Hey
@lilit Es geht dabei auch weniger um die Frage, ob die Mehrheit der Muslime gute Menschen sind. Ich selbst rufe jeden dazu auf, jeden Muslim gerecht zu behandeln, nicht zu hetzen und erst mal als Individuum und Person kennenzulernen. Nicht noch mehr trennen, sondern annähern. Wo man aber ansetzen kann und wo differierende Meinungen erlaubt sein müssen, das ist bei den verschiedenen Schriften, wo jeder seine Meinung dazu haben dürfen sollte. Und nur indem man diese mal wirklich unter die Lupe nimmt und bestimmte Dinge klärt, kann auch wirklich aufrichtige Annäherung möglich sein meiner Meinung nach. Hier bedenke man etwa, dass man im Koran aus manchen Versen herauslesen kann, dass man unter sich bleiben sollte und alles Andere außerhalb der eigenen Gemeinschaft nur Verführung zum Unglaube wäre; und an solchen Versen muss man auch ansetzen. Man kann sie etwa spezifizieren und kontextualisieren (Gilt nur für bestimmte feindlich gesinnte Christen etwa) oder historisieren (Galt nur früher) bzw. aber metaphorisch deuten und auch innerlich.
Alles das wirft aber neue Fragen auf. Denn wenn man sich wörtlich etwas einliest im Koran und die Interpretation der Radikalen kennt, aber auch die vieler traditioneller Rechtsschulen, gerade der sunnitischen, dann zeigt dies das, was manche einfach ausblenden, beschönigen und relativieren wollen, oft aus einer ganz anderen Richtung. Was nicht heißt, dass es keine anderen Interpretationen geben kann. Aber ich bin nicht damit einverstanden, dass manche aus welchen Gründen auch immer eine Transparenz und offene Diskussion über bestimmte Dinge nicht ermöglichen wollen, was aber gerade erst zu einer Radikalisierung beitragen kann, weil man zu dem Glauben kommen könnte, dass etwas Arges hinterm Busch liegt, wenn man ständig bemüht ist, teils Offensichtliches, irgendwie mit dem Holzhammer ganz anders aussehen zu lassen. Das Gebot der Stunde ist darum für mich, klar zu sagen, dass wie etwa hier und da geschrieben, es durchaus dies und das zulassen könnte, aber halt nicht muss. Und bitte nicht Offensichtliches zu vertuschen versuchen. Also nicht sagen, wenn etwa geschrieben steht 'Peitschenhiebe für bestimmte Strafe' da überhaupt nichts dergleichen stehe oder Leute, die Unmut haben, zu diskreditieren und mundtot machen zu wollen.
Ein viel besprochenes Thema ist etwa immer wieder, ob die Kriegspassagen, die im Koran auftauchen, aggressiv oder defensiv zu deuten wären bzw. gar nur darin steht, dass sie defensiv sind. Bestimmte klassische Rechtsschulen haben auch ihre Meinungen dazu; sie haben lange das Klima bestimmt und radikalisierte Formen wollen heute erneut bestimmen. So mag es sein, dass oft dran gehängt ist 'Und kämpft gegen die, die gegen euch kämpfen' oder etwa 'Wenn sie aber ablassen, so lasst auch ihr ab', was viele antiislamische Seiten durchaus verschweigen, ob aus Absicht oder nicht. Doch hierbei bedenke man wiederum den größeren Kontext; denn die Frage ist doch, was hier mit 'bekämpft die gegen euch kämpfen' gemeint sein könnte. Und wenn man genauer hinschaut, so meine Meinung, dann relativiert auch das sich wieder und gerade wenn man die radikalen Strömungen aber auch traditionelle Rechtsschulen ranzieht. Hierbei kann ich mit meinen Zeilen also vielleicht auch mehr Verständnis für solche Sachen wie eine ISIS erwirken. Denn das Bekämpfen meint gemäß diesen Strömungen, die islamische Expansion zu bekämpfen.
