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Welche Partei kann man noch wählen?

1.043 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wahlen, Partei, Bundestagswahl ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Welche Partei kann man noch wählen?

gestern um 12:53
@nasenstüber

ich kann mir das mit 'mehr Demokratie' nur schwer vorstellen. weil es gibt da mehrere Probleme bei der Sache finde ich.

zum einen ist es relativ aufwendig eine Abstimmung durchzuführen. da frag ich mich wie oft du möchtest, dass Abstimmungen durchgeführt werden sollen? weil es gilt ja im Bund im Land und in der Kommune Dinge umzusetzen.
die Folge von zu vielen Abstimmungen nämlich ist meiner Ansicht nach, dass immer weniger Menschen gehen werden zu den Abstimmungen.

und letztendlich muss jemand die Informationen zu den Themen aufbereiten und wer anders als die Parteien tut das dann für uns. und wer informiert sich richtig diesbzgl. letztendlich wird es doch dann genauso sein, dass Parteien für den einen oder anderen Weg werben und viele Leute stimmen ab weil sie der Partei vertrauen und nicht weil sie sich richtig informiert haben über das Abstimmungsthema?

also ich persönlich wöllte mich nicht jedes mal tiefer mit der Materie beschäftigen weil es einfach viele Bereiche der Politik gibt wo ich mich nicht mit auskenne. ich müsste dann denjenigen vertrauen die die Themen aufarbeiten und die für Wege werben.

deine Kritikpunkte (Volk wird nicht gehört/Probleme werden nicht gelöst) klingen vor allem sehr danach, dass es aus der AfD-Ecke kommt, dass eine Partei mit 20% zwar gewählt wurde aber eben kaum Einfluss haben wird. da ist das Gejammer natürlich groß, dass man nicht gehört wird. Fragt mal die Linkspartei wie sie über die letzten Jahrzehnte gelebt und überlebt hat.


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Welche Partei kann man noch wählen?

gestern um 15:36
Zitat von RayWondersRayWonders schrieb:also ich persönlich wöllte mich nicht jedes mal tiefer mit der Materie beschäftigen weil es einfach viele Bereiche der Politik gibt wo ich mich nicht mit auskenne.
Genau das ist das Thema!

Menschen neigen dazu, dem lautesten zu folgen. Wenn es Dinge sind, wie ein Verbot von Moscheen (Beispiel aus der Schweiz) oder ob Parkgebühren erhöht werden sollen, ok. Allerdings zeigt das Beispiel Paris, wo das hinführen kann. Dort wurden letztes Jahr im Rahmen einer Volksabstimmung die Parkgebühren erhöht, siehe hier

Im Bericht fehlt aber, das nur 78.000 von 1.300.00 Stimmberechtigten abgestimmt haben und davon nur 54% für die Erhöhumg. Sprich 3,x% der Stimmberechtigten hat dafür gestimmt, woraus die BM von Paris ein "klares Votum" konstruierte. Also nix mit "Menschen überzeugt" oder "große Wende im Denken der Bürger"!

Also wer möchte, das eine verschwindene Minderheit über wichtige Themen, wie Steuererhöhungen, Belange der BW, Änderungen im StgB/BGB/GG/etc (be)abstimmt?

- Soll es eine Abstimmungspflicht geben? Und wenn ja, wie sanktioniert man eine Nichtteilnahme?
- Wer prüft, ob Befürworter und Gegner eines Themas nicht gequirlte Schxxxx erzählen?
- Wer prüft die Reichtweite von Gesetzesänderungen und wie weit sie evtl andere Gesetze tangieren?
- Wer erstellt neue Gesetze und Gesetzesänderungen? Und wer prüft, ob die Inhalte grundsätzlich rechtmäßig sind?

Gerade Gesetze sind heutezutage umfangreich und teilweise kompliziert, es gibt nicht umsonst seit 20+ Jahren auf bestimmte Rechtsgebiete spezialisierte Fachanwälte. Und da sollen dann Laien nach Bachgefühl abstimmen? Und ja, auch heute stimmen Laien ab. Allerdings haben Abgeordnete zum Verständnis Berater und Anhörungen zu Vorlagen. Und ja, da kommt dennoch viel Lobby und viel Müll rum. Dennoch haben die mehr und bessere Möglichkeiten, sich zu informieren (zu lassen), etwas, was für Volksabstimmungen garnicht umsetzbar wäre.

Churchill wird zugeschrieben "Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen - abgesehen von allen anderen". In unserem Fall würde ich vor "Demokratie" noch "parlamentarische" setzen. Mein Eindruck ist, das immer mehr Menschen vergessen, daß die Abgeordneten genau von uns selber gewählt werden. Oder das sie mit dem Kreuz auf dem Stimmzettel alle Verantwortung abgeben können. Das ist aber nicht so und man hat auch in laufenden Legislaturperioden Möglichkeiten, auf gewählte Politiker Einfluß zunehmen. Man muß es nur machen!

Ich möchte jedenfalls nicht, das "ausgeloste" Menschen über komplexe Dinge entscheiden. Das mag in den Stadtstaaten im alten Griechenland mit ein paar Hunderttauscend Einwohner funktioniert haben. Wir sind aber 84 Mio, mit Bundes- und Landesgesetzen, die auch ineinander greifen. Und das in komplexen Zeiten mit völlig anderen Themen und Herausforderungen. Und da sollen dann Volksabstimmungen zu hochkomplexen Themen, wie Wirtschaft oder Migration stattfinden?

Sorry, aber damit öffnet man einem noch größeren Chaos und vor allem Populisten Tür und Tor und gefährdet die Demokratie und den Rechtstaat noch mehr!

So sehr ich den Gedanken nachvollziehen kann und die Politik und deren Auswüchse der letzten min 15 Jahre zum Kotzen finde - Volksabstimmungen oder geloste Vertreter? Nope, danke....


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Welche Partei kann man noch wählen?

gestern um 15:43
@Desperadoo


Schön auf den Punkt gebracht, kann ich so unterschreiben.


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Welche Partei kann man noch wählen?

gestern um 17:51
@Desperadoo
Also zunächst mal, ganz allgemein.. Ich bin in meiner Denke von Leuten wie zB David Van Reybrouck inspiriert, der die Politikverdrossenheit unserer Zeit ziemlich genau unter die Lupe genommen hatte.
Hier eine kurze Zusammenfassung seines Fazits:
Wahlen sind ein primitives Instrument mit einer verrückten Logik. Sie führen dazu, dass Politiker Dinge versprechen, die sie nicht halten können. David Van Reybroucks Debattenbuch könnte aktueller nicht sein.

