@jojo72 Sag mir den Sinn hinter: bewaffneten Kämpfen in dichtbewohntem Gebiet abzuhalten?
Früher gingen die Ritter ausserhalb auf Felder aufeinanderlos,
"In der Nacht auf Donnerstag sind im palästinensischen Flüchtlingslager Yarmuk am südlichen Stadtrand von Damaskus erneut Kämpfe ausgebrochen. Einwohner berichteten, in den Strassen des Lagers seien die ganze Nacht über Schüsse zu hören gewesen. Der Beschuss des Lagers ist Teil der Bemühungen der syrischen Regierungstruppen, die südlichen Quartiere der Hauptstadt von Aufständischen zu säubern, die vor zehn Tagen bis in das Zentrum von Damaskus vorgedrungen waren.
Die Kämpfe in Yarmuk sind nicht die ersten des syrischen Bürgerkriegs, die unter den rund 500 000 Palästinensern in Syrien Opfer forderten. Laut einer Solidaritätsgruppe in Gaza wurden seit März 2011 im Land 300 Palästinenser getötet. Syriens Flüchtlingslager sind Bestandteil vorstädtischer Agglomerationen, in denen sich Zehntausende von Bauern niedergelassen haben, die in den letzten Jahren vor einer schweren Dürre vom Land in die Städte geflohen sind. Dieser verarmte und marginalisierte Bevölkerungsteil unterstützt den Aufstand gegen das Regime Asad und bekommt deshalb auch dessen blutige Repression besonders zu spüren.
Diese Nachbarschaft hat besonders junge Palästinenser in den Widerstand gegen das Regime hineingezogen. In Yarmuk demonstrierten Syrer und Palästinenser schon seit Februar gegen das Regime. Am 12. Juli brachen heftige Demonstrationen wegen der Ermordung von 17 palästinensischen Soldaten durch Unbekannte im Norden des Landes aus. Syrische Sicherheitskräfte und Bewaffnete der FPLP-GC, einer mit dem Regime verbündeten palästinensischen Partei, schossen in die Menge und töteten neun Demonstranten. Als einige Tage später die aufständischen Kämpfer durch Yarmuk und die Nachbarviertel gegen das Stadtzentrum vordrangen, konnten sie mit den Sympathien der Bewohner rechnen. Heute droht Yarmuk freilich das Schicksal aller Dörfer und Quartiere, in denen die Sicherheitskräfte Jagd auf Rebellen machen: Tod und Zerstörung. Politische Verantwortliche der syrischen Palästinenser haben im Konflikt zwischen Regime und Aufständischen bisher eine prekäre und wenig plausible Neutralität zu bewahren versucht. Die Fatah, die grösste politische Partei der Palästinenser, liegt seit den Tagen Yasir Arafats und Hafez al-Asads mit dem syrischen Regime in Fehde, während ihre Konkurrentin Hamas in Damaskus eine wichtige politische Stütze besass.
Die Hamas hat dieses Bündnis im letzten Jahr jedoch gekündigt und ihre Führer aus Damaskus abgezogen. Die Freundschaft mit Asad war zu einer Hypothek geworden, und der Aufstieg ihrer Mutterorganisation, der Muslimbruderschaft, in den Ländern des «arabischen Frühlings» öffnete den Ausblick auf attraktivere Alliierte in der Region. Das Regime in Damaskus, das sich als kompromissloser und standhafter Verbündeter der palästinensischen Sache darstellt, hat das Überlaufen der Palästinenser zum Aufstand freilich ein neues Stück Glaubwürdigkeit gekostet."
http://www.nzz.ch/aktuell/international/die-palaestinenser-in-syrien-wenden-sich-gegen-asad-1.17407781"Bis vor Kurzem war der Alltag in Damaskus weit gehend unberührt geblieben von der Gewalt im Rest des Landes. Doch nun ist die Blase geplatzt: Vor einer Woche haben die Rebellen die Offensive „Damaskus Vulkan“ begonnen und sich in mehreren Stadtvierteln feste Stellungen erkämpft, bis hinein in die Innenstadt.