Also um diese Deutung ergänzt heißt der Vers dann sinngemäß so 'Kämpft gegen die, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht' als 'Bekämpft die, die gegen die Expansion des Islams kämpfen auf islamische Weise' Und der Teufel steckt in genau diesem Detail. Ich möchte sachlich an das Thema rangehen, auch wenn es politisiert ist. Denn was ist denn mit der Expansion hier gemeint? Gemeint ist die Ausdehnung des islamischen Machtbereichs, das heißt, und genau hier liegt der Hase im Pfeffer, die Unterwerfung der nicht-islamischen Gebiete unter islamische Oberhoheit, so gibt es oft im Koran Verse dieser Art 'Und er ist gekommen, um dem Islam die Oberhand über alle Religion zu geben'. Und Oberhoheit heißt Herrschaft bzw. Etablierung der Scharia im klassischen Sinne. Es geht also tatsächlich nicht direkt um Zwangsbekehrung (Außer es sind richtig radikale Gruppen) als mehr um Unterjochung wie auch geschrieben sein könnte 'Und kämpft gegen sie, bis sie kleinlaut aus der Hand Tribut entrichten.' So gibt es also die Dreiteilung im Kriegsfall von Konversion zum Islam, Dhimma (Schutzvertrag unter Anerkennung islamischer Herrschaft, aber mit Einschränkung und Benachteiligung im öffentlichen Leben) als auch den Mord, wenn man sich diesen zwei Optionen widersetzt. Das ist die klassische Sichtweise und diese klassische Sichtweise haben richtig radikale Gruppen nochmal extremer gestaltet. So werden Schiiten etwa oft schlicht zu Murtadd, zu Abtrünnigen erklärt, die den eigentlichen Islam bekämpfen, worauf nach klassischer Sichtweise die Todesstrafe stehen würde.
Freilich war man sich schon in der Frühzeit im Islam gar nicht darüber einig, wie genau die Scharia eigentlich auszusehen habe. Wie sie auszusehen habe und wer die Führung über die islamische Gemeinde haben dürfte sowie wer die Deutungshoheit über den Islam Inne haben dürfte, das war der Eigenanspruch der sogenannten Kalifen, denn ein Kalif sollte in diesem Sinne ein legitimier Nachfolger Mohammeds sein. Und genau an diesem Punkt trifft mein Beitrag sich wieder sehr mit dem Thema dieses Threads. Denn wie wir wissen, gab es dazu schon früh Ungereimtheiten und diese setzen sich heute auch im Irak fort. Sehr kundig bin ich über dieses Thema jetzt allerdings nicht. Aber grob umrissen soll es so gewesen sein, dass es kaum genaue Informationen darüber gab, wen Mohammed (Wenn überhaupt) für seine Nachfolge bestimmt habe. Außer für die Schiiten, denn für sie war es klar, wer das war; nämlich Ali in Abi Talib, der Bräutigam von Mohammeds Tochter Fatima. Die Schiiten haben meines Wissens Hadithe, die das klar stellen; die Sunniten nicht, da mag vielleicht Ali auch gar nicht mal so Übel hier und da wegkommen, aber für die Nachfolge bestimmt sehen sie ihn nicht an.
War es für die Schiiten so, dass nur jemand aus der ahl al-Bait (Familie Mohammeds durch Ali und Fatima) Kalif werden konnte, so war es für die Sunniten so, dass nur jemand Gewähltes aus dem Stamm der Quraischiten Kalif werden konnte und für die Charidschiten (Heute noch durch die Ibaditen im Oman vertreten, glaube ich) war es so, dass jeder, egal welcher Abstammung, Kalif werden konnte, so er nur dazu geeignet sei und gewählt werden würde. Den Ton gaben aber scheinbar schon im Anfang die Sunniten an, mit dem Kalifat der Ummayaden, auch wenn die Fatimiden (Von Fatima abgeleitet) später von Ägypten aus ein starkes Gegengewicht zum mehr oder weniger sunnitischen Kalifat der Abbasiden bilden sollten. Umayyaden, Fatimiden, Abbasiden? Was, wer, wo?