Es ist seltsam mit der Demokratie. Jeder ist dafür, aber keiner glaubt mehr so recht daran, dass sie funktioniert, jedenfalls nicht durch Wahlen. Wenn die Ergebnisse anders lauten als gewünscht, ist rasch der Vorwurf des Populismus im Raum. Immer weniger Menschen gehen wählen, die Mitgliederzahlen der politischen Parteien gehen dramatisch zurück. Wie kann überhaupt eine Demokratie effizient arbeiten und langfristig tragfähige Entscheidungen treffen, wenn die Politiker ihr Handeln vor allem an einem ausrichten müssen: Bei der nächsten Wahl wollen sie wiedergewählt werden.
David Van Reybrouck beschreibt diesen Mechanismus mit bestechend klaren Argumenten als »demokratisches Ermüdungssyndrom«. Wie kommen wir davon weg? Vielleicht sind ganz neue Wege nötig, auch wenn sie auf den ersten Blick ganz weltfremd erscheinen? David Van Reybroucks Vorschläge nehmen ein sehr altes demokratisches Prinzip auf, das schon im antiken Athen praktiziert wurde: Das Los. Bis hin zur Französischen Revolution wurde dieses demokratische Mittel oft angewendet, etwa auch in blühenden Republiken wie Venedig oder Florenz zu Zeiten der Renaissance. David Van Reybrouck zeigt, wie das auch heute ganz praktisch unsere machtlos gewordene Demokratie lebendiger machen kann.
https://www.wallstein-verlag.de/9783835318717-gegen-wahlen.html

Zudem beeinflussen mich auch immer wieder Menschen wie Heiner Flassbeck, der auch lange Zeit im Politbetrieb tätig war, und im Grunde nur Horrorstorys darüber berichten kann, wie korrupt und durchtrieben es da im parlamentarischen Parteiumfeld zugeht, was selbstverständlich zu oft zu ganz schlechten Ergebnissen für die Mehrheit der Bürger führen kann.

Hier mal ein recht neuer und auch wieder ziemlich erhellender Vortrag zu dem, was da so richtig garstig falsch läuft, und warum es scheinbar gar nicht anders geht.. das Ganze schon seit zig Jahren ohne Hoffnung auf Besserung, weil der Politbetrieb sich ständig gegenseitig nur ausbremst, anstatt die Dinge anzugehen, und Punkt für Punkt abzuarbeiten.. was letztlich wieder nur zu einer Radikalisierung der politischen Landschaft führt, und in unerträglich extremen Positionen manch eines Populisten münden
!muss! - weil es die innere Parei- und Wahllogik gar nicht anders zulässt. Ist eben der Mechanik des vorliegenden Systems geschuldet.

Warum das so ist, kann man uA zB auch hier nachlesen:
Die Demokratie ist durch Vertrauensverlust bedroht. Rechtspopulistische Bewegungen nutzen das geschickt aus. Ist das das Ende dieser jahrhundertealten Idee? Ganz und gar nicht! »Demokratie - die Unvollendete« zeigt, dass diese dem menschlichen Grundbedürfnis nach Resonanz entspringt. Vielen Bürgerinnen und Einwohnern genügt es nicht mehr, alle paar Jahre ihre Stimme in einer Wahlurne zu versenken. Es mangelt ihnen an Möglichkeiten zum Mitreden und Selbstregieren.

Um die tiefgehende Resonanzstörung zwischen Regierenden und Regierten zu beseitigen, brauchen wir Volksabstimmungen, ausgeloste Bürgerräte, Bürgergutachten, kurz: eine Vorwärtsverteidigung der Demokratie durch neue partizipative Formen. Das Buch von Ute Scheub, herausgegeben von Mehr Demokratie e.V., präsentiert existierende Beispiele und kreative Denkmodelle. Ganz nach dem Motto von Mehr Demokratie: Wenn wir aufhören, die Demokratie weiterzuentwickeln, fängt die Demokratie an, aufzuhören.
Quelle:
https://www.oekom.de/buch/demokratie-die-unvollendete-13950

Hier kurz noch Flassbeck; sehr aufschlussreich, finde ich:
Spoiler
In seinem jüngsten Vortrag bei der SPD erklärt der Ökonom Heiner Flassbeck, war in der deutschen und der europäischen Wirtschaft schief läuft - und warum das den Rechtsruck in der EU begünstigt. Er rechnet dabei schonungslos mit der SPD und der deutschen Politik insgesamt ab. Sollte jeder gesehen haben!
Youtube: Krise und Rechtsruck: Flassbeck rechnet mit deutscher Politik ab!
Krise und Rechtsruck: Flassbeck rechnet mit deutscher Politik ab!
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Und dann, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass unser politisches System, das durch Wahlen und Parteien bestimmt wird, historisch ständig immer wieder versagt -gerade die Weimarer Republik sollte uns Deutschen eine Warnung sein- könnte man sich ja mal überlegen, wie die Demokratie vllt auch anders organisierbar wäre.
Und hier kommen für mich Leute wie Christian Meier ins spiel, der die Anfänge der Demokratie genauer unter die Lupe genommen hatte, und ein völlig anderes Bild davon zeichnet, als das, was wir heute unter dem Wort verstehen.
Hier nachzulesen:
"DIE DEMOKRATIE, die sich unter Perikles ausgebildet hatte, sollte wirklich eine Herrschaft des Volkes sein; außerordentlich weitgehend, wie es in den kleinen Verhältnissen der Polis möglich war, und mit bestimmten Wichtigkeiten, die sich daraus ergaben. Insgesamt war sie so sehr voll von Eigenheiten, dass sich die Frage stellt, ob unsere Demokratien, verglichen mit dem antiken Vorbild überhaupt den Namen verdienen." ((Christian Meier: „Athen“, S. 477 f.
Quelle: https://www.penguin.de/buecher/christian-meier-athen/paperback/9783570551936

Und an dieser Stelle zB wird das, was Christian Meier an Information über die Antike liefert noch recht deutlich ausformuliert, und aus meiner Sicht auch schlüssig begründet, wo es im Hinblick darauf bei uns allem Anschein nach hackt; warum die unsrige "Demokratie" offenbar immer so unzulänglich arbeitet - immer wieder versagt; wovon es mehr bräuchte, damit der Bürger wirklich ausreichend politisiert würde, um ein mündiges und staatstragendes Mitglied der Gesellschaft zu werden, usw usf .. ich will hier nicht redundant werden, deshalb einfach mal selbst rein lesen, und dann ggf urteilen.

https://wyriwif.wordpress.com/2018/11/15/der-staat-die-verfassung-die-burger-selbst/

