Taln.Reich schrieb:Was relevant ist ist die Qualität der Systeme die dafür sorgen sollen das die Kontrolleure ihre Macht nicht missbrauchen.
Das Problem hatten wir schon, und auf meine Antwort darauf wusstest du keine überzeugende Gegenantwort.
Ich will es in 3 Varianten darstellen:
Variante 1:
Die "Kontrolleure" sind genauso stark wie die Staatsmacht (militärisch, sozial, demokratisch, von der Überzeugungs- und Durchsetzungskraft her). Resultat: Sie verbünden sich miteinander und installieren ein totalitäres System. Da sie die Militärgewalt innehaben, gibt es keine Gegenmacht, die sie stürzen könnte.
Variante 2:
Die Staatsmacht ist stärker als die Kontrolleure. Die Kontrolleure haben nur eine legalistische und demokratische Scheinfunktion und man gewährt ihnen lediglich Zugeständnisse auf relativ unwichtigen Randgebieten, um die Bevölkerung bei Laune zu halten.
Variante 3:
Die Kontrolleure sind so stark, dass sie immer "das letzte Wort" haben. Sie sind damit die neuen Machthaber und kontrollieren nicht mehr den Apparat, sondern das Volk.
Eine vierte Möglichkeit gibt es nicht, daher führt jede Weltregierung, auch beim besten Willen, zwangsläufig in den absoluten Totalitarismus, weil bei weniger Power würde sich sofort eine Gegenmacht bilden, und dann hätten wir wieder keine Weltregierung, sondern das von mir favorisierte duale System.
Es sei denn, dass mir hier einer Unlogik nachweisen kann. Dann könnte ich auch entsprechend meine Meinung ändern.
Noch ein zusätzlicher Aspekt:
Dennis75 schrieb:Taln.Reich schrieb:
Dein Argument war, dass eine große und wohlhabende kontrollierte Bevölkerung dazu führen würde, dass die kontrollierende Instanz weniger Hemmung dabei hätte, zum Schaden der Bevölkerung auf den eigenen Vorteil aus zu sei.
...nicht weniger Hemmung, sondern mehr Möglichkeit zum Machtmissbrauch.
Genau das ist der Punkt. In jeder unipolaren Gesellschaft (Regierungsform) ist Machtmissbrauch unvermeidlich, solange Macht - siehe das Gespräch heute Mittag - das erstrebenswerteste menschliche Gut ist (noch vor Liebe). Nur durch Machtfantasien konnten solche Konstrukte wie Gott (der "Allmächtige"), Religion und Klerus entstehen.
Taln.Reich schrieb:Die Führer einer Weltregierung hätte von sich aus kein Interesse daran, die Welt zu erhalten, aber sie hätten ein Interesse daran, ihre Macht zu erhalten, und dafür müssen sie die Weltbevölkerung überzeugt halten, dass sie ihre Interessen vertritt.
Wieso denn das? Es reicht in den Besitz der Macht zu gelangen, und das kann man am besten mit leeren Versprechungen. Diese nicht schwere Kunst besaßen bereits die alten Caesaren, und das Römische Reich war eine Zeitlang "die Welt", und sobald man feststellte, dass die Welt mehr war, dehnte man den Machtbereich nach Kleinasien, Britannien, Germanien und Afrika aus, vorübergehend sogar nach Mesopotamien. Erst an den Persern, die ihnen zeigten, dass die Welt noch weit mehr ist und im Osten in unbekannte Regionen weiter ging, scheiterten sie zusehends.
Taln.Reich schrieb:Wie bereits gesagt, Machtmissbrauch hat mehr mit dysfunktionalen/nicht vorhandenen Kontrollmechanismen zu tun als mit der Größe oder dem Reichtum der kontrollierten Bevölkerung.
Das Kernproblem scheinst du einfach nicht sehen zu wollen: Machtmissbrauch ist die menschliche Konsequenz von Machtbesitz, wobei es egal ist, welche Position jemand innehat, ob als Staatschef oder als Chef der Kontrollbehörde. Es gibt keine Kontrollmechanismen, die alle Menschen von der Macht (und damit deren Missbrauch) trennen könnten. Man bräuchte also eine Gesellschaftsform, die Macht nicht ermöglicht und dennoch ein Staatswesen erhalten kann, also eine Art Quadratur des Kreises. Man könnte Macht an computergestützte Expertensysteme übergeben, aber wie sollen diese, wenn sie nur Programme sind, Machtballungen und Machtmissbrauch verhindern können?
Allenfalls könnte man die globalen Institutionen stärken und mit mehr Macht ausstatten, bspw. die UNO und den UN-Sicherheitsrat. Das scheitert aber in einer von mir bevorzugten bipolaren oder gar tripolaren Welt an dem Gegensatz der Interessen zwischen den Machtblöcken. Im UN-Sicherheitsrat erleben wir permanent die Spaltung USA, UK, Frankreich auf der einen und China und Russland auf der anderen Seite, und das ist auch "gut" so, denn wäre man immer einer Meinung, bestünde Gefahr, dass es tatsächlich zu einer Weltregierung kommt.