Um das zu beleuchten, nochmal etwas in der Zeittafeln zurück. Nach dem Tod Mohammeds im Jahre 632 bestand also schon eine mehr oder weniger differierende Sicht darüber, wer der legitime Nachfolger zu sein habe. Die Sunniten sahen es so, dass man dazu Abkömmling der Quraischiten zu sein habe. Wer waren die Quraischiten? Die Quraischiten waren die arabische Elite zu altarabischer Zeit, von ihrem Stamm entstammt auch Mohammed, gleichwohl waren sie zunächst Mohammed und seiner neuen Religion scheinbar feindlich gesinnt. Zumindest das alles, sofern man überhaupt Ibn Ishaq Glauben schenken kann. Ibn Ishaq hat die Biografie Mohammeds geschrieben, allerdings erst glaube ich mehr als 200 Jahre nach seinem angeblichen Tod, Vieles liegt im Argen und es gibt heute gar schon Forscher, die annehmen, dass alles vielleicht ganz anders war; dass nämlich die sogenannte islamische Expansion durch die Araber erst gar keine islamische Expansion war sondern erstmal nur eine rein arabische und der Islam erst hinterher kam, als sich die arabischen Eroberer mit einer bestimmten christlich-häretischen Sekte vermischten, die anti-trinitarisch war. Denn man muss sich das auch so vorstellen, und das scheint glaube ich auch im Koran durch, dass zu jener Zeit unter der Christenheit des Orients viel Uneinigkeit und Streit herrschte; es gab, gerade im Syrien der damaligen Zeit, die verschiedensten Richtungen, von Anti-Trinitariern, Trinitariern verschiedenster Couleur, von Monophystien, Duophysiten, es gab noch gnostische Richtungen Zuhauf, in Persien fanden das syrisch Christentum unter den Sassaniden Zuflucht und in Persien selbst einen Haufen Zoroastrier neben verschiedensten gnostischen Sekten wie den Manichäern.
Auch der Koran wurde erst später kanonisiert; seine Entstehung liegt durchaus auch noch im Dunkeln. Kanonisiert auch nach klassischer Sicht so unter dem dritten Kalifen Uthman ibn Affan wird er aber wohl erst noch später wirklich greifbar. Derweil lag das Zentrum des arabischen Imperiums im heutigen Syrien, wo die Nachfolger von Uthman ibn Affan das Kalifat der Umayyaden begründen sollten. Aber wie kam es überhaupt zum Umayyaden-Kalifat? Nach dem Tode Mohammeds wählten die sunnitischen Stammesführer Abu Bakr aus dem Stamme der Quraisch zum Kalifen, hernach kam Umar ibn al-Chattab, dann, als Dritter, der schon genannte Uthman. Und dann? Dann kam Ali als Vierter, welchen die Schiiten endlich an seiner legitimen Stelle sahen. Doch wie kam er da eigentlich hin?
Mit innerem Zwist hatte schon der erste Kalif Abu Bakr zu kämpfen; um nämlich überhaupt erst den arabischen Machtbereich weiter ausdehnen zu können, musste er davor die sofort schon nach Mohammed aufkeimenden Aufstände niederschlagen (Die sogenannten Ridda-Kriege) womit es schon unter dem ersten Kalifen gar keine Einigkeit unter den ersten Muslimen gegeben zu haben scheint. Abu Bakr erklärte die Aufständischen zu Ungläubigen und Abtrünnigen, glaube ich; daher der Name Ridda. Dass die Aufständischen unter Abu Bakr allerdings schiitisch waren, glaube ich nicht. Sicher bin ich mir nicht, aber mit den Schiiten hatten sie glaube ich nichts am Hut. Weiss es aber nicht genau. Um wen es sich alles dabei handelte, das sei jetzt auch dahingestellt.
Doch schon die nächsten Jahre und unter den folgenden zwei schon genannten Kalifen nahm die arabisch-islamische Expansion wieder seinen vollen Lauf; die Levante, Syrien, große Teile Persiens, Stücke Anatoliens und Ägyptens wurden erobert. Die Kämpfe der christlichen Herrscher untereinander und dann dieser wieder mit etwa den zoroastrischen Sassaniden hatte diese Staaten innerlich geschwächt, zumal es eine Art Blitzkrieg war; so hatte man wohl nicht mit einem gebündelten Angriff aus der arabischen Halbinsel gerechnet und die Perser (Sassaniden) hatten gar glaube ich Verträge mit bestimmten vorislamischen Stämmen, welche Raubüberfälle auf persisches Festland zu unterbinden trachteten.
