dass die draufgehen, es sind unauffällige Leute, kleine Lichter ohne Freunde, aber leichter als andere kränkbar. Und dann wird Kränkung udn Frust zu Wut, zu Hass und dann ist der Vater zufällig Jäger...
Wolfshaag schrieb:Schau Dir mal Interviews mit überlebenden Terroristen an. Die reden nicht von Medienrummel, sondern vom Paradies und ähnlichem. Und würden sie den Unfug nicht auch glauben, sondern nur vorgeben, wären sie kaum bereit dafür zu sterben.
Natürlich die gibt es. Aber auch die Strategen der Macht, auch solche, die nur Spaß am Terror haben (Hitler war jemand, der sich im Krieg an der Front wohler als in der Zivilgesellschaft fühlte), es gibt mehr als man denkt Söldner in den Reihen der angeblich so glaubensstarken und fanatischen Terroristen und es ist bekannt, dass die deutschen Gotteskrieger erst mal das 1x1 des Islam auf dem Flug nach Syrien lernen.
Hier bei uns gibt es wirklich verwirrte junge Gewalttäter, aber auch Dauerfrustrierte verschiedener Ursache.
Dass man solche Leute fanatisieren und euphorisieren kann, würde ich nicht bestreiten, ich würde nur fragen, was die daran auf einmal so toll finden, wenn der Papa eine normaler Einwanderer war. Die Problemkinder sind oft die der dritten Generation, die eigentlich weniger Probleme haben sollten. Mit Zuzug von Ausländern erklärt man das nicht.
Wolfshaag schrieb:Wie ich oben schon erklärte, Du redest wieder am eigentlichen Thema vorbei und der Vergleich mit Krankheiten ist aus diversen Gründen nicht valid, im Gegenteil sogar sachlich falsch.
Ergo ist auch Deine Schlussfolgerung nicht korrekt, dass ja "wir" daran Schuld sind, weil wir zu voyeuristisch sein und ähnlichen Unfug.
Wenn du hier schon wissenschaftliche Standards einforderst, dann bleib wenigstens differenziert.
Von Schuld ist nicht die Rede, die Verantwortung hat immer der, der schießt oder sprengt, niemand sonst. Aber es gibt Brandbeschleuniger, unterstützende und hemmende Faktoren.
Wolfshaag schrieb:Auch beim Thema NSU/RAF zeigst Du wieder große Lücken in Deiner Argumentation, von wegen nur Migranten und Eliten. Die von der NSU getöteten Polizisten, oder die von der RAF gekillten Fahrer, Hausfrauen, Zivilangestellte und US-Soldaten waren weder Migranten, noch gehörten sie zu irgendeiner Elite.
Ich bitte dich, du solltest die Terrorlogik kennen.
Bei der NSU, war es meines Wissens eine Polizistin, die war vermutlich noch eine um eine paar Ecken Bekannte, der Rest waren irgendwelche vollkommen harmlosen Ausländer.
Im Rahmen von Ideologie ist immer klar, wer dem Schweinesystem dient, ist selbst schuld, wird da keiner gezwungen. Rigide Freund/Feind-Bilder gehören zum Spiel.
Wolfshaag schrieb:Aha und da ist es besser, man redet nicht öffentlich drüber und beschneidet lieber die Pressefreiheit, wie von Dir gewünscht?
Wieso oder wo wünsche ich mir ein Beschneidung der Pressefreiheit? Ist mir nicht bekannt, dass das mein Wunsch wäre.
Wolfshaag schrieb:Oder man sagt Veranstaltungen des öffentlichen Lebens lieber ab, weil ja einer einen Anschlag verüben könnte?
Wenn deine Tochter zu einer Veranstaltung wollte, bei der du wüsstest, dass Terroristen einen Anschlag begehen könnten, was würdest du ihr sagen:
Kind geh hin, man muss auch Zeichen setzen und Stärke zeigen?
Wolfshaag schrieb:Ich fürchte, Du reagierst genauso, wie die Terror-Heinis das wollen, Du knickst ein und läßt Dich von ihnen in Deinem täglichen Leben beeinflussen.
Du kennst doch mein tägliches Leben gar nicht. Ich habe vorher keine französischen Satirezeitschriften gelesen, ich sehe nicht ein, es jetzt zu tun. Karneval ist nicht mein Ding, also würde ich auch nicht aus Prinzip dahingehen.
Ich hätte dann das Gefühl, dass das mein Leben beeinflusst. Ich habe meinen Alltag zwar immer mal wieder geändert, aber Terrorismus war dafür eigentlich nie ein Motiv.