Peter0167 schrieb:Klarnamen, Mail-Adresse und Telefonnummern sind ja nun wirklich keine Staatsgeheimnisse
Da stimme ich Dir zu. Wenn es denn dabei bleiben würde. Dummerweise habe ich mir in der Computer-Steinzeit einen Doppelnamen zugelegt, den es nur ein mal auf der Welt gibt. Da reicht simples Googeln, um so einiges über meine Interessen und Aktivitäten zu erfahren.
Und da ist das Problem. Eine Information führt zur nächsten, endlos.
Ich hatte mal vor 15 Jahren die Aufgabe, jemanden aufzuspüren, der meinem Dienstherrn Geld schuldete und sich extrem bedeckt hielt. Falsche Wohnadresse, Arbeitgeber unbekannt. Zwei Wochen Arbeit: 15 Seiten Unterlagen über diesen Menschen. Alles aus öffentlich zugänglichen Quellen und "normalen" Behördendateien wie dem Einwohnermelderegister. Facebook und Co. gab es noch nicht, aber einen Vorläufer namens Studi-VZ (oder so ähnlich). Mr. Unbekannt war dort nicht gemeldet, aber seine Freunde, Verwandten und Arbeitskollegen. Und die waren sehr mitteilsam, einschl. Fotos.
Seidem bin ich der Meinung, dass man als Normalbürger einem gezielten Ausspähangriff wenig entgegenzusetzen hat.
Weiteres Beispiel: Bei der Einrichtung meines Computers habe ich absichtlich einen falschen Einwahlknoten angegeben und mich jahrelang köstlich amüsiert über die Sonderangebote im Raum Braunschweig/Salzgitter. 200 km weit weg von meinem tatsächlichen Wohnort.
Bis vor einigen Wochen mir plötzlich Grundstücke in V...., der Nachbarbemeinde, angeboten wurden. Meine Tarnung war aufgeflogen, aber wie?
Ganz einfach. Eine Freundin meiner Frau wünschte mobil zu telefonieren, und da an meinem Wohnort kein Netz ist, hatte ich sie auf dem Festnetz "reingelassen". Ohne daran zu denken, dass man mit einem Smartphone ja ein perfektes Ortungssystem in der Tasche hat. Irgend jemand auf dieser Welt hat dann entweder die GPS-Daten des Phones oder den Standort des nächsten Mobilfunk-Sendemasten mit meiner IP-Aresse verbunden. So auf 5 Kilometer im Quadrat haben sie mich.
Drittes Beispiel. Ich melde mich ganz harmlos bei einer Mukkibude für Senioren an. Bei der Anmeldung werde ich auch nach einer Emailadresse gefragt, die ich auch arglos heraus rücke. Supermoderne Geräte, die mit einer Art Speicherstift bedient werden, der sich unzählige statistische, aber auch Gesundheitsdaten wie Puls und Herzfrequenz merkt. Ich fange frohgemut an.
Am nächsten Tag bekomme ich eine Email von der Firma, die die Sportgeräte herstellt. Ich werde als neues Mitglied begrüßt. Es ist natürlich verklausuliert, aber die Firma gibt mir zu verstehen, dass meine Gesundheits- und Trainigsdaten nicht auf dem Speicherstift geblieben sind, sondern frohgemut über Internet nach München zur Deutschlandniederlassung der Firma gesendet worden sind. Glücklicherweise annoym, aber die Firma möchte mich natürlich kennenlernen und bittet um Namen, Adresse und Telefonnummer...
Was ich natürlich nicht gemacht habe. Den Speicherstift habe ich nie mehr genutzt, die Sportgeräte lassen sich auch "ohne" bedienen. Nicht so konfortabel, natürlich.
Die gleiche Nummer läuft übrigens auch bei den Herzfrequenzmessern.
Es ist ein Elend.
Und sie vergessen nichts. Vor vielen Jahren drehte ein freundlicher Sparkassenmitarbeiter mal seinen Monitor herum und ließ mich meinen Schufa-Eintrag lesen. Die Autos, Möbel usw., für die da feinsäuberlich die Finanzierung aufgelistet war, hatte ich selbst schon völlig vergessen.
Der Sparkassenmensch riet von einer Löschung ab. Ein völlig blankes Schufa-Konto bei Menschen im fortgeschritten Alter würde verdächtig sein und zur Abwertung führen.