Churchill übrigens war selbst ein Aristokrat; .. ein ständig betrunkener noch dazu.
In Deutschland hat sich ja bekanntlich ein Großteil des Adels mit der Wehrmacht auf die Seite der Nazis geschlagen, weil sie ob ihres "angeborenen Machtanspruchs" selbstverständlich auch einen Teil vom Kuchen des "1000 Jährigen Reiches" wollten.
Hier nachzulesen: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/deutscher-adel-im-nationalsozialismus-blaues-blut-und-brauner-boden-a-e3066e62-944f-4e0b-83d3-a9538aae26c1
So viel zum damaligen Demokratieverständnis der damaligen Blaublüter (geprägt von Platos und Nitzsches Übermensch, sowie durch den hobbesschen Leviathan, die den möchtegern Übermenschen quasi moralisch auch noch in die Hände spielten), die Europaweit miteinander vernetzt und sogar verwandt waren. Trotzt ihrer Differenzen hatten sie aber eine Gemeinsamkeit - ihren "angeborenen" Machtanspruch, den sie auf keinen Fall aufgeben wollten. Deshalb wohl auch solche Sprüche, wie sie Winston auch nachgesagt werden.

Seit dem ist ja auch viel Wasser die Themse runter geflossen, und die Menschheit hat einiges an neuen Erkenntnissen dazu gewonnen. Aus meiner Sicht wäre es evtl an der Zeit diese auch politisch richtig anzuwenden.


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gestern um 17:58
@nasenstüber

Das ist ja auch alles nicht falsch. Nur ist sind direkte Demokratie nach Vorbild des Prinzips der alten Griechen oder auch mehr Volksentscheide keine wirkliche Lösungen in unserer Zeit. Allein weil die Möglichkeiten zur Beeinflussung von Meinungen ganzer Menschenmassen heute ganz andere sind.

Ein gutes Beispiel ist Elon Musk. Was der in der letzten Zeit für einen Müll verbreitet oder welchem er zugestimmt hat - WOW. Und dann soll es mehr Volksabstimmungen über wichtige Themen geben?


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gestern um 18:02
Zitat von DesperadooDesperadoo schrieb:Und dann soll es mehr Volksabstimmungen über wichtige Themen geben?
Mit einem entsprechend politisierten, mündigen Bürger (das hat nichts mit Bildung zu tun, sondern nur mit der ständigen Teilhabe am Entscheidungsfindunsprozess) wäre das vermutlich gar kein Problem. Dass du den heutigen Hühnerhaufen keine großen Entscheidungen fällen lassen kannst, sehe ich auch. Also bleibt nur der Systemwechsel, der den Bürger tiefer und breiter einbindet.


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Welche Partei kann man noch wählen?

gestern um 18:11
Zitat von nasenstübernasenstüber schrieb:Mit einem entsprechend politisierten, mündigen Bürger (das hat nichts mit Bildung zu tun, sondern nur mit der ständigen Teilhabe am Entscheidungsfindunsprozess) wäre das vermutlich gar kein Problem.
Da sehe ich nicht mal das größte Problem! Neben denen, die mir oben schon einfielen ists eben die Macht der Medien und Netzwerke im Internet. Wie sollte man das einhegen? Kontrolllieren? "Sauber halten"?

Des Weiteren sind Parlamentarier relativ transparent. Der "ausgeloste" oder nur temporär ausgewählte eher nicht. Ein weiterer Weg, Vorlagen und Abstimmungen zu manipulieren.

Bevor wir uns falsch verstehen, ich bin mit dem Status quo auch nicht wirklich glücklich! Nur sehe ich zur Zeit keinen Ersatz, der nicht noch mehr Gefahren der Beeinflußung durch einzelne oder Gruppen birgt und der das ganze Prozedere nicht noch langsamer macht, als es eh schon ist.


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Welche Partei kann man noch wählen?

gestern um 18:35
Zitat von DesperadooDesperadoo schrieb:Da sehe ich nicht mal das größte Problem! Neben denen, die mir oben schon einfielen ists eben die Macht der Medien und Netzwerke im Internet. Wie sollte man das einhegen? Kontrolllieren? "Sauber halten"?
Genau so wie man das heute tut, würde ich meinen, nur mit dem Unterschied, dass der besser politisch vorbereitete Bürger die Infos vermutlich auch besser für seine eigenen Interessen nutzen kann.
Zitat von DesperadooDesperadoo schrieb:Des Weiteren sind Parlamentarier relativ transparent. Der "ausgeloste" oder nur temporär ausgewählte eher nicht. Ein weiterer Weg, Vorlagen und Abstimmungen zu manipulieren.
Ist das so?

Hier ein Beispiel, in dem gezeigt wird, dass das Losverfahren durchaus funktionabel erscheint; zumindest auf dieser Ebene. Wie das auf höheren Staatsebenen auch funktionieren könnte, müsste man wohl erstmal abwarten. Beispiele aus der Geschichte, die zeigen, dass es offenbar durchaus lange Zeit funktionierte, hab ich ja auch schon benannt..
Mit Losdemokratie kann man Preise gewinnen. Der „deutsch-französische Dialog zur Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Zeiten von Covid-19“ ist der französische Gewinner des Europäischen Bürgerpreises 2021. Diese Auszeichnung wird alljährlich vom Europäische Parlament vergeben. Ausgezeichnet werden damit besondere Leistungen für europäisches Engagement in verschiedenen Bereichen.

Der Corona-Dialog zwischen der französischen Region Grand-Est und dem deutschen Bundesland Baden-Württemberg lief von Dezember 2020 bis April 2021. Das Verfahren mit zufällig ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern diesseits und jenseits der Grenze zu Frankreich war eine Initiative der Organisation „Missions Publiques“. Dabei wurden insgesamt 24 Menschen von beiden Seiten der deutsch-französischen Grenze in Online-Arbeitssitzungen zusammengebracht, um Empfehlungen zu formulieren, die die deutsch-französische Zusammenarbeit im Grenzgebiet stärken und die Kooperationsvereinbarungen krisenfester machen sollen.
Quelle:
https://www.buergerrat.de/aktuelles/europaeischer-buergerpreis-fuer-losdemokratie/

Zitat von DesperadooDesperadoo schrieb:Bevor wir uns falsch verstehen, ich bin mit dem Status quo auch nicht wirklich glücklich! Nur sehe ich zur Zeit keinen Ersatz, der nicht noch mehr Gefahren der Beeinflußung durch einzelne oder Gruppen birgt und der das ganze Prozedere nicht noch langsamer macht, als es eh schon ist.
Naja, wir laufen gerade Gefahr, in der nächsten Dekade in einer neuen Diktatur aufzuwachen. Die konfliktbeladene Zeit mit jeder Menge Reform- und Politikstau lädt ja geradezu dazu ein, dass irgendwann per Notstandsgesetze die Bürger noch mehr entmachtet werden könnten. Wäre das eine bessere Option?


