Unruhen in Ägypten

@DahamImIslam
Befindlichkeiten, die kann ich verstehen. Aber heute ist nicht viel anders als früher. Warum der Wandel?

@pprubens

pprubens schrieb:Warum tat man das nicht?

Ich nehme mal an, du spielst darauf an, dass Mubarak lange Zeit vom Westen unterstützt wurde

DahamImIslam schrieb:weil sie ihr "Misr" abgöttisch lieben und sich zutiefst dafür schämen, dass ihre stolze Nation so tief gesunken ist ...

Sorry, falls die Frage blöd ist, aber was ist "Misr"?

@pprubens

schwer zu sagen ...

allgemein: ich würde sagen, weil ein verrottetes System Jahr für Jahr mehr verrottet

konkret:

- Die sich verschärfende Armut aufgrund steigender Lebensmittelpreise, welche zwar mehr der
Weltwirtschaftskrise des Bankenkartells geschuldet ist, gegen welche die Regierung aber -
auch aufgrund des korrupten Systems sogut wie NICHTS unternehmen konnte oder wollte.

- Die Globalisierung der Jugend

- Die erfolgreiche revolte in Tunesien, wo mit Ben Ali ein Regent saß, der sich einen scheinbar
noch bombensicheren Polizeistaat errichtet hatte.

Mein Vater pflegt bei solchen Dingen zu sagen: "Da lag etwas in der Luft" ...

ich füge hinzu: ohne dass man es trotz einiger plausiblen Argumente genau erklären kann

Misr = Ägypten

@Pallas
Nein, ich meine nicht wegen der Unterstützung vom Westen. Ich meine ganz tief aus dem Herzen, warum wurde jemand vom Volk ertragen, der nicht zu ertragen ist - heute gesehen. Die Probleme sind ja nicht neu. Liegt es an der heutigen Generation? Ist sie mutiger?

@DahamImIslam
Die Armut in bestimmten Teilen des Landes gab es schon immer.

@pprubens

Facebook, die Revolution in Tunesien, Arbeitslosigkeit, Korruption ... und ein Diktator 30 Jahre an der Macht, welcher sich selbst bereichert ... Und irgendwann sagen die Leute, es reicht.

@Pallas
Dann denkst du, es ist die heutige Jugend?

Ich denke, es sind ganz profane Dinge wie der Blick auf den westlichen Wohlstand und dass dort die Demokratie die vorherrschende Regierungsform ist.

Demokratie bedeutet Wohlstand.

Das sieht man aktuell an diesem Beispiel:

http://diepresse.com/home/panorama/welt/633727/Maechtige-Fluechtlingswelle-aus-Tunesien-erreicht-Europa

Warum flüchten Tunesier in den Westen und nicht in arabische Staaten?

pprubens schrieb:Ich denke, es sind ganz profane Dinge wie der Blick auf den westlichen Wohlstand und dass dort die Demokratie die vorherrschende Regierungsform ist.

Ja, das war ja der Grund dafür, was sich die Leute wollten, aber die Jugendlichen bilden dort eben die Mehrheit ...

Und in welchen arabischen Staat sollten die Tunesier fliehen? Ist ja noch alles erst in der Anfangsphase, wenn überhaupt

@Pallas
Genau darum geht es ja. Sie flüchten nicht nach Saudi-Arabien oder Indonesien. Fragt sich, warum...

@Pallas
Um es konkreter zu formulieren: Ich denke, es ist egal welche Regierungsform - ohne Wohlstand ist alles nichts.

Da fällt mir ein @DahamImIslam
Das hast du mir ja mal erklärt, warum der libysche Diktator so wohlgelitten ist. ;)

Da frag ich mich, warum flüchten die Tunesier nicht nach Libyen...

@pprubens

Wie hoch sind eigentlich die Chancen dass er vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal kommt?

@Pallas
Mit der Frage habe ich mich noch nicht befasst. Ist er denn ein Kriegsverbrecher in deinen Augen?

Aber wo wir grad beim Thema sind: Da frag ich mich, warum flüchten die Tunesier nicht nach Libyen...
Was ist deine Meinung?

