@Optimist Optimist schrieb:Ich verstehe genau was du meinst und der Frust in der Bevölkerung ist wirklich kein Wunder (das wollen ja die Linken immer nicht wahrhaben).
Bis vor kurzem hatte ich auch so gedacht: wenn ich keine Lust hätte Flüchtlingen freundlich zu begegnen, ist das mein gutes Recht und dafür habe ich Gründe.
Mittlerweile sehe ich das aber doch etwas anders.
Selbst wenn sie ihre Vita mitbringen und ein gewisses Potential für Gewalttätigkeit haben, muss ich doch mit meinem Verhalten nicht noch Öl ins Feuer gießen, weißt wie ich meine?
Erstens ist jedermanns gutes Recht, nicht zu jedem freundlicher zu sein, als man gerade lustig ist, zweitens ist es ein Irrtum anzunehmen, dass wenn man erkennt, dass Leute aus Ländern wie Eritrea, nicht nur in Eritrea, sondern auch in Europa, mehr Gewalttaten begehen, als Leute, die woanders herkommen - dass man dann zu "Flüchtlingen" an sich keinen freundlichen persönlichen Umgang pflegen würde, oder sich nicht mit "Ausländern" anfreunden würde.
Wobei "Flüchtlinge" ist ja auch so ein lächerlich über-strapaziertes Wort, weil ich jedenfalls erkenn den Aufenthaltsstatus von jemand, dem ich im Alltag begegne und kennenlerne, erst einmal an überhaupt nichts.
Dass jemand, der eine skeptische Haltung zur Aufnahme von knapp 1 Millionen Menschen/Jahr hat, stets nur von irrationalen Ängsten heimgesucht würde, ist eine von den unterbelichteten Stereotypen ungewöhnlich dummer Leute, da sie in ihrem Kopf immer nur zwei Optionen kennen, obwohl's ein paar hundert gibt (damit meine ich nicht Dich
;)) und dementsprechend annehmen, die anderen wären genau so einfältig.
Drittens halt ich es auch für sachlich falsch, dass das wichtigste bei einer Erhaltung des sozialen Friedens im Zusammenhang mit dieser Zuwanderungs-Herausforderung ist, dass jeder die Neuangekommenen möglichst direkt persönlich mit Demonstrationen seiner Gutartigkeit und freundlich-weltoffenen Grundhaltung zwangsbeglückt. Ich denke, wenn man ein paar Angehörige im Krieg verloren hat, eine strapaziöse wochenlange Reise hinter sich hat, will man v.a erst einmal ein Dach über dem Kopf haben, sicher stellen, dass man nicht verhungert und dass die Bedrohung aufhört, und nicht selbstverliebte Gutmenschen narzzistisch spiegeln oder anderen Menschen darin bestätigten, dass sie keine Nazis sind. Sicher hat man auch ein Bedürfnis freundlich behandelt zu werden. Ich finde aber ein normaler Umgang ist gesünder und stabiler als ein übertrieben-empathischer, in dem immer herausgestellt wird, dass man ja gar kein Problem mit der anderen Religion und der anderen Hautfarbe und der anderen Sprache hat, und wo es einen eigentlich dennoch nicht interessiert, wer der andere überhaupt ist und wie er denkt und lebt, weil es ja überwiegend um Selbstdarstellung und Positionierung im binnenpolitischen Kompass geht.
Das zeigt nur überspielte und überkompensierte Probleme auf, und das eigentliche Motiv.
Es wird uns jeden Tag eingetrichtert, dass das einzig relevante Aspekt der wohlwollende Umgang und die angemahnte Gutherzigkeit sei, und die einzige Gefahr der böse sächsische Nazi, der alle totmachen will, wäre. Das Angstgespenst Neonazi wird derzeitig täglich kulthaft beschworen, wie zu anderen Zeiten der Brunnenvergifter mit der Hakennase und der verschlagenen Geldgier. Ein Problem ändert sich nicht dadurch, dass man das Feindbild auswechselt.
Leute die sich für Flüchtlinge einsetzen, und zwar aktiv und nicht mit Internet-Gesülze, verdienen Respekt. Übrigens genauso wie welche die sich für andere Bedürftige oder Allein-Gelassene oder Unter-die-Räder-Gekommenen engagieren, auch wenn die zufällig dieselbe Staatsangehörigkeit und Pigmentierungsstufe haben.
Erinnert mich an die Haltung der europäischen Kolonialisten und amerikanischen Südstaatler, die irgendwann mal feststellten, wie sexy es ist, dass man zu den Sklaven ja auch freundlich sein kann, weil sie dann dankbar zum Herren sind und auch ein paar Jahre länger dem Herren dienen werden. Der positive Rassismus eben.