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gestern um 19:37
@Desperadoo

Zu deinem langen Beitrag

Beitrag von Desperadoo (Seite 53)

und zum Thema Außen- und Sicherheitspolitik, könnte dich interessieren, da fiel mir gerade diese (polemische) Analyse von Constanze Stelzenmueller ein. Sie schrieb ihn vor 15 Jahren und sie ist immer noch aktuell, immer noch lesenswert.
These 3: Deutschlands sicherheitspolitische Eliten und Institutionen sind unterentwickelt

Einem beliebten Klischee zufolge besitzt Deutschland keine Strategic community. Dabei finden sich Sachverstand und Erfahrung, auch Verantwortungswillen, zuhauf in den Ministerien, im Bundestag, beim Militär, in Universitäten, Think-Tanks und Nichtregierungsorganisationen. Richtig ist dagegen, dass die Größe dieser Gemeinschaft im Verhältnis zu Deutschlands außenpolitischem Gewicht auffällig unterentwickelt ist. Wir haben – im Gegensatz zu anderen Nationen – keine Tradition von Institutionen, deren Auftrag darin besteht, Zivilisten strategische Führung in der Sphäre des Staates beizubringen. (Mit der Verwaltungshochschule in Speyer ist es nicht getan; die Public Policy School-Gründungen der Neunziger führen in die richtige Richtung.)

Stattdessen verlassen wir uns auf eine Art politisch-bürokratischen Darwinismus: Führen darf in Deutschland, wer Leitern, Seilschaften, Hierarchien, das Senioritätsprinzip, fraktionsinterne Kampfgruppen, männlichen Feminismus und andere Mechanismen zur Repression von Temperament und Begabung überlebt und trotzdem, um die 50 endlich über die erste Hügelkette gekommen, noch immer einigermaßen ungebrochen ist. Das merkt man unserer Politik an. In einer politischen Kultur, die die Unmündigkeit institutionalisiert, sollte es keinen wundern, wenn an mündigen Charakteren Mangel herrscht.

Überdies ist die höchst überschaubare deutsche strategische Gemeinschaft stark unterteilt und abgegrenzt. Wo in Amerika eine institutionalisierte Drehtür zwischen regierungsamtlicher und zivilgesellschaftlicher Expertise regelmäßig für frischen Wind und neue Gedanken sorgt, klafft hierzulande nicht mehr als ein Spalt in der Mauer.

Die Defizite deutscher Sicherheitspolitik sind aber nicht in erster Linie Individuen oder Personalmangel geschuldet. Die Kakophonie der Stimmen bei gleichzeitigem Klammern an den kleinsten gemeinsamen Nenner (das beste Beispiel für beides war die Russland-Politik der Großen Koalition) hat noch eine andere Ursache. In Berlin wird die Außenpolitik, der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers zum Trotz, von mehreren Häusern gleichzeitig gemacht ...

Meine dritte Empfehlung lautet daher: Deutschland braucht bessere Rekrutierungsmechanismen für den Beruf Sicherheitspolitik. Der Bundessicherheitsrat sollte zu einem Koordinierungsorgan deutscher Sicherheitspolitik umgestaltet werden.
Quelle: https://internationalepolitik.de/de/die-selbstgefesselte-republik

Was mir sonst noch so auf die Schnelle einfällt? Gerhard wusste schon clever, als er so als letzten Coup und zum Abschied seinen Ex-Büroleiter ins Außenamt hievte (vgl. auch manchen Beitrag dazu im SPD-Thread). Und, ausreichend außen- und sicherheitspolitische Kompetenz sehe ich derzeit nur bei zweien: Union und Grüne. Lambsdorff noch (FDP), aber der musste als Botschafter nach Moskau.


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um 00:57
Zitat von DesperadooDesperadoo schrieb:Also wer möchte, das eine verschwindene Minderheit über wichtige Themen, wie Steuererhöhungen, Belange der BW, Änderungen im StgB/BGB/GG/etc (be)abstimmt?
Das wird sowieso nicht geschehen. Das Grundgesetz sieht zwar Abstimmungen als Ausdruck des Volkswillens ausdrücklich vor (Artikel 20). In den 50 Jahren in denen sich wahlberechtigt bin habe ich noch nie erlebt dass ich tatsächlich zu einer Abstimmung aufgerufen worden bin.
Die Regierenden fürchten offenbar Abstimmungen und wissen sie zu verhindern.


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um 07:04
Weder Artikel 20

Spoiler
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.


