@TussineldaKarl Lauterbach, den SPD-Gesundheitspolitiker, bringt das schon lange auf die Palme. Als die französischen Experten jetzt ihr ablehnendes Urteil über die Wirkung der Homöopathie fällten, twitterte er: „Im Sinne der Vernunft und der Aufklärung sowie des Patientenschutzes ist es auch in Deutschland falsch, dass Kassen aus Marketinggründen Homöopathie bezahlen.“ Vor neun Jahren, im Juli 2010, war Lauterbach das erste Mal gegen die Homöopathie zu Felde gezogen – und hatte viel rhetorische Prügel vor allem aus seiner eigenen Partei einstecken müssen. Einer der wenigen, die Lauterbach zustimmten, war Jens Spahn, damals gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Aus der damaligen Zeit ist auch die letzte eindeutige Äußerung von Spahn zur Homöopathie überliefert. Es ging um die
erwähnten Wahltarife der Krankenkassen: „Sollte die SPD hier nun gesprächsbereit sein, können wir sie morgen abschaffen“, sagte Spahn.
Falls er als Minister nun auch die anderen Möglichkeiten der Kassen, Homöopathie zu bezahlen, abschaffen sollte, muss er nicht nur mit Widerstand der homöopathischen Ärzte und der Arzneimittelhersteller rechnen, sondern auch aus den eigenen Reihen: Wenn nun gefordert werde, die Erstattung homöopathischer Therapien auch als freiwillige Kassenleistung zu streichen, „lehne ich das ab“, teilte der für Gesundheit zuständige Vize-Fraktionschef der Union, Georg Nüßlein (CSU), mit. Sein Argument: „Viele Menschen setzen auf Homöopathie.“ Ähnlich sehen es die Grünen: „Es ist wichtig, auch komplementären Behandlungsverfahren ihre Berechtigung zu lassen“, sagt ihre Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink. Die FDP dagegen will die Homöopathie komplett zur Eigenleistung der Versicherten machen.
Und die Krankenkassen selbst? Die sitzen „zwischen Baum und Borke“, wie der Chef des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, es formuliert. „Nach Expertenmeinung gibt es keinen Nachweis in methodisch hochwertigen Studien für die Wirksamkeit von Homöopathie“, sagt Litsch. „Gleichzeitig wird die Homöopathie von einem Teil der Bevölkerung aktiv nachgefragt und als Alternative zur klassischen Schulmedizin wertgeschätzt.“ Die AOK fordert deshalb: „Wie in Frankreich ist der Gesetzgeber gefragt, Klarheit zu schaffen“, so Litsch. Damit es diese Klarheit gebe, müssten Spahn und die große Koalition die „Homöopathie dann als zusätzliche Leistung der Krankenkassen explizit ausschließen“. Dass es dazu kurzfristig auch in Deutschland kommen wird, scheint eher unwahrscheinlich.
12.07.2019
Ich kann es aus dem pdf Dokument nur auf diese Weise kopieren´.