@kulam So, ich hab' das Referat des "Genossen Rudolf Rocker" (geiler Name übrigens) jetzt durch.
So einen ideologisch verblendeten Mist hab' ich selten gelesen. Aber fangen wir vorne an:
kulam schrieb am 02.03.2011:Die heutige Gesellschaftsordnung, die auch die kapitalistische genannt wird, gründet sich auf die wirtschaftliche, politische und soziale Versklavung des werktätigen Volkes und findet einerseits im sogenannten "Eigentumsrecht", d.h. im Monopol des Besitzes, andererseits im Staat, d.h. im Monopol der Macht ihren wesentlichen Ausdruck.
Das ist ja schon mal komplett falsch. Der Kapitalismus ist eine
Wirtschaftsordnung, keine Gesellschaftsordnung.
Und zwar eine, die erhebliche Freiheiten benötigt um reibungslos zu funktionieren:
Thraxas schrieb am 02.03.2011:Grundlage des Kapitalismus ist eine Eigentumsordnung, die die freie Verfügung über das Privateigentum schützt. Weitere Grundlage ist ein von staatlichen Eingriffen weitgehend freies Wirtschaftssystem auf der Basis des Marktmechanismus und der Selbststeuerung durch Angebot und Nachfrage.
Dass das werktätige Volk derzeit wirtschaftlich, politisch und sozial versklavt ist, hört sich zwar gut an für Kommunisten jeglicher Färbung, da es ihre Revolutionsbestrebungen moralisch als Befreiung rechtfertigt, jedoch entspricht dies NICHT den Tatsachen. Allein die hier herrschenden Grundrechte (u.a. Freizügigkeit, Berufsfreiheit, Gewissensfreiheit etc.) garantieren Freiheiten, die diese Behauptungen der Anarchokommunisten widerlegen. Sklaverei in welcher hinsicht auch immer ist verboten.
kulam schrieb am 02.03.2011:Durch Monopolisierung des Bodens und der übrigen Produktionsmittel in der Hand kleiner privilegierter Gesellschaftsgruppen sind die produzierenden Klassen gezwungen, ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten den Eigentümern zu verkaufen, um ihr Leben fristen zu können, und müssen infolge dessen einen erheblichen Teil ihres Arbeitsertrages an die Monopolkapitalisten abtreten. Auf diese Weise in die Stellung rechtloser Lohnsklaven gedrängt, haben sie keinerlei Einfluß auf den Gang und die Gestaltung der Produktion, die ganz und gar dem Selbstbestimmungsrecht des Kapitalisten überlassen ist.
Monopole (= marktbeherrschende Stellungen) werden auch im Kapitalismus abgelehnt. Angebot und Nachfrage regeln den Preis am Markt. Monopole stellen sich diesem wichtigsten Mechanismus entgegen. Um Monopolstellungen zu verhindern wurde das Kartellamt geschaffen. Die EINZIGE Ausnahme bildet der Staat selbst mit dem "Gewaltmonopol" und dem "legitimen Machtmonopol".
kulam schrieb am 02.03.2011:Es ist daher auch ganz natürlich, daß bei einem solchen Zustand der Dinge die Grundlage der heutigen Gütererzeugung nicht durch die Bedürfnisse der Menschen, sondern in erster Linie durch die Voraussetzung des Gewinns für den Unternehmer bestimmt wird. Da aber dasselbe System auch dem Austausch und der Verteilung der Produkte zugrunde liegt, so sind die Folgen auch auf diesem Gebiet dieselben und finden in der rücksichtslosen Ausbeutung der breiten Massen zugunsten einer kleinen. Minderheit Besitzender ihren Ausdruck. Ist die Beraubung des Produzenten der mehr oder weniger verschleierte Zweck der kapitalistischen Produktion, so ist der Betrug an den Konsumenten der eigentliche Zweck des kapitalistischen Handelns.
Die Volkswirtschaft lehrt, dass gerade im Kapitalismus die Bedürfnisse der Menschen die Grundlage bilden. Zusammen mit Kaufkraft entsteht Bedarf, welcher zum Marktpreis am Markt befriedigt wird.