noch Artikel 29

Spoiler
(1) Das Bundesgebiet kann neu gegliedert werden, um zu gewährleisten, daß die Länder nach Größe und Leistungsfähigkeit die ihnen obliegenden Aufgaben wirksam erfüllen können. Dabei sind die landsmannschaftliche Verbundenheit, die geschichtlichen und kulturellen Zusammenhänge, die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit sowie die Erfordernisse der Raumordnung und der Landesplanung zu berücksichtigen.
(2) Maßnahmen zur Neugliederung des Bundesgebietes ergehen durch Bundesgesetz, das der Bestätigung durch Volksentscheid bedarf. Die betroffenen Länder sind zu hören.
(3) Der Volksentscheid findet in den Ländern statt, aus deren Gebieten oder Gebietsteilen ein neues oder neu umgrenztes Land gebildet werden soll (betroffene Länder). Abzustimmen ist über die Frage, ob die betroffenen Länder wie bisher bestehenbleiben sollen oder ob das neue oder neu umgrenzte Land gebildet werden soll. Der Volksentscheid für die Bildung eines neuen oder neu umgrenzten Landes kommt zustande, wenn in dessen künftigem Gebiet und insgesamt in den Gebieten oder Gebietsteilen eines betroffenen Landes, deren Landeszugehörigkeit im gleichen Sinne geändert werden soll, jeweils eine Mehrheit der Änderung zustimmt. Er kommt nicht zustande, wenn im Gebiet eines der betroffenen Länder eine Mehrheit die Änderung ablehnt; die Ablehnung ist jedoch unbeachtlich, wenn in einem Gebietsteil, dessen Zugehörigkeit zu dem betroffenen Land geändert werden soll, eine Mehrheit von zwei Dritteln der Änderung zustimmt, es sei denn, daß im Gesamtgebiet des betroffenen Landes eine Mehrheit von zwei Dritteln die Änderung ablehnt.
(4) Wird in einem zusammenhängenden, abgegrenzten Siedlungs- und Wirtschaftsraum, dessen Teile in mehreren Ländern liegen und der mindestens eine Million Einwohner hat, von einem Zehntel der in ihm zum Bundestag Wahlberechtigten durch Volksbegehren gefordert, daß für diesen Raum eine einheitliche Landeszugehörigkeit herbeigeführt werde, so ist durch Bundesgesetz innerhalb von zwei Jahren entweder zu bestimmen, ob die Landeszugehörigkeit gemäß Absatz 2 geändert wird, oder daß in den betroffenen Ländern eine Volksbefragung stattfindet.
(5) Die Volksbefragung ist darauf gerichtet festzustellen, ob eine in dem Gesetz vorzuschlagende Änderung der Landeszugehörigkeit Zustimmung findet. Das Gesetz kann verschiedene, jedoch nicht mehr als zwei Vorschläge der Volksbefragung vorlegen. Stimmt eine Mehrheit einer vorgeschlagenen Änderung der Landeszugehörigkeit zu, so ist durch Bundesgesetz innerhalb von zwei Jahren zu bestimmen, ob die Landeszugehörigkeit gemäß Absatz 2 geändert wird. Findet ein der Volksbefragung vorgelegter Vorschlag eine den Maßgaben des Absatzes 3 Satz 3 und 4 entsprechende Zustimmung, so ist innerhalb von zwei Jahren nach der Durchführung der Volksbefragung ein Bundesgesetz zur Bildung des vorgeschlagenen Landes zu erlassen, das der Bestätigung durch Volksentscheid nicht mehr bedarf.
(6) Mehrheit im Volksentscheid und in der Volksbefragung ist die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, wenn sie mindestens ein Viertel der zum Bundestag Wahlberechtigten umfaßt. Im übrigen wird das Nähere über Volksentscheid, Volksbegehren und Volksbefragung durch ein Bundesgesetz geregelt; dieses kann auch vorsehen, daß Volksbegehren innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren nicht wiederholt werden können.
(7) Sonstige Änderungen des Gebietsbestandes der Länder können durch Staatsverträge der beteiligten Länder oder durch Bundesgesetz mit Zustimmung des Bundesrates erfolgen, wenn das Gebiet, dessen Landeszugehörigkeit geändert werden soll, nicht mehr als 50.000 Einwohner hat. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz, das der Zustimmung des Bundesrates und der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages bedarf. Es muß die Anhörung der betroffenen Gemeinden und Kreise vorsehen.
(8) Die Länder können eine Neugliederung für das jeweils von ihnen umfaßte Gebiet oder für Teilgebiete abweichend von den Vorschriften der Absätze 2 bis 7 durch Staatsvertrag regeln. Die betroffenen Gemeinden und Kreise sind zu hören. Der Staatsvertrag bedarf der Bestätigung durch Volksentscheid in jedem beteiligten Land. Betrifft der Staatsvertrag Teilgebiete der Länder, kann die Bestätigung auf Volksentscheide in diesen Teilgebieten beschränkt werden; Satz 5 zweiter Halbsatz findet keine Anwendung. Bei einem Volksentscheid entscheidet die Mehrheit der abgegebenen Stimmen, wenn sie mindestens ein Viertel der zum Bundestag Wahlberechtigten umfaßt; das Nähere regelt ein Bundesgesetz. Der Staatsvertrag bedarf der Zustimmung des Bundestages.


Noch in Artikel 146

Spoiler
Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.


sind Volksabstimmungen im Allgemeinen vorgesehen. Warum? Weil
Für den Bereich des Bundes sind im Grundgesetz (GG) Abstimmungen nur in Art. 29
(Neugliederung des Bundesgebietes), 118 (Neugliederung der badischen und württembergischen Länder) und 118a (Neugliederung der Länder Berlin und Brandenburg) vorgesehen. Das Grundgesetz ist auf eine fast ausschließliche mittelbare Ausübung von
Staatsgewalt (repräsentative Demokratie) festgelegt. Auf Landesebene ist eine direkte Beteiligung des Volkes an der Ausübung von Staatsgewalt jedoch in weiterem Umfang möglich.
Quelle

Also war das erstmal nix. Und über was genau möchtest du denn Abstimmen?


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Welche Partei kann man noch wählen?

um 07:25
.. noch mal etwas ausführlicher dazu, warum mich dieses Gedankengut, das ich in meinen obigen Beiträgen vorgestellt hatte, sowohl intellektuell (Alles ist durchweg sauber belegt, und aus meiner Sicht auch plausibel miteinander verwoben) als auch emotional so abholt. Emotional deshalb, weil man direkt das Gefühl bekommt, tatsächlich einen Wert als Bürger zu haben. Nicht nur als Arbeitskraft, oder als Indikator für gesellschaftliche Stimmungen, welcher in Wahlen kurz mal abgefragt wird, sondern tatsächlich als wichtiger politischer Teil der Gemeinschaft, der, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, durchaus an ihrer Prosperität und Stabilität mitwirken darf und muss, damit der Staat überhaupt erfolgreich werden kann. Das wirkt in der Summe schon durchaus attraktiv auf mich.

Findet jemand Fehler in der Denke?
Möglicherweise übersehe ich was:

Spoiler
Zutrauen als persönliches Motiv für Bürgerparlamente im Losverfahren
Wir leben in vieler Hinsicht stark differenzierenden Gesellschaft: Unterschiedliche Orte, unterschiedliche Lebensformen, unterschiedliche Lebensmodelle, unterschiedliche Besitzstände, unterschiedliche Erfahrungen in Beruf und Partnerschaft. Das prägt uns als Menschen und macht dann eben auch uns selbst sehr unterschiedlich. Man könnte hochgestochen von einer „ausgeprägten subkulturellen Humanodiversität in unserer Gesellschaft“ sprechen, wenn man solche Worte unbedingt zu brauchen glaubt.

Leben so unterschiedliche Menschen in einem Gemeinwesen zusammen, das gemeinsame Entscheidungen treffen muss – Entscheidungen, von denen alle betroffen sind, manche von uns unmittelbarer, manche von uns mittelbarer – dann fehlen einer solchen Gesellschaft wie der unseren wichtige politische Zutaten: Verbundenheit und Vertrauen. Die Art von Verbundenheit, die wir mit Menschen haben, mit denen wir Alltags-Erfahrungen teilen, weil sie ein ähnliches Leben führen wie wir selbst. Und die Art von Vertrauen, das wir zu Menschen haben, denen wir täglich in einer entspannten Atmosphäre begegnen, in der wir nicht miteinander konkurrieren.