Doch nun schlagen die Regime-Truppen zurück: Mit Panzern und Helikoptern haben die die Rebellen-Stellungen unter Feuer genommen und einige Gebiete zurückerobert. Die Rebellen nahmen ihrerseits Stützpunkte der Sicherheitskräfte und Straßensperren unter Beschuss.
„Wir alle sitzen zu Hause, niemand geht auf die Straße, außer, es muss sein“, sagt Lina, eine Aktivistin aus dem zentralen Geschäftsviertel Masah, am Telefon. Im Hintergrund sind Rotorblätter zu hören, dann knallt es laut. „Mein Gott, der Hubschrauber feuert“, wispert Lina. „Das ist das erste Mal, dass das hier in Masah geschieht.“
Amateurvideos zeigen Leichen auf der Straße
Am Samstag ist es im Zentrum von Damaskus zunächst ruhig, doch aus mehreren nahe gelegenen Vierteln werden weiterhin Bombenangriffe und Feuergefechte gemeldet. Im Internet tauchen Amateurvideos auf, die Szenen der Verwüstung in den umkämpften Siedlungen zeigen, Leichen auf der Straße, Trümmer, ausgebrannte Häuser.
Mit den Kämpfen breitet sich ein Chaos aus, das in Damaskus bislang undenkbar war. „Der Müll ist seit Tagen nicht abgeholt worden. Vor den Tankstellen stauen sich lange Schlangen, weil das Benzin knapp geworden ist. Auch Brot ist immer schwerer zu bekommen“, sagt Tarik, ein junger Anwalt. „Wenn das schon nach ein paar Tagen so ist, frage ich mich, was uns noch bevorsteht.“
Die Rebellen haben die letzte Schlacht ausgerufen, die „Stunde null“ wie sie es nennen. Doch in Wahrheit weiß niemand, wie lange sich Assad noch halten kann: „Das Regime ist den Rebellen militärisch noch weit überlegen, und es verfügt über Einheiten, die bereit sind, bis zum Letzten zu kämpfen“, sagt ein westlicher Experte in Damaskus, der anonym bleiben will.
Mindestens ebenso wichtig wie das tatsächliche Kräfteverhältnis sei allerding die symbolische Wirkung der Gefechte: „In Damaskus herrscht das Gefühl, dass ein Prozess der Auflösung begonnen hat. Das Regime wird schnell beweisen müssen, dass es noch fähig ist, die Hauptstadt zu kontrollieren.“"
http://uprising.blogsport.de/category/news/ (Archiv-Version vom 01.06.2012)"KONFLIKTE
Analyse: Straßenkrieg in Damaskus treibt Syrer zur Flucht
Beirut/Kairo (dpa) - Die Kämpfe in der syrischen Hauptstadt machen den Menschen das Leben zur Hölle. In den Straßen wird geschossen. Bei 40 Grad Hitze fallen Strom und Wasser aus. Wer kann, rettet sich in die Nachbarländer.
Kampfhelikopter kreisen über Damaskus und feuern Raketen ab. Haubitzen schießen von den Anhöhen Granaten, Panzer rasseln durch die Straßen. Mitten im Wohngebiet liefern sich Freischärler in Jeans mit Schnellfeuergewehren und Panzerfäusten heftige Kämpfe mit dem Militär. Seit die syrischen Aufständischen Machthaber Baschar al-Assad ernsthaft in Bedrängnis bringen, sind einige Bezirke der Hauptstadt zur Kampf- und Todeszone geworden.
Die Menschen verschanzen sich in ihren Häusern und Wohnungen - oder wagen die Flucht. Knapp 50 Kilometer sind es von Damaskus bis zur libanesischen Grenze. Allein in den vergangenen beiden Tagen sollen sich 30 000 Syrer in den benachbarten Zedernstaat gerettet haben, berichtet die Beiruter Tageszeitung «Daily Star». Noch einmal so viele könnten schon vorher dagewesen sein. So genau weiß das niemand, weil sich nur schätzungsweise die Hälfte aller Geflohenen als Flüchtling registrieren lässt.
Über eine Viertel Million Syrer dürften seit Beginn der Aufstände vor mehr als 16 Monaten das Land verlassen haben."
http://www.zeit.de/news/2012-07/22/konflikte-analyse-strassenkrieg-in-damaskus-treibt-syrer-zur-flucht-22201008