Der nach sunnitischer Sicht dritte Kalif, nämlich Uthman (Für die Schiiten gibt es da nur Ali als legitimen ersten und dann die folgenden Imame), wurde von Aufständischen in Medina ermordet. Wer waren wieder diese Aufständischen? Sie waren wohl vor allem die Neuankömmlinge zum islamischen Glauben aus den neu eroberten Gebieten, die sich bei der Beuteverteilung und sonstigen Angelegenheiten als ebenfalls Muslime geprellt fühlten, wobei sie Uthman wohl vorwarfen, sein quraischitisch-umayyadisches Geschlecht zu bevorteilen. Jedenfalls haben diese zusammen mit den Schiiten sodann Ali als vierten Kalifen gewählt. Und hier brechen die Wahlen der Kalifen dann ab.
Fortan geht es dynastisch zur Sache. In Syrien rufen die umayyadischen Abkämmlinge von Uthman erneut das Kalifat für sich aus und lehnen eine Nachfolge von Ali als illegitim ab. Das ist der Beginn des sogenannten Umayyaden-Kalifats. Vor allem dieses gab nach der Niederlage der Schiiten bei der Schlacht von Kerbala für lange Zeit den Ton an; es eroberte den gesamten Maghreb, drang von dort bis nach Spanien ein und stand gar bis hinein in Frankreich, wo die Expansion gen Europa dann vorerst mal gestoppt werden konnte durch die damalige französische Armee. Das für den Wesen. Im Osten haben sie ihren Machtbereich bis ins Indus-Tal erweitert. Die letzen Reste Persiens wurden erobert und die dortigen Aufstände oft blutig niedergeschlagen, um dieses Ziel (Einmarsch gen Indien) zu erreichen. Doch sie wurden später glaube ich wieder daraus vertrieben. Erst den Abbasiden gelang es, sich länger im indischen Subkontinent zu etablieren.
Wer sind die Abbasiden? Wie wir wissen, wurde scheinbar schon Uthman ibn Affan, dem, der den Koran kanonisiert haben soll, von vielen damaligen Menschen unter seinem Reich vorgeworfen, korrupt zu sein, sie bei der gerechten Verteilung zu hintergehen und seine quraischitisch-umayyadische Sippe zu bevorteilen. Die Umayyaden sind die Nachkommen von Uthman, sie haben das Kalifat Alis nicht anerkannt und auch kein Anderes. Wie auch, wenn sie sich selbst als Kalifen ausriefen. Es scheint jedenfalls auch unter den Umayyaden schon gebrodelt zu haben; denn nach nur etwa 89 Jahren ihrer Herrschaft wurden sie im Großen und Ganzen durch die Abbasiden gestürzt, auch wenn letzte Abkömmlinge nach Spanien fliehen konnten, wo sie das Emirat von Cordoba begründen sollten; die Reconquista war schon im Gange, das Emirat von Cordoba sollte aber noch eine Weile bleiben, bis im Jahre 1492 auch dieses Emirat fiel und Spanien wieder unter christlicher Herrschaft war. 1492 stellt übrigens mithin einen der großen Wendepunkte da; denn erst bedrückt von der sogenannte islamischen Expansion begründete vielleicht gar diese erst die sogenannte europäische Invasion. Warum? ja, seht, ich schweife vom Thema ab, wenn ich da meine Thesen zu einbringen will, aber ganz kurz: Weil Kolumbus einen Seeweg nach Indien suchte. Aber warum suchte er den? Weil Europa die Seewege von den Arabern gen Indien abgeschnitten wurden und mit dem Fall von Konstantinopel letztlich gar die Seidenstraße blockiert war. Allgemein stelle ich die These auf, dass erst durch den Belagerungszustand Europas durch die Kalifate Europa zu bestimmten Innovationen und Umdenken gebracht wurde. So sollte also darum ein neuer Seeweg nach Indien gefunden werden; der aber führte kurzerhand in die neue Welt. Und das, das hat Europa ganz neue Perspektiven eröffnet. Aber wie gesagt, jetzt zurück zum Thema.