Anders als wir es derzeit eingerichtet haben, glaube ich, dass die Politik der Ort sein kann, in der wir diese Verbundenheit und dieses Vertrauen institutionalisieren können. Und ich glaube, dass es heute für uns notwendig geworden ist, dass wir unsere Demokratie in diese Richtung weiterentwickeln, gerade weil wir in einer hochdifferenzierten Gesellschaft leben – Mit so vielen menschlichen Unterschieden, die miteinander zusammenhängen, wie nie zuvor. Es mag sein, dass die Humanodiversität in früheren Zeiten sogar noch höher war als sie für uns heute ist – das können Anthropologen, Historiker und Ethnologen besser beurteilen – aber sicher berührten sich diese Unterschiede viel mittelbarer. Die vielen verschiedenen Welten, in denen Menschen lebten und Unterschiedlichkeiten ausbildeten, waren kaum miteinander verbunden. – Begegneten sie sich doch, so waren diese „Verbindungen“ meist kriegerischer und tödlicher Art. Selbst wenn wir also heute nicht in den unterschiedlichsten Gesellschaften leben, die es jemals auf diesem Planeten gab, so leben wir doch in der unterschiedlichsten Gesellschaft, die es jemals auf diesem Planeten gab. Noch niemals zuvor mussten Menschen, die sich so stark „kulturell“ voneinander unterschieden, gemeinsame Entscheidungen treffen und für alle verbindliche Lösungen finden. Wir haben heute erstmals eine echte Weltgesellschaft. Und das ganz unabhängig davon, ob wir das gut finden oder nicht. – Insofern gibt es möglicherweise ein gemeinsames Interesse aller Menschen daran, Institutionen zu schaffen, die uns helfen, diese Tatsache und diese völlige Neuartigkeit gut finden zu können.

Wie komme ich aber nun darauf, dass es ausgerechnet die Politik sein sollte, also der Raum, den wir als Wettbewerb, Auseinandersetzung und Kampf der Parteien institutionalisiert haben, in dem wir dasjenige Vertrauen und diejenige Verbundenheit kultivieren können und sollten, die uns heutigen Menschen fehlt, wenn wir eine gemeinsame Gesellschaft bilden?

Mein persönliches Motiv für Bürgerparlamente im Losverfahren
Mein Wunsch nach der Institutionalisierung von ausgelosten Bürgerparlamenten hat neben strukturellen Überlegungen auch einen persönlichen Grund: Ich erlebe mich in genau dieser einen Hinsicht als ausgesprochen privilegiert gegen nahezu allen Menschen, die mir begegnen oder von denen ich lese, sehe und höre.

Durch meinen Beruf habe ich genau jene agenda- und konkurrenzbefreiten Begegnungen mit Menschen nahezu aller Schichten, aller Beruf, aller Orte, aller Altersstufen, aller Lebenssituationen, etc., von denen ich glaube, dass sie sonst in unserer Gesellschaft fehlen. – Seit 9 Jahren besteht ein Teil meines Einkommens immer wieder in Coaching-Aufträgen für Weiterbildungsträger, die ihrerseits von der Agentur für Arbeit und Jobcentern beauftragt werden. In den Projekten, in denen ich dort arbeite, ist es für mich möglich, eine Art „geschützten Raum“ zu öffnen, in dem wirklicher Austausch und Dialog möglich ist. D.h. für mich: Ich durfte in den letzten 9 Jahren unsere Gesellschaft sehr gut kennenlernen – Von ihrer menschlichen Seite her. Ich habe dort sehr reiche Menschen begleiten dürfen, genauso wie Menschen, die nichts hatten. Man glaubt es vielleicht nicht, aber Geschäftsführer, hochrangige Manager und (nicht ganz so hochrangige) Politiker sind mir dort genauso regelmäßig begegnet wie Menschen ohne irgendeinen Abschluss oder Menschen, die seit Jahrzehnten in prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen leben.

Ich habe in diesen Projekten also Menschen mit allen möglichen Fähigkeiten, Geschichten, Problemen, privaten Situationen, Krankheiten, Zukunftsträumen, Bedürfnissen, Traumata, usw. kennenlernen dürfen. Auch aus allen möglichen Ländern und Orten. Da ich in München lebe, habe ich in meiner Arbeit auch mit Menschen von allüberall her zu tun. Von allen Orten Deutschlands, von allen Orten Europas, von allen Orten der Welt. Klingt vielleicht pathetisch. Ist aber einfach so. – Und diese vielen Begegnungen und Gespräche haben mein persönliches Vertrauen „in die Menschheit“ ganz beträchtlich gesteigert. Ich selbst bin ursprünglich alles andere als ein Menschenfreund. Ich fand andere Menschen immer eher bedrohlich, merkwürdig, lästig und anstrengend. Heute würde man mit Blick auf den Menschen, der ich in meiner Jugend war, möglicherweise von einer „leichten sozialen Phobie“ sprechen.

In meinen Coachings begegnen mir nun aber leider NUR vernünftige Menschen, mit denen ich irgendeine Stelle finden kann, an der ich gut andocken kann; Menschen, die mir erlauben, eine gemeinsame Basis mit ihnen zu finden. Und nicht alle diese Menschen sind entspannt, wenn wir uns begegnen. Viele haben gerade viel Stress, massive Belastungen in ihrer Gegenwart oder Vergangenheit. – Die wenigen Prozesse, die mir in all den Jahren Pauken und Trompeten verunglückt sind, gehen allesamt auf meine eigene Kappe: Weil ich nicht genau genug hingesehen habe, weil ich selber müde war, weil ich zu forsch war, weil ich nicht auf Zack genug war oder weil ich nicht schnell genug wahrgenommen habe, dass ich für diesen Menschen keinen Beitrag leisten kann. Ich erlebe es so: Stimmen die Rahmenbedingungen, kann ich mit wirklich ausnahmslos jedem Menschen auf einen gemeinsamen Nenner kommen.

Nun könnte ich das meinen so wahnsinnig unglaublich tollen persönlichen Fähigkeiten zurechnen. Das wäre sehr schmeichelhaft für mich. Ich glaube aber, dass ich mir mit dieser Annahme in die Tasche lügen würde. Ich selber bin alles andere als unkompliziert, meine Stressresistenz ist weit unterdurchschnittlich, ich bin schnell genervt, ungeduldig, besserwisserisch und das sind nur diejenigen meiner unangenehmen Eigenschaften, die mir halbwegs bewusst sind. Es spricht einfach objektiv viel dagegen, dass ich andere, mir völlig fremde Menschen deswegen so positiv erlebe, weil ich über besonders ausgeprägte soziale Kompetenzen verfüge. Es ist eher ein trotzdem. Und ja: Manchmal sind es gerade gemeinsame Macken, über die sich ein Draht herstellt. – Aus all diesen Gründen rechne ich mein Erleben nicht auf mich, sondern auf die Rahmenbedingungen zu, in denen ich produktive Gespräche mit all diesen verschiedenen Menschen haben darf.

