@libertarian Er gelangt zu der Ansicht, die Reichen betrieben ein globales System, das es ihnen erlaube, Kapital zu vermehren und den billigstmöglichen Preis für Arbeit zu zahlen. Auch hier: Was sonst? Das mag aus der Sicht des westeuropäischen Industriearbeiters, der seinen Arbeitsplatz nach Osteuropa, Fernost oder Südamerika verloren hat, von Nachteil sein. Aber woanders in der Welt hat es zu Wohlstand geführt, dort ist derjenige, der diesen Arbeitsplatz übernommen hat, froh darüber.
Wenn wir nicht weitere Arbeitsplätze verlieren wollen, sollte man statt der Kapitalisten besser die Ökosozialisten stoppen, die Arbeit und Energie bei uns immer teurer machen, den Staat von einer Wohlfahrtsindustrie plündern lassen und am liebsten hinter jeden Arbeitenden einen mit Stempel und Formularen bewaffneten Beamten stellen würden. Kurz: Wir bräuchten mehr freie Marktwirtschaft, weniger Staat, mehr unternehmerische Freiheit und mehr Gefallen junger Leute daran, etwas zu riskieren und steinreich zu werden.
Er sagt doch hier nichts anderes, als dass der gemeine Arbeitnehmer doch bitteschön zufrieden sein soll, überhaupt einen Job zu haben und dass dieser noch nicht in ein Billiglohnland verlegt wurde. Das gehört voll in den neoliberalen Kanon, er will Arbeit und Energie im Umkehrschluß billiger machen. Also: Scheiß auf die Arbeitnehmer, Scheiß auf die Umwelt, hauptsache die Kasse stimmt. Allerdings, wie überall in unserem heutigen System, nur die Kasse einiger weniger.
Und der Artikel ist zudem hochsuggestiv. Alleine die Aussage
"und mehr Gefallen junger Leute daran, etwas zu riskieren und steinreich zu werden" spricht Bände. Sie suggeriert, wer etwas riskiert wird steinreich. Das geht völlig an der Realität vorbei. Ich kenne einige von denen, die etwas riskiert haben und gescheitert sind. Durchaus hochintelligente und gut ausgebildete Leute. Die wurden dadurch nicht steinreich, sie waren pleite. Der gute Teil meiner damaligen Mitschüler, wir sind heute um die 40 und gingen damals auf ein sehr renomiertes Gymnasium, ist heute relativ wohlhabend. Aber stinkereich ist keiner geworden. Die einzigen Leute aus meinem Bekanntenkreis, die ich kenne und von denen ich sagen würde, sie seien stinkreich (zwei an der Zahl), haben ihren Reichtum der Erbschaft des elterlichen Vermögens zu verdanken.
Es ist einfach eine Lüge, zu behaupten, man könne durch Initiative, Risikobereitschaft und Fleiß stinkereich werden. Du kennst auch sicherlich viele, die diese Eigenschaften haben und es versucht haben. Mal ehrlich: Wie viele davon sind gescheitert oder lange nicht da angekommen, wo sie hinwollten und wieviele sind jetzt tatsächlich stinkreich. Das ist doch Gehirnwäsche. Klar, jeder kann "es schaffen", vom Tellerwäscher zum Millionär,
aber.....libertarian schrieb:Der Artikel von Augstein ist mal wieder ziemlich verstellend. Aber um auf den Inhalt einzugehen: er beklagt, dass die Moral abgebaut wurde - vergisst aber, dass es hauptsächlich linke Parteien waren, die dies herbeiführten. Sie sollten die Schuld nicht wieder bei Thatcher suchen, sondern bei sich selbst.
Nicht weniger verstellend als der von Gillner. Das Ziel ist doch erreicht. Die Gesellschaft spaltet sich immer mehr in Links-Rechts-Denken, die wahren Probleme werden dadurch schön verschleiert. Grabenkriege, die zu keinem Ergebnis führen. Links war schuld, rechts war schuld.... Schuld ist in erster Linie die ungeheuerliche Konzentration des Reichtums bei einigen wenigen. Selbst die, die ein oder zwei Milliönchen auf der Seite haben und heute noch laut Hurra schreien, werden am Ende eines Besseren belehrt werden.
Alle Bevölkerungsschichten verlieren Vermögen oder es stagniert auf niedrigem Niveau. Nur die oberen 10% gewinnen in dem 5-Jahres-Zeitraum deutlich. Würde man die letzte Säule auch noch aufsplitten, wäre da ein gleichartiger Verlauf drin. Am Ende bleiben einige wenige übrig und der Rest zahlt die Zeche.
Und wir lassen uns immer noch gegeneinander ausspielen. Hört doch mal bitte alle auf Euren gesunden Menschenverstand und nicht auf die Parolen von rechts und links
;)