@pprubens

Eine Gruppe von Ägyptern will ihn ja vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag anklagen. Hab ich das grad mit dem Kriegsverbrechertribunal verwechselt? O_o

@Pallas
;) Verwechslungen kommen vor.

@pprubens

pprubens schrieb:Demokratie bedeutet Wohlstand.

Nicht unbedingt. Es hat viele Länder nicht davon abgehalten sich bis ins Ruin zu verschulden, siehe Europas Schuldenlast, Amerikas Schuldenlast und siehe Griechenland.

pprubens schrieb:Ich denke, es sind ganz profane Dinge wie der Blick auf den westlichen Wohlstand und dass dort die Demokratie die vorherrschende Regierungsform ist.

Der Wohlstand im Westen ist auch nicht neu und den Ägyptern auch lange bekannt. Scheint also auch nicht der akute Auslöser gewesen zu sein. Menschen die in Benachteiligung und Armut leben brauchen nicht unbedingt einen reichen Vorbild um irgendwann wenn das Maß zu voll ist zu explodieren.

pprubens schrieb:Warum flüchten Tunesier in den Westen und nicht in arabische Staaten?

Sie (arme Arbeit suchende Menschen) flüchten nicht nur nach Westen. Viele flüchten aus Zentralafrika nach Nord und Südafrika und bleiben dort und ein Teil versucht auch in den Westen zu gelangen.

In der Türkei gibt es viele Armenische Gastarbeiter, in Saudi Arabien arbeiten unter anderem tausende von Indern und Arabern aus ärmeren Ländern. Vor nicht langem hat die Regierung beschlossen die immense Zahl der Gastarbeiter zu senken.

Und in Dubai arbeiten sogar viele Deutsche, fast jeder Chef Koch in Dubai ist ein Deutscher, Deutsche in der Küche gelten dort als besonders fähig.

Der Weg der armen Arbeitswilligen führt nicht nur nach Westen, sie kommen hier her nicht wegen der Demokratie oder sonstiger westlicher Weltanschauung sondern schlichtweg wegen dem Wohlstand das es ja auch immer mehr nicht nur hier gibt.

Vorehelicher Sex unter Strafe, Verbot von Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit (Strafen sind mehrjährige Haftstrafen) sind Bestandteile der Justiz in Dubai die sich an die Sharia anlehnt.

Das hält Deutsche, andere Europäer oder Amerikaner nicht davon ab für Monate oder paar Jahre nach Dubai zu gehen um dort gutes Geld zu verdienen. Manche versuchen sich auch dort endgültig nieder zu lassen.

Es zeigt das viele Menschen so was nicht wichtig finden, solange sie ihr gutes Geld verdienen ist es ihnen egal.

Genau so kommen nach Europa viele Menschen die nicht unbedingt die Staatsideologien hier teilen aber man will eben arbeiten und Geld verdienen.

Während Ägypten über die Zukunft von Ex-Präsident Mubarak diskutiert, gibt es neue Berichte über seinen Aufenthaltsort: Der "Stern" meldet, Mubarak und seine Familie seien bereits am Freitag in ein arabisches Emirat geflogen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,745327,00.html (Archiv-Version vom 14.02.2011)

das er da willkommen is betrachte ich gespalten

Ich verstehe, dass hier einige wütend auf die Politik des Westens ist, die jahrelang mit den despotischen Regimen gute Verbindungen unterhalten hat.

Manche wollten, dass man Mubarak fallen lässt.

Die Frage, ob es erlaubt ist, die Legitimation von anderen Staaten oder Herrschaftsformen anzufechten ist eine ernste Angelenheit. Im erstem Atemzug verlangt man eine Intervention (aber bitte nicht mehr militärisch^^) und wenn es eine gäbe, würde man sie wieder ablehnen und es wäre ideal für die Propaganda gegen den Westen. Besonders wenn etwas schief geht.
Dazu kommen noch die Komplikationen bei einer Intervention. Afghanistan und Irak haben uns gezeigt, dass man das Volk auf seiner Seite haben muss.

Wenn der Westen öffentlich gefordert hätte Mubarak abzusetzen, hätte es genau so gut zu nationalistischen Demonstrationen gegen den Westen führen können.