Ohne Bedürfnisse kein Bedarf, ohne Bedarf keine Nachfrage, ohne Nachfrage kein Verkauf, ohne Verkauf keine Kostendeckung, kein Lohn und kein Gewinn.
kulam schrieb am 02.03.2011:Durch den ununterbrochenen Kampf der verschiedenen nationalen kapitalistischen Gruppen um die Beherrschung der Märkte, wird eine ständige Ursache innerer und äußerer Krisen geschaffen, die periodisch in verheerenden Kriegen zur Entladung kommt, unter deren schrecklichen Folgen wiederum die unteren Schichten der Gesellschaft fast ausschließlich zu leiden haben.
Die wirtschaftliche Entwicklung erfolgt in Konjunkturzyklen (Expansion, Boom, Rezesssion, Depression), basierend u.a. auf Angebot und Nachfrage. Krisen und Bedrohungen wirken sich nur auf wenige Wirtschaftszweige positiv aus. Kriege sind wirtschaftlich betrachtet IMMER Verlustgeschäfte, egal ob es jetzt um Nachfrageeinbrüche, fehlende Arbeitskräfte oder um durch Kriegshandlungen legitimierte Zugriffe auf Produktionsmittel handelt. Und auch Unternehmer werden im Kriegsfall an die Front beordert (außer sie sind wehruntauglich, aber das trifft auch auf die "unteren Stände" zu). Die Auswirkungen fühlen jedoch untere Schichten tatsächlich stärker als Leute mit einem ordentlichen Polster.
kulam schrieb am 02.03.2011:Die gesellschaftliche Klassenteilung und der brutale Kampf ?Aller gegen Alle?, diese charakteristischen Merkmale der kapitalistischen Ordnung, wirken in der selben Zeit auch degenerierend und verhängnisvoll auf den Charakter und das Moralempfinden des Menschen, indem sie die unschätzbaren Eigenschaften der gegenseitigen Hilfe und des solidarischen Zusammengehörigkeitsgefühls, jene kostbare Erbschaft, welche die Menschheit aus den frühen Perioden ihrer Entwicklung übernommen hat, in den Hintergrund drängen und durch krankhafte antisoziale Züge und Gewohnheiten ersetzen, die im Verbrechen, in der Prostitution und in allen anderen Erscheinungen der gesellschaftlichen Fäulnis ihren Ausdruck findet.
Mit der Entwicklung des Privatbesitzes und den damit verbundenen Klassengegensätzen entstand für die besitzenden Klassen die Notwendigkeit einer mit allen technischen Mitteln ausgerüsteten politischen Organisation zum Schutz ihrer Privilegien und zur Niederhaltung der breiten Massen - der Staat. Ist der Staat somit in erster Linie ein Produkt des Privatmonopols und der Klassenteilung, so wirkt er, einmal in Existenz, mit allen Mitteln der List und Gewalt für die Aufrechterhaltung des Monopols und der Klassenunterschiede, folglich für die Verewigung der wirtschaftlichen und sozialen Versklavung der breiten Masse des Volkes und hat sich im Laufe seiner Entwicklung zur gewaltigen Ausbeutungsinstitution der zivilisierten Menschheit emporgeschwungen.
Das ist bislang der Gipfel antikapitalistischer Kapriolen und entbehrt jeglichem Wahrheitsanspruch. Allerdings soll daraus wohl der Anspruch moralischer Überlegenheit und die Verpflichtung zum Widerstand gegen jegliche staatliche Stellen abgeleitet werden.
kulam schrieb am 02.03.2011:Die äußerliche Form des Staates ändert an dieser geschichtlichen Tatsache nichts. Monarchie und Republik, Despotie oder Demokratie - sie alle stellen nur verschiedene politische Ausdrucksformen des jeweiligen wirtschaftlichen Ausbeutungssystem vor, die sich zwar in ihrer äußerlichen Gestaltung, nie aber in ihrem innerlichen Wesen voneinander unterscheiden und in allen ihren Formen nur eine Verkörperung der organisierten Gewalt der besitzenden Klassen sind.
Mit der Entstehung des Staates beginnt die Ära der Zentralisation, der künstlichen Organisation von oben nach unten. Kirche und Staat waren die ersten Vertreter dieses Systems und sind bis heute seine vornehmsten Träger geblieben. Und da es im Wesen des Staates liegt alle Zweige des menschlichen Lebens seiner Autorität unterzuordnen, so muß die Methode der Zentralisierung desto verhängnisvollere Folgen haben, je mehr der Staat den Kreis seiner Funktionen erweitern und ausbauen konnte. Ist doch der Zentralismus die extremste Verkörperung jenes Systems, das die Regelung der Angelegenheit Aller, einzelnen Personen in Bausch und Bogen überträgt.