Was mich an unserer derzeitigen politischen Kultur stört, ist also sehr persönlicher Natur: Mich stört, dass solche Erfahrungen mit Menschen, wie ich sie in meinem Beruf machen darf, weder in unseren demokratischen Prozessen noch in unserer demokratischen Öffentlichkeit den Raum vorkommen.

Gemessen an der allgemein verbreiteten und bewundernswerten Vernunft, die ich in meinen Coachings erlebe, zeichnen unsere politischen Prozesse ein Bild von uns Menschen als wären wir dumm.

Und diese Diskrepanz führt mich dazu anzunehmen, das möglicherweise unsere politischen Prozesse und Institutionen dumm sind, die auf der Grundlage eines so falschen Bilds „von der Menschheit“ operieren. Und dieses Bild dabei eben auch reproduzieren und in unserem Bewusstsein verankern.

Wenn ich es zu rationalisieren versuche, warum wir auch heute noch auf politische Prozesse setzen, die in Streit, Kampf, Konkurrenz Auseinandersetzung, Durchsetzung und Parteibildung bestehen, anstatt in Zuhören, Dialog, Kennenlernen, Neugier und sozialer Innovation, dann komme ich auf Folgendes:

1.) Wir kommen aus einer Welt der materiellen Knappheit. Und das steckt uns noch in den Knochen und in unserem Denken. Wir kommen gar nicht auf die Idee, dass das möglicherweise heute nicht mehr unser Problem ist. Bzw.: Dass es, wenn es heute noch unser Problem ist, ein Problem ist, dass nicht einfach „naturgegeben“ ist, sondern eines, das wir selber künstlich herstellen und reproduzieren.

2.) Wir kommen aus einer Welt des Kampfes und der Kriege. Viele unserer heutigen Institutionen spiegeln das: Die Art wie wir Bewerbungsprozesse gestalten, die Art wie wir unsere Unternehmen und auch Wirtschaft generell organisieren. Unsere dummen Casting-Shows. Die meisten unserer populärsten Sportarten. Die regelmäßig blutigen Problemlösungen, die wir in den allermeisten unserer fiktionalen Büchern und Filmen zusammenfantasieren. – Und eben und gerade auch unsere derzeitigen politischen Institutionen. Die Kriegerkultur, aus der wir kommen, steckt uns ebenfalls soweit in unseren Köpfen, dass es uns als „natürlich“ erscheint, dass es „die Welt so ist“. „Dass der Mensch so ist.“ Wir halten das, was wir selbst aus vergangenen Gründen täglich neu herstellen für die einzig mögliche Realität. Unsere Fantasie ist beschnitten: Wir können uns einfach gar keine Gesellschaft vorstellen, in der wir uns nicht durch lauter win-lose-Spiele hypnotisieren. In der ein Präsident völlig absurd wäre, der sich hinstellt und sagt: „Für mich geht es darum, dass wir gewinnen und andere verlieren.“

Wir haben Institutionen geschaffen, die auf Kampf und Konkurrenz setzen. Und deswegen leben wir in einer Welt, in der Kampf und Konkurrenz „normal“ sind. Und deswegen können wir uns eine Welt, in der das nicht so ist, nur als wahlweise „langweilig“ oder „naiv“ vorstellen, nicht aber als völlig realistisch, wünschenswert und für uns selbst durchaus erreichbar.

Bürgerparlamente im Losverfahren können Orte sein, an denen wir unser gesellschaftliches Zutrauen kultivieren
Wie kommen hier nun ausgeloste Bürgerparlamente für mich ins Spiel? Woher diese Begeisterung?

Ich habe den Eindruck, dass Bürgerratsversammlungen (beratend) oder Bürgerparlamente (entscheidend, kontrollierend) Orte sein können, wie sie unserer modernen, hochdifferenzierten Gesellschaft bisher strukturell fehlen.

Da ich aufgrund meiner täglichen beruflichen Erfahrung davon ausgehe, dass Menschen erstaunlich vernünftig sind, wenn man ihnen Ruhe, Zeit, Empathie zur Verfügung stellt, nehme ich an, dass Menschen, wenn sie sich unter solchen Bedingungen zusammensetzen können, erstaunliche und unerwartete Lösungen finden können.

Ähnliche Erfahrungen sind ja längst bekannt: Menschen, die sich im Internet, ohne physische Präsenz, gegenseitig mit Schmutz, Schmähungen und sogar Bedrohungen bewerfen, finden erstaunlich oft Möglichkeiten, sich anständig und wohlgesonnen miteinander zu unterhalten, wenn sie sich im „Real Life“ begegnen.

Rahmenbedingungen sind bei menschlichen Gesprächen, Begegnungen und Entscheidungen alles. – Das heißt aber umgekehrt: Wir haben die Pflicht, solche Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen wir uns sinnvoll begegnen, austauschen und gemeinsam entscheiden können.

Bei Bürgerparlamenten kommt daher den Moderatoren des Dialogs eine entscheidende Bedeutung zu: Sie müssen garantiert unparteisch, rein prozessorientiert moderieren. Sie müssen jedem die Gelegenheit geben, von ihren Mitparlamentariern gehört zu werden. Und dass gerade dann, wenn keine unmittelbare Sympathie besteht.

In allen mir bekannten Prozessen zu Bürgerräten, Bürgerparlamenten und „G1000“ werden solche Moderatoren eingesetzt.¹

Bürgerparlamente sind zudem ein Ort, an dem durch das Losverfahren ermöglicht und garantiert wird, dass sich Menschen einer Gesellschaft als Freie und Gleiche begegnen, die sich außerhalb dieses politischen Raums so gut wie nie als Freie und Gleiche begegnen. – Nicht in einer hochdifferenzierten Gesellschaft.

Die physische Präsenz, die Unmittelbarkeit, die Bürgerparlamente als Raum demokratischen Austauschs und demokratischen Entscheidens ermöglichen, ist daher keine Randbedingung, sondern entscheidend. Sie erklärt auch (neben dem Mehr an Zeit und Ruhe) die große Überlegenheit einer solchen Institution gegenüber den anderen Instrumenten direkter Demokratie: Volksentscheiden und Liquid Democracy.

Die Wichtigkeit für Menschen, sich zu äußern und sich dabei unmittelbar gehört und verstanden zu fühlen, wird von unseren bisherigen demokratischen Prozessen stark unterschätzt.

Demokratie geht im Kern nicht „um die Sache“. Es sind keine Sachentscheidungen, die dort verhandelt werden. – Wäre das anders, könnten wir „die Herrschaft“ tatsächlich an Experten und Wissenschaftler abgeben. Ein Alptraum, den die Platoniker aller Zeiten immer wieder träumen.