Wir waren beim Untergang der Umayyaden, die sich etwa 89 Jahre an der Macht halten konnten, bis ihre letzten Reste nach Spanien fliehen mussten. Gestürzt wurden sie durch die Abbasiden, benannt nach dem ersten Kalifen dieses Kalifats bzw. dieses Geschlechts. Was war passiert? Also, wie schon zuvor unter Uthman, so warfen erneut die Beherrschten den Beherrschern vor, ungerecht und korrupt zu sein. Herz des Aufstands war wohl Persien, welches sich gerade im Zuge seiner Islamisierung befand. Wie Uthman, dem vorgeworfen wurde, seine quraischitisch-umayyadische Sippe zu bevorteilen und die Anderen zu benachteiligen, so wurde jetzt erneut den Nachfolgern von Uthman, den Umayyaden-Kalifen, vorgeworfen, korrupt, ungerecht und unislamisch zu sein. Denn selbst wenn Perser etwa schon zum Islam konvertiert waren, so waren sie scheinbar noch immer benachteiligt; höhere Regierungsstellen durften nur Muslime arabischer bzw. gar nur quraischitischer Abstammung ausüben, wirtschaftlich wurden sie wohl besser gestellt usw. Doch gleichsam erkannten Andere früh, dass man die persische Elite als Nachfolger einer alten Kulturnation irgendwo doch brauchte und eventuell gar besser mit diesen fahren könnte; sie selbst hatten eventuell noch immer eine Art von Bewusstsein ihrer Vergangenheit in sich und so kamen die Umayyaden glaube ich gerade auch durch Druck aus Persien zu Fall. Die Abbasiden griffen den Unmut etwa der persischen Bevölkerung und Anderer auf. Man warf den Umayyaden unislamisches und dekadentes Verhalten vor und unterstellte ihnen, dass ihre Sippe in den Frühzeiten des Islams mithin zu den größten Gegnern Mohammeds gehört habe. In der Nachfolgezeit sollte das umayyadische Kalifat darum als das arabische Kalifat und das abbasidische Kalifat als das muslimische Kalifat bekannt werden.
Doch auch die Schiiten haben sich, ähnlich wie damals mit Ali, glaube ich wieder Einiges von diesem Aufstand erhofft gehabt; nämlich dass sie an ihre legitime Stelle in der Geschichte treten sollten. Das ganze mit dem Aufstand hat vor allem auch mit zwei Personen zutun: Abu Muslim und dem Begründer des Abbasiden-Kalifats; Al-Abbas ibn Abd al-Muttalib. Die Schiiten erhofften sich also erneut Geltung durch den Sturz der Umayyaden; wurden aber scheinbar von den Abbasiden geprellt. Genaueres weiss ich hierzu aber nicht. Der Iran war anfangs jedenfalls erst noch sunnitisch dominiert und wurde erst später schiitisch dominiert, nachdem die Abassiden gefallen waren; hingegen war Ägypten zeitweise gar schiitisch dominiert, heute aber hauptsächlich sunnitisch. Das mal so, wie sich schon immer hier Machtwechsel ergeben haben.
