Bürgerkrieg in Syrien
29.10.2015 um 17:32@Hape1238
Fein, wie du das Niveau anhebst, bin stolz auf dich.
Ich fand den Artikel ganz passend und bezieht sich direkt aufs Thema
Fein, wie du das Niveau anhebst, bin stolz auf dich.
Ich fand den Artikel ganz passend und bezieht sich direkt aufs Thema
Luftangriffe auf Krankenhäuser in Idlib, Aleppo und Hamahttp://www.heise.de/tp/artikel/46/46413/1.html
Dies ist, in groben Punkten skizziert, der Hintergrund zu einer Meldung, die sich heute im Spiegel fand. Die Informationen stammen von den Ärzte ohne Grenzen. Deren Artikel zu den Luftangriffen auf Krankenhäuser in Idlib, Aleppo und Hama ist weitgehend identisch mit dem ersten Teil des Spiegelberichts - bis auf die Erwähnung des "russischen Faktors". Der wird im Ärzte ohne Grenzen-Bericht nicht erwähnt:
At least 35 Syrian patients and medical staff have been killed, and 72 wounded, in a significant increase of air strikes on hospitals in Northern Syria, according to health staff supported by Médecins Sans Frontières (MSF) inside Syria. The escalation of attacks, which began in late September, have targeted twelve hospitals in Idlib, Aleppo, and Hama governorates throughout October, including six hospitals supported by MSF.
Im Spiegel heißt es dagegen:
Vor rund vier Wochen, am 30. September, begann das russische Militär mit seinen Luftangriffen in Syrien. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) beklagt, dass seither die Zahl der Luftschläge gegen Krankenhäuser in dem Bürgerkriegsland "deutlich zugenommen" habe. Insgesamt seien im Oktober zwölf Hospitäler in den Provinzen Idlib, Aleppo und Hama bombardiert worden, sechs von ihnen werden von MSF unterstützt. Insgesamt seien sechs Kliniken gezwungen gewesen, den Betrieb einzustellen, hieß es weiter.
Dass Krankenhäuser angegriffen werden, ist elendig und man kann dem Ärzte und Grenzen-Chef Sylvain Groulx nur zustimmen, wenn er beklagt, dass er nach mehr als vier Jahren Krieg noch immer entsetzt darüber ist, "wie leicht sich alle Konfliktparteien über internationales humanitäres Recht hinwegsetzen".
Nur sieht die Darstellung des Krieges, wie sie der Spiegelbericht präsentiert, darüber hinweg, dass es neben dem russischen Faktor noch andere Faktoren gibt, nämlich die Dschihad-Milizen, die in Aleppo, Idlib und Hama Gebiete erobert haben, sicher nicht unter Wahrung humanitärer Maßstäbe, und die nun von der russischen und syrischen Luftwaffe bekämpft werden. (Der Bericht des Nachrichtenmagazins sieht nebenbei auch über eine andere empörte Meldung der Ärzte ohne Grenzen hinweg, die bis heute Morgen ganz oben auf der Homepage war: Die Angriffe auf ein Krankenhaus im Jemen, durch die Koalition unter Federführung Saudi-Arabiens).
Die Spiegel-Meldung dürfte bei den deutschen Lesern einige Aufmerksamkeit bekommen haben, weil darin davor gewarnt wird, dass die Luftangriffe zu einer großen Fluchtbewegung in Syrien führen. Sie suggeriert, dass hauptsächlich Baschar al-Assad und seine Schutzmacht für die Flucht verantwortlich sind. Vor zwei Tagen ist ein Artikel mit der gleichen Botschaft in der New York Times erschienen - ebenfalls mit einem Zitat von Sylvain Groulx, der Russland nicht erwähnt, aber dafür mit der Anklage, wonach ungenannte syrische Ärztegruppen und Menschenrechtsvertreter verschiedene russische Luftangriffe dokumentiert hätten, die anscheinend (!) Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen zum Ziel gehabt hätten.
Over the past few weeks, Syrian medical groups and human rights workers have documented several Russian airstrikes that appeared to target hospitals and other medical facilities.
Das ist höchst suggestiv, weil "appeared" durch überhaupt nichts gedeckt wird, es ist ein Vorwurf, ohne jeden Beleg. Sich darauf stützend, dass dies im Fog of War gar nicht weiter bemerkt wird. Es ist irreführend, weil die Schuld allein auf die russische Luftwaffe gerichtet wird.
Wenn dies auch im Kern eine bittere Wahrheit hat, nämlich dass Krieg mit kriegerischen Mitteln zu bekämpfen, grausig ist: Aber das amerikanische, französische, saudi-arabische und das türkische Militärkommando haben bislang auch keine andere Idee in Syrien verfolgt und die Situation mit herbei geführt.