Es geht bei Demokratie um das, was wir gewohnt sind zu schmähen und als unbedeutend oder sogar als störend zu diffamieren: Subjektive Befindlichkeiten.

Natürlich sind objektive Gegebenheiten, wie sie durch Wissenshaft erfassbar sind, nicht unerheblich für gute politische Entscheidungen. Doch in einem demokratischen Prozess können sie nur insofern Eingang finden, insofern sie im subjektiven Bewusstsein der beteiligten Bürger Bedeutung haben.

Und genau an dieser Stelle trauen wir unseren Mitbürgern und auch uns selbst – schon fast gewohnheitsmäßig – viel zu wenig zu.

Wir haben das Bild von uns selbst und anderen, dass wir unfähig seien, unsere kurzfristigen vs. unsere langfristige Interessen abzugleichen. Und genauso, unsere unmittelbaren Bedürfnisse und Wünsche mit den unmittelbaren Bedürfnissen und Wünschen anderer Menschen.

Doch genau das Gegenteil erlebe ich täglich in meinen Coachings: Ich erlebe, dass ausnahmslos alle meine Kunden genau dazu sehr gut in der Lage sind. Und genau dort, wo wir gerade eine „persönliche Blockade“ haben, genau an diesen Stellen hilft uns gerade der Austausch mit anderen.

Aus diesen Erfahrungen heraus glaube ich, dass Bürgerparlamente und Bürgerratsversammlungen sogar noch mehr als Einzelcoachingsprozesse in der Lage sind, bei uns als Einzelnen „Einsicht auszulösen“. – Und die bisher durchgeführten Veranstaltungen in diese Richtung bestätigen genau diese Annahme.

Ich denke daher, dass Bürgerparlamente Institutionen des Zutrauens sind: Sowohl Institutionen, die entstehen, wenn wir uns selbst und uns wechselseitig „etwas zutrauen“. Aber auch demokratische Institutionen, durch die unser Zutrauen ineinander wächst und aktiv kultiviert wird.

Ich denke daher, dass wir solche Institutionen brauchen, um unser Bild von uns selbst und anderen zu korrigieren. Und um ein Instrument zu schaffen, das demjenigen Unverständnis und Misstrauen aktiv entgegenwirkt, das in einer hochdifferenzierten Gesellschaft erwartbar und völlig normal ist.

Wir brauchen politische Orte echter Begegnung und wechselseitiger Aufklärung. Nicht über „Sachen“. Sondern über uns selbst. Über unsere unterschiedlichen Lebensverhältnisse und die Bedeutung, die demokratische Entscheidungen für uns ganz subjektiv haben können.

Kein Vorwurf an sie, sondern Entlastung für sie: Berufspolitiker können das nicht leisten. Beim besten Willen nicht. Auch Volksentscheide und digital gestützte, virtuelle Tools direkter Demokratie können das nicht leisten.

Wir brauchen physische Zusammenkünfte und moderierten, empathischen Austausch derjenigen, ganz unterschiedlichen Menschen, aus denen sich unsere Gesellschaft zusammensetzt und in denen sie besteht.

Ich denke sogar: Erst wenn wir das systematisch, auf allen Ebenen: lokal, regional, staatlich und überstaatlich realisiert haben, erst dann haben wir wirklich „Demokratie“.

¹ Ich habe das zu einem Zeitpunkt geschrieben, als mir das Format „Bürgergutachten mit Planungszelle“ noch unbekannt war. Auch dort gibt es zwar „Moderatoren“ und sie haben dort eine durchaus wichtige Rolle in der Vorbereitung der Veranstaltungen, aber nicht innerhalb der eigentlichen Prozesse in den Kleingruppen. Auf eine gewisse Weise wird den Bürgern in diesem Format NOCH mehr zugetraut als in anderen: Dass sie sich – eine kleine, zufällig durchmischte Gruppe von 5 Personen und eine klare Aufgabenstellung vorausgesetzt – durchaus selbst moderieren können. Damit ist das Format des Bürgergutachtens nach meiner Einschätzung NOCH demokratischer als andere, ähnliche Prozesse. Vor allem dann, wenn es wiederum geloste Bürger selber sind, die sie vorbereiten, durchführen und dadurch auch kontrollieren. Dazu hat der Politologe Marcin Gerwin vor einiger Zeit einen sehr interessanten Vorschlag gemacht (siehe hier, gegen Ende des Artikels).
Quelle: https://wyriwif.wordpress.com/2017/11/15/buergerparlamente-im-losverfahren-ein-eher-persoenliches-motiv-aus-dem-ich-sie-grossartig-finde/



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Welche Partei kann man noch wählen?

um 09:13
Zitat von DesperadooDesperadoo schrieb:Der "ausgeloste" oder nur temporär ausgewählte eher nicht. Ein weiterer Weg, Vorlagen und Abstimmungen zu manipulieren.
Dazu hab ich auch noch eine Überlegung gefunden, die mir ganz stimmig vorkommt:

Spoiler
Möglicherweise können Adhoc-Bürgerräte zu ganz bestimmten politischen Themen hier Abhilfe schaffen. Also Bürgerräte, die jene Bürgerkonvente oder Bürgerparlamente ergänzen, die über mehrere Monate hinweg „im Amt sind“ und möglicherweise ihre Hauptaufgabe haben, die weiterhin gewählte politische Exekutive zu kontrollieren und zu entlasten. Vom polnischen Politologen Marcin Gerwin kommt zudem der in meinen Augen sehr smarte Vorschlag, aus Bürgern, die bereits einmal selbst gelost wurden und mit dem Prozess Erfahrung haben, nochmals zu losen, um auf demokratischem Weg Prozesskontrolleure, Prozessoptimierer und Prozessvorbereiter zu gewinnen. Gerwin nennt das hier auf S. 88 f. „Bürgersenat“. Denn die Frage der Kontrolle über die Prozesse des Losens, Versammelns und Beratens schafft ja tatsächlich neue politische Machtfragen: Potentiale für Machtungleichheiten zwischen den Bürgern. Insofern scheint es logisch, auch hier das Losverfahren einzusetzen (und gleichzeitig bewusst die bereits aufgebaute demokratische Kompetenz unter den Bürgern zu nutzen), um zu verhindern, dass es zu neuen, anderen undemokratischen Machtkonzentrationen kommt.


Daraus entnommen scheint mir auch ein Blick in diese Schrift ganz neue Impulse diesbezüglich geben zu können. Hab es noch nicht ganz gelesen, aber teils überflogen, und finde es auf den ersten Blick zumindest mal spannend und prüfenswert.

Bei Interesse:
https://citizensassemblies.org/wp-content/uploads/2018/10/Burgerpanels_DE_web.pdf


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