Leider ignorieren viele Kulturschaffende aus Syrien die Gefahr der Konfessionalisierung und Islamisierung des Landes schon jetzt und nach Sturz..
Dabei sind sie die Ersten , die schon jetzt ermordet werden von "Befreiergruppen".
Aus Interview mit Haddad:
"Was ich mit dem Töten, was mich bis in den Schlaf verfolgt, meinte, das war, dass mich das Töten als ein Albtraum verfolgt, dass ich isoliert in meiner Wohnung sitze und es mitverfolge. Dieses Töten in Syrien kann noch schlimmer werden, als es im Irak war, denn in Syrien gibt es noch mehr konfessionelle Gruppen, unterschiedliche konfessionelle Gruppen. Das Regime seinerseits versucht, den Minderheiten in Syrien Angst zu machen.
Tatsächlich ist keine dieser religiösen oder ethnischen Gruppen in Syrien in Gefahr. Alle diese verschiedenen Konfessionsgruppen lebten in Syrien über 100 Jahre lang, seit dem Ende der osmanischen Zeit, in Frieden miteinander, und sie bildeten eine homogene Gesellschaft, ein homogenes Gebilde. Das Regime hat aber seinerseits einige dieser Konfessionsgruppen in Dienst genommen und dadurch zu einer konfessionellen Spaltung geführt."
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/2082403/"Sie organisieren Demonstrationen, lancieren Zeitungen, wollen Meinungen bilden, einen zivilen Staat errichten. Syriens Kulturschaffende sind politisch hochaktiv – und ignorieren dabei konsequent eines der Haupthindernisse ihrer Bemühungen.
..Al-Azmehs Projekt ist ein sensibles, eindrückliches Dokument des Miteinanders, das viele Syrer zu Beginn der Revolte empfanden. Dass viele heute noch so fühlen, beweist der Umstand, dass die Serie nicht abgeschlossen ist. Vor allem aber bewies es der Volksaufstand selbst: Er blieb relativ lange konfessionell friedlich. Über die Monate hin begannen sich allerdings Gräben zu öffnen, die heute den Blick auf al-Azmehs Fotografien fast schon nostalgisch werden lassen.
Geliebter Hassprediger
Ein Grund für diese Entwicklung heisst Adnan al-Arour und ist die personifizierte Volksverhetzung.
Der salafistische Fernsehprediger stammt aus Syrien, gehörte der Muslimbruderschaft an und floh nach dem Massaker, das Hafez al-Asad 1982 in Hama an deren Anhängern beging, nach Saudiarabien. Dort ist er häufiger Gast beim religiösen Fernsehkanal Wesal, der auf das Schüren der Zwietracht zwischen Sunniten und Schiiten fixiert ist. Schon vergangenes Jahr zündete Arour dort eine Hassbombe: Diejenigen, die sich gegen die syrische Revolution stellten – womit er explizit die Alawiten meine – würden eine überaus schmerzliche Strafe erleiden, drohte der Prediger. Sie würden zerhackt und den Hunden zum Frass vorgeworfen."
http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/kunst_architektur/die-kulturszene-ignoriert-die-religioese-dimension-des-konflikts-1.17425991 (Archiv-Version vom 05.06.2013)