@bliebigZur Widerlegung der Schuldumkehrmöglichkeit bzgl. der Verantwortung zum Holocaust hatten Sie ein Zitat von Henryk Broder in die Diskussion eingebracht, der wiederum Bezug auf den israelischen Psychoanalytiker Zvi Rex nimmt. Dieser überträgt die Täterposition in Vergewaltigungssituationen auf die deutsche Täterposition im Holocaust.
Zitat
@bliebig:
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"“Das schlechte Gewissen gegenüber den Juden …
… ist erst mal kein negatives Zeichen, weil, es gibt einen Grund für das schlechte Gewissen. Aber die Frage ist, wie man das schlechte Gewissen austariert. Und es gibt einen Satz von Zvi Rex, von dem leider nichts erhalten geblieben ist. Zvi Rex war ein israelischer Psychoanalytiker, der hat den zentralen Satz für das deutsch-jüdische Verhältnis geprägt, nämlich: Die Deutschen werden den Juden Ausschwitz nie verzeihen. Auf die gleiche Art und Weise wie ein Mann, der eine Frau vergewaltigt hat, es der Frau nicht verzeihen wird, dass er sie vergewaltigt hat, weil sie ihn provoziert hat, weil er gar nicht anders konnte, aber in ganz ähnlicher Weise werden “die Deutschen“ – generalisiert, ich bitte alle um Verzeihung, auf die es nicht zutrifft – auf die gleiche Art und Weise den Juden Ausschwitz nicht verzeihen.”
Henryk M. Broder in: Henryk M. Broder auf dem blauen Sofa, Teil 2"
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Obwohl diese psychoanalytische Deutung für die faktische Schuldermittlung nichts beitragen kann, wollte ich dennoch so gut wie möglich darauf eingehen. Da mir der Ansatz nicht völlig einleuchtete, wollte ich die religionsspezifischen Auslegungen des Judentums zur Vergewaltigung recherchieren. Mich hat vor allem "es der Frau nicht verzeihen wird" irritiert. Zvi Rex scheint scheint anzunehmen, dies ist immer so. Hierbei bin ich auf einen schrecklichen Bericht gestoßen. Dieser wird betitelt mit:
IN RITUELLEN BADEHÄUSERN ORTHODOXER JUDEN WERDEN KINDER SYSTEMATISCH MISSBRAUCHT
http://www.vice.com/de/read/kindesmissbrauch-unter-ultra-orthodoxen-0000608-v9n11 (Archiv-Version vom 27.01.2015)Zitat aus dem Artikel: "Vor sieben Jahren begann Rabbi Rosenberg einen Blog zu sexuellem Missbrauch in seiner Gemeinde und startete eine Hotline für sexuellen Missbrauch in New York. Er veröffentlichte Appelle auf Youtube, war auf CNN zu sehen und hat in den gesamten USA, Kanada, Israel und Australien Vorträge gehalten."
Hier noch ein Wikipedia-Eintrag zu diesem Thema
Wikipedia: Sexual abuse cases in Brooklyn's_Haredi_community
Noch ein wichtiges Zitat aus dem Artikel:
"Als Rabbi Rosenberg seine Bedenken gegenüber dem Rabbinat in Israel äußerte, wurde er von der erzkonservativen orthodoxen „Sitteneinheit“ mishmeres hatznuis angeklagt. Diese Einheit regelt, häufig durch Androhung von Gewalt, das richtige moralische Verhalten und die angemessene Kleidung zwischen Männern und Frauen."
Sie präsentieren sich hier nicht nur als Verteidiger, sondern mit Ihren Bibelzitaten auch als recht glaubwürdiger Kenner der jüdischen Religion. Sind diese Taten mit der jüdischen Religion vereinbar? Sehen Sie auch hier die Kindeswohldienlichkeit als gegeben an? Könnte Zvi Rex seine These aus der Kenntnis dieser Thematik abgeleitet haben? Da diese Taten ja von Rabbinern und dem Bericht nach institutionalisiert gedeckt begangen werden, muss es da nicht eben jene religionsspezifischen Auslegungen zur Vergewaltigung und hier Kindesmissbrauch im Judentum geben? Können Sie Quellen benennen?
Für mich ergibt sich weiterhin folgendes Problem:
Entweder verstoßen diese Rabbiner institutionalisiert gedeckt (Rabbinat in Israel) gegen Gottes Gebote,
oder
diese Rabbiner befolgen institutionalisiert gedeckt (Rabbinat in Israel) Gottes Gebote.
Eines von beiden müsste dann mit den Werten des Rabbinates übereinstimmen. Meinen Sie nicht auch?
Zur Bedeutung des Rabbinates
http://www.deutschlandfunk.de/israel-keine-orthodoxe-bevormundung-mehr-erwuenscht.886.de.html?dram:article_id=295558Sie schrieben Zitat: "Sie haben hier kein Mitspracherecht, weil Sie nicht zu dieser Gemeinschaft gehören. Was die Juden angeht ist das eine geschlossene Gesellschaft."
Möchten Sie auch hier diese "geschlossene Gesellschaft" der Juden einfordern, auf die der sie umgebende Rechtsstaat nicht zugreifen darf. Würden Sie Nicht-Juden auch hier das "Mitspracherecht" oder gar den Eingriff zur Vermeidung einer solchen Tat verweigern?
Sie sehen Fragen über Fragen. Und Dieter Graumann hatte Recht. Man weiß viel zu wenig über das Judentum.