Die Abbasiden verlegten ihren Sitz nun nach Persien und den Irak, Bagdad wurde neue Hauptstadt. Altes persisches Erbe neu interpretiert und in das Kalifat integriert, sowie Persern das staatliche Amt ermöglicht, sofern sie zumindest Muslime waren. Die Abbasiden glichen ihren Herrschaftsstil an altes persisches Vorbild an. Auch das Geschlecht der Abbasiden selbst vermischte sich in der Folgezeit ihrer Dynastien immer mehr mit den Persern, etwa durch Heiraten oder Konkubinate von abbasidischen Kalifen mit Perserinnen. Derweil gründete sich von Ägypten aus neben dem Emirat von Cordoba ein weiteres Kalifat; ein schiitisches und eines der größten wenn nicht das größte schiitische Kalifat der Geschichte; das der Fatimiden (Von Fatima). Das Kalifat hatte zeitweise gar Sizilien und verschiedene Abschnitte Süditaliens unter seiner Kontrolle. Wie gesagt, Europa war von verschiedenen Kalifaten damals mehr oder weniger belagert und stets bedroht; wie auch vom Welthandel abgeschnitten. Später sollten die Osmanen gar Wien belagern, welche auch von vielen europäischen Staaten Tribute gefordert haben und kolonisierten. Warum erwähne ich das? Ich erwähne es deshalb, weil immer so getan wird, als wären es nur Europäer gewesen, die kolonisiert haben und so weiter. Das Blatt hat sich ab 1492 schrittweise schlicht gewendet, mit dem Zurückschlagen der letzen Belagerung Wiens dann gänzlich, woraufhin verschiedene europäische Staaten, allen voran Großbritannien und Frankreich, dann die Levante, Indien und den Maghreb kolonisierten.
Den sogenannten Kreuzzügen ging der sogenannte Dschihad voraus. Der sogenannten europäischen Expansion ging eine sogenannte islamische Expansion voraus, der sogenannten europäischen Kolonisation eine sogenannte islamische Kolonisation und einem sogenannten europäischen Imperialismus ein sogenannter islamischer Imperialismus, dem sogenannten europäischen Sklavenhandel ging ein sogenannter islamischer Sklavenhandel voraus (Die europäischen Sklavenhändler knüpften vor allem auch an diesem an, und gar aber war es Großbritannien, welches in Ägypten und Indien erst die Sklaverei abschaffte, womit ich aber nicht deren Kolonisierung rechtfertigen oder relativieren will, die bleibt natürlich trotzdem verwerflich).
Aus dieser Lage ergab sich dann langsam aber sicher die heutige Weltlage. Schon lange waren die Kalifate und Sultanate zersplittert, die Osmanen als letze Großmacht nicht überall sehr angesehen, auch nicht in der arabisch-islamischen Welt, so hielt nach der Kolonisation und dem Untergang des osmanischen Reiches langsam aber sicher Nationalismus in den arabischen Staaten Einzug, daraus ergaben sich verschiedene Diktaturen, etwa die Diktatur von Saddam Hussein. Die Kolonisatoren aus Europa haben Grenzen ohne Rücksicht auf ethnische und konfessionelle Angelegenheiten gezogen. Jedenfalls sehen wir, dass es, bevor die sogenannte islamische Expansion als quasi Blase in sich selbst zusammengekracht ist bzw. ihren Stopp bishin ihr Zurückdrängen erlebt hat, eine sehr lange Zeit von quasi Hoheit über Europa es gab und Europa immer wieder angegriffen, ausgeraubt und teils eingenommen wurde. Frühestens um 1492 und spätestens um 1683 nach der zweiten Belagerung Wiens hat sich das Blatt dann langsam aber sicher gewendet. Zu einer großangelegten Expansion haben die meisten islamisch dominierten Staaten auch nicht mal mehr die Möglichkeit, aber wie wir auch heute in der islamischen Welt den Kampf zwischen säkularen, liberalen und konservativen Kräften haben, neben dem alten Konflikt um Sunniten und Schiiten und Anderen innerislamischen Sekten, die erstmal überhaupt um Macht über das Staatswesen feilschen. Dass die konservativen Kräfte, so sie nur könnten, erneut mit militärischen Expansionen beginnen würden, dessen bin ich mir relativ sicher. Ultra-Radikale Organisationen wie das selbsternannte Kalifat der ISIS meine ich damit aber nicht mal unbedingt, aber sie sind Beweis dessen, auch wenn sie gerade erst um die Macht innerhalb, statt außerhalb kämpfen.
Wie kann man diese Konflikte, das gegenseitige Misstrauen und die gegenseitigen Angriffe lösen? Das sind gute Fragen. Vielleicht durch Annäherung der Religionen, Aufarbeitung, mehr Aufklärung und Bildung, Hinterfragung, mehr globaler Vernetzung, Integration und Austausch.