mü schrieb:Wie erwartet ist die Wahlbeteiligung nicht sehr viel höher als bei der symbolischen Abstimmung 2014 - was wohl zum größten Teil an den Maßnahmen der spanischen Zentralregierung gelegen haben dürfte. Trotzdem sind 90 Prozent für eine Loslösung ein starkes Symbol und ...
Diesen Zahlen kann man leider nicht vertrauen. Es soll nämlich mehrfach Fälle gegeben haben, bei denen Wähler gleich mehrfach in anderen Wahllokalen abgestimmt haben. Eine neutrale Kontrolle und Überwachung der Wahlvorgänge gab es schließlich nicht. Die schweigende Mehrheit der Katalanen wagt es zudem nicht, sich offen gegen die Abspaltungstendenzen zu äußern. Die Fronten gehen oftmals zwischen den Familien hindurch. Ein Bruder ist dafür, der andere dagegen.
Hinzu kommt, dass die Befürworter einer Sezession sich der Konsequenzen einer Abspaltung gar nicht klar sind. Das böse Erwachen kommt ja stets erst danach.
Wenig hilfreich in diesem Konflikt war aber auch das oft überharte Eingreifen der Polizei, wobei man aber auch hier aus der Ferne nicht beurteilen kann, wer zuerst angegriffen hat, die Protestierer oder die Polizei? Die Zentralregierung wäre besser gefahren, wenn sie die Abstimmung nicht behindert hätte. Das Ergebnis hätte die Regierung ja zu nichts verpflichtet, weil diese Abstimmung ohnehin verfassungswidrig war.
Die EU wiederum kann kein Interesse daran haben, dass Europa sich zu einem Flickenteppich entwickelt. Außer Katalonien könnten ja auch andere Regionen in Europa, z.B. Korsika oder Flandern und Wallonien ihre Unabhängigkeit proklamieren. Wenn aber z.B. die Kurden einen unabhängigen Staat anstreben, habe ich dafür vollstes Verständnis. Immerhin war es den Kurden in der Türkei über viele Jahre hinweg verboten, ihre eigene Sprache zu sprechen. Das kurdische Volk ist ja über viele Länder (Irak, Syrien, Türkei, Iran) verteilt. Da ist der Wunsch nach einem eigenen kurdischen Staat sehr wohl nachzuvollziehen.