Der
Faktencheck ist jetzt da.
Welche Bedingungen eine Gasheizung genau erfüllen muss, um auch gemäß des novellierten GEG als H2-ready zu gelten, ist indes unklar. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) spricht in seinem FAQ zum Gesetzesvorhaben zunächst nur von Heizungen, die sowohl mit Erdgas als auch mit reinem, also 100-prozentigem Wasserstoff heizen können.
https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/faktencheck/faktencheck-maischberger-356.html (Archiv-Version vom 02.07.2023)
Das stimmt so nicht. Es ist klar. Dazu hat sich Robert Habeck am 21.06.2023 bei der Befragung der Bundesregierung geäußert:
https://www.ardmediathek.de/video/phoenix-parlament/befragung-von-geywitz-und-habeck/phoenix/Y3JpZDovL3Bob2VuaXguZGUvMzE3NjIyMQ 45:00
Ab 2045 muss die mit 100% Wasserstoff betrieben werden können. Das ergibt sich auch von selbst, weil Deutschland bis 2045 Treibhausgasneutralität erreichen soll. Heizungen die als H2-ready gelten, müssen von daher auch 100% Wasserstoff können. H2-ready 100 heißen die in diversen Veröffentlichung en. Nur darum geht es.
Deutschlands größtem Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe und der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart gezeigt, dass die im Gasnetz verbauten Stahlrohrleitungen grundsätzlich genauso geeignet waren für den Transport von Wasserstoff wie für Erdgas. Für den Umstieg auf Wasserstoff sind nur kleinere Umrüstungen notwendig.
https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/faktencheck/faktencheck-maischberger-356.html (Archiv-Version vom 02.07.2023)
Das stimmt zweifelsohne für das Fernleitungsnetz. Aber nur für das. Bei z.B. der Telekom ist das Fernnetz auch schon seit über 20 Jahren vollständig verglast. Das Zugangsnetz bis heute aber nicht. Zugangsnetze zu erneuern ist extrem teuer, weil da Straßen aufgerissen und wieder in stand gesetzt werden müssen. Da hätten auch die für die Zugangsnetze zuständigen Regionalversorger gefragt werden müssen. Die wissen aber wahrscheinlich selbst noch nicht, ob ihre Netze umrüstbar sind. Deshalb müssen die auch einen konkreten und verbindlichen Transformationsplan für ihr Gasnetz zur Umstellung auf Wasserstoff erarbeiten. Das Problem ist längst bekannt:
Eine Beimischung von fünf Prozent im Fernnetz und bis 20 Prozent im Verteilnetz sind sicherlich denkbar um zum Beispiel auch den Wärmemarkt mit grüner Energie zu versorgen.
Martin: Langfristig muss man sicherlich auch über neue Konzepte nachdenken – wie etwa die Möglichkeit, eine kleinere Gasleitung für Wasserstoff neben oder gar in eine bestehende Gasleitung zu implementieren. So werden die bestehenden Infrastrukturen mit genutzt, was deutlich kostengünstiger ist und die Umwelt nicht zusätzlich belastet. Das ist alles noch in der Phase, in der es verschiedene Tests und Realversuche gibt – und in der es noch nicht entschieden ist, was sich am Ende des Tages durchsetzen wird.
https://www.iis.fraunhofer.de/de/magazin/serien/serie-wasserstoff/wasserstoff-gasleitungen.html
Das Fazit des Faktenchecks finde ich nicht sonderlich plausibel.
Dass die bestehenden Gasleitungen nicht für den Transport von Wasserstoff geeignet sind, wie Tino Chrupalla in der Sendung sagte, ist nach einhelliger Experteneinschätzung falsch.
https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/faktencheck/faktencheck-maischberger-356.html (Archiv-Version vom 02.07.2023)
Das stimmt so nicht. Es gibt lediglich im Fernnetz einen nennenswerten Anteil von Leitungen, die man sicher für den Transport von 100% Wasserstoff nutzen kann. Ich glaube, da hat noch keiner bei den Regionalnetzbetreibern nachgefragt, wie sich das dort mit einer reinen Wasserstoffeinspeisung verhält. Im Faktencheck findet man nichts dazu. Da wird einfach so getan, als wären Fernnetz und Regionalnetz das Gleiche. Das stimmt aber definitiv nicht. Von den Hausnetzen ganz zu schweigen. Wenn ein einziges Hausnetz keinen Wasserstoff verträgt, dann kann man das ganze Netz an dem das Haus hängt nicht für Wasserstoff nutzen. Und es gibt ja auch noch eine Unmenge von alten Häusern in denen die Gasrohre mit Hanf abgedichtet wurden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da gefahrlos Wasserstoff durchleiten kann.
Fazit: Der AfD-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla behauptete in unserer Sendung, es gebe derzeit keine Gasheizungen, die auch mit Wasserstoff betrieben werden können. Solche Heizungen werde es auch in 20 Jahren nicht geben, so Chrupalla. Das stimmt nicht.
https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/faktencheck/faktencheck-maischberger-356.html (Archiv-Version vom 02.07.2023)
Wo es die mit Wasserstoff betriebene Heizung zu kaufen geben soll, hat man wohl „vergessen“ zu erwähnen. Ich habe nirgends eine gefunden. Heizungen H2-ready 100 sind derzeit lediglich in der Entwicklung und im Test. Ob es die in 20 Jahren in Haushalten geben wird oder nicht, darüber kann man nur spekulieren. Ich halte das für einen energetischen Schildbürgerstreich.
Ich denke mal, mit einem so schwammigen und auch leicht angreifbaren Faktencheck kann man bestenfalls die AFD aufmunitionieren. Spätesten wenn die Leute nach einsetzbaren wasserstoffähigen Heizungen suchen, werden sie merken, dass es in Wirklichkeit doch keine zu kaufen gibt. Und wenn sie bei ihrem Versorger nachfragen, ob sie denn eine anschließen könnten, wenn es eine gäbe, dann wird die Antwort ganz einfach entweder "nein", oder "weiß nicht" sein.