Katalonien auf dem Weg in die Unabhängigkeit?
27.03.2018 um 14:39
Das lobe ich mir an Nordfriesland. Hier ist man "gefühlter Däne", schickt sein Kind auf die dänische Schule, hisst an St. Hans den Dannebrog und wählt SSW. Oder der zugezogene Schweizer hisst vor seinem Altersruhesitz die Friesenfahne, die hier seit dem Friisk Gesäts 2004 gleichberechtigt neben der Landesfahne steht. Dann radebrecht er "Lewer duad üs slav!" und ist gefühlter Friese. Früher hatten wir sogar einen Imbiss mit dem schönen Namen "Friesen-Döner". Hier wird alles wegintegriert!
Hier oben bei uns in Südtondern sind die Grenzen zwischen Denen und Dänen fliessend. Man hat sich lange genug die Köppe eingekloppt und hat sich seit 1945 wieder einigermassen vernünftig verhalten. Deutsche fahren zum Arbeiten nach Dänemark, Dänen kommen zum Einkaufen nach Deutschland. Die setzen im Einzelhandel in SH pro anno etwa 800 Millionen Euro um. Lebensmittel, vor allem "Ungesundes" wie Alkohol, Limonaden und Süssigkeiten sind hier deutlich billiger als "drüben", da es in DK eine "Gesundheitssteuer" auf Alk und Zucker gibt, die allerdings wohl auf EU-Intervention bald entfällt, wenn nicht gar schon zum 1.7. entfallen ist. Muss ich mal fragen. Wir können diesseits dänische Waren in dänischen Supermärkten kaufen, uns auf Dänisch bedienen lassen und mit Kronen bezahlen.
Mein Heimatort lebt praktisch von Dänen, besteht fast nur aus Supermärkten, die sieben Tage in der Woche fast rund um die Uhr geöffnet sind.
In Tondern, der nächst grösseren Stadt, ist es dann fast umgekehrt. Man kauft dort, was "typisch" ist: Möbel, Designer-Kram, Kleidung etc. Ohne deutsche Einkaufsbummler wäre Tondern so öde wie das umgebende Flachland. Man spricht deutsch, man zahlt in Euro, isst Hot Dogs und Eis. Best of both worlds, sozusagen.
Diese fliessenden Grenzen, in etwa zwischen den jeweiligen ehemaligen Maximal-Ausdehnungen von Deutschland und Dänemark, werden von beiden Seiten als positiv empfunden. Europa wächst an den Rändern zusammen. Ähnliches kenne ich aus vielen Regionen zwischen BRD und angrenzenden Ländern. Vielleicht "im Osten" nicht ganz so intensiv wie hier oben. Das mag an der kürzeren Zeit und an der Geschichte liegen.
Ich schrieb bereits - viele Deutsche arbeiten in Dänemark, weil der Arbeitsmarkt an der Westküste nicht so viel bietet. Die Stellenanzeigen in den Zeitungen bieten jede Menge Jobs, auch qualifizierte, in DK. Wer beide Sprachen spricht, ist natürlich hüben wie drüben der King auf dem Arbeitsmarkt. Darum schicken viele Mensch hier ihre Kinder in dänische Kitas, auf dänische Schulen, die es in nahezu jeder grösseren Gemeinde gibt. Wer diese Einrichtungen besucht, zählt als "dänische Minderheit", wobei es vollkommen wurst ist, ob er nun Ibrahim Abdulla, John Smith, Jörgen Jörgensen, Mai Ling Ping Pong oder Schackeline-Schantalle Hugendubel heisst. Man ist "gefühlter Däne", hat einen Danebrog im Garten oder am Auto, feiert St. Hans oder Lucia, liebt dänische Torten und deutsches Bier - und wählt selbstverständlich SSW.
In grossen Städten wie Flensburg ist es nicht anders. Dort sind sogar die Hinweisschilder "Die Stadtwerke Flensburg buddeln die Kanalisation um" zweisprachig. DAS ist Europa!
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Katalonien auf dem Weg in die Unabhängigkeit?
27.03.2018 um 17:05
Das Erfolgsrezept der Schweiz ist der Föderalismus ins Kleinste - schlussendlich kann jedes Dorf hier selbst bestimmen wen es einbürgern will, wo ein neuer Gehsteig gebaut wird und wie sie das Wasserkonzept lösen. Für regionale Befunde haben wir (manchmal) Bezirke, dann (in jedem Fall) Kantone und schliesslich den Bundesstaat. Primär bezahlt man die Steuern auch nur an die Gemeinde und den Kanton - die direkte Bundessteuer ist winzig im Vergleich zu den anderen beiden. Das sorgt dafür, dass die Leute "gerne" Steuern bezahlen, da sie sehen was damit gemacht wird. Dazu hat man auch als Bürger die Werkzeuge (Volksinitiative und ziemlich offenes Parteisystem) selbst Missstände aufzudecken und zu bekämpfen.
Warum schreibe ich das so? Weil viele Staaten der EU von Berlin, Paris, Madrid oder London "fernbestimmt" sind und die Ranghohen Politiker dem Volk ihre Mündigkeit abschwatzen. Im Falle der EU kommt dann sogar noch Brüssel dazu, welches oft noch weiter weg ist (wobei das Europaparlament meines Wissens sowieso ein Zahnloses Konstrukt darstellt).
Bei solch grossen Ländern wie Italien oder Spanien mit Wirtschaftlich starken (Katalonien oder Lombardei) Einzelregionen kommt mit einem dermassen Zentralisierten System oft der Vorwurf der Umverteilung.
Doch anstatt dass die Wirtschaftlichen Hemmschuhe der "ärmeren" Regionen mit zielgerichteten Aktionen ausgemerzt werden (Schlechte Infrastrukur, Korruption, Mafia) versucht man auf Biegen und Brechen die "reicheren" Regionen am Austritt zu hindern.
Dass dermassen Zentralisierte Regierungen mehr oder weniger tun was sie wollen, sieht man doch an der GroKo-Debatte. Man stelle sich mal vor, ausser Bayern wäre der ganze Rest Deutschlands in defizitärem Zustand - ich schätze, unkenrufe zum Ausstieg wären dann recht schnell hörbar.
Was spricht dagegen, den Regionen eine gewisse Finanzautonomie zu geben? Mit Speck fängt man Mäuse. Madrid zeuselt mit der Gutmütigkeit der Katalanen. Barcelona wünscht sich seit Langem mehr Autonomie - doch Madrid stellt Stur und der König (der meiner Meinung nach mindestens eine Schlichtende/Vermittelnde Rolle tragen sollte) schaut zu. Versagen auf allen Ebenen!
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Katalonien auf dem Weg in die Unabhängigkeit?
27.03.2018 um 23:46
Zu Puigdemont : Ein Unding , dass die deutsche Regierung unmittelbar nach dessen Festnahme öffentlich seine Auslieferung nach Spanien befürwortet. Das liegt im Rechtsstaat Deutschland einzig und allein in der Zuständigkeit des zuständigen und vollständig unabhängigen Gerichts ! Schon mal was von Gewaltenteilung gehört, Herr Seibert, Frau Merkel ? Wie unabhängig kann dann noch ein kleiner Richter sein, wenn die Kanzlerin hierzu zuvor ihre Meinung kundtut ?
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Katalonien auf dem Weg in die Unabhängigkeit?
27.03.2018 um 23:49
Nach meinem Verständnis von Gewaltenteilung haben sich Politiker aus laufenden Gerichtsverfahren vollständig herauszuhalten.
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