Soll wohl heißen "Alle anderen sind immer nur böse Ausbeuter, nur wir, die Anarchokommunisten nicht. Denn wir haben die ultimative heilsbringende Antwort."
kulam schrieb am 02.03.2011:Die Syndikalisten, in klarer Erkenntnis der oben festgestellten Tatsachen, sind prinzipielle Gegner jeder Monopolwirtschaft. Sie erstreben die Vergesellschaftung des Bodens, der Arbeitsinstrumente, der Rohstoffe und aller sozialen Reichtümer; die Reorganisation des gesamten Wirtschaftslebens auf der Basis des freien, d.h. des staatenlosen Kommunismus, der in der Devise: "jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach, seinen Bedürfnissen!" seinen Ausdruck findet.
Ausgehend von der Erkenntnis, daß der Sozialismus letzten Endes eine Kulturfrage ist und als solche nur von unten nach oben durch die schöpferische Tätigkeit des Volkes gelöst werden kann, verwerfen die Syndikalisten jedes Mittel einer sogenannten Verstaatlichung, das nur zur schlimmsten Form der Ausbeutung, zum Staatskapitalismus, nie aber zum Sozialismus führen kann.
Die Syndikalisten sind der Überzeugung, daß die Organisation einer sozialistischen Wirtschaftsordnung nicht durch Regierungsbeschlüsse und Dekrete geregelt werden kann, sondern nur durch den Zusammenschluß aller Kopf- und Handarbeiter in jedem besonderen Produktionszweige: durch die Übernahme der Verwaltung jedes einzelnen Betriebes durch die Produzenten selbst und zwar in der Form, daß die einzelnen Gruppen, Betriebe und Produktionszweige selbständige Glieder des allgemeinen Wirtschaftsorganismus sind, die auf Grund gegenseitiger und freier Vereinbarungen die Gesamtproduktion und die allgemeine Verteilung planmäßig gestalten im Interesse der Allgemeinheit.
Auch die Kapitalisten sind gegen jede Monopolwirtschaft. Die behindert nämlich den Wettbewerb. Auch fehlen bislang jegliche Tatsachen, es sind nur leere Behauptungen von R.Rocker aufgestellt worden.
Ansonsten ist es nur der typische antikapitalistische Propagandawahnsinn: "Der Sozialismus ist die Antwort, die Antwort allein und nur wir, als Teil der Arbeiterklasse, haben ihn richtig verstanden. Viva la Revolution, Viva la Umverteilung."
Die nächsten Textpassagen zitiere ich jetzt nicht extra, da wird lediglich die Bildung eines gigantischen, jeden Betrieb und die gesamte Wirtschaft umfassenden und steuernden Gewerkschaftsapparats behandelt, der über kurz oder lang in eine starre Bürokratie mündet.
Sie geben dem Kind nur einen anderen Namen.
Allein schon die Verwendung einer Phrase wie
kulam schrieb am 02.03.2011:Organisation des Konsums durch die Arbeiterbörsen
zeigt doch wieder mal, dass das ganze nur wieder in Richtung Planwirtschaft und Bevormundung des einzelnen durch das Kollektiv mündet. Nur die Strukturen wären evtl. flacher und hätten keinen staatlichen Anstrich.
Und das hier ist wieder mal typisch:
kulam schrieb am 02.03.2011:Die Syndikalisten verwerfen prinzipiell jede Form der parlamentarischen Betätigung, jede Mitarbeit in den gesetzgebenden Körperschaften" ausgehend von der Erkenntnis, daß auch das freieste Wahlrecht die klaffenden Gegensätze innerhalb der heutigen Gesellschaft nicht mildern kann und daß das ganze parlamentarische System nur den Zweck verfolgt, dem System der Lüge und der sozialen Ungerechtigkeit den Schein des legalen Rechts zu verleihen - den Sklaven, zu veranlassen, seiner eigenen Sklaverei den Stempel des Gesetzes aufzudrücken.
Soll wohl heißen: "Wir machen nix, haben aber Recht und wissen das. Jeder der was anderes behauptet ist nur ein blinder Sklave des Systems."
Das aber ohne parlamentarische Betätigung und damit jede Änderung des herrschenden Rechts- und Staatswesens jeder vorher genannte Umverteilungsversuch gegen geltendes Recht verstoßen würde und Konsequenzen nach sich ziehen würde, ist ihnen natürlich klar. Denn dadurch müssen sie ihre Idee gar nicht erst beweisen.