Fragender73 schrieb:Wir werden doch besteuert, und zwar mit 47,5 %
1. Zu Zeiten des Wirtschaftswunders und rapidem gesellschaftlichen Fortschritts lagen Spitzensteuersätze in Deutschland, Europa und den USA teilweise bei über 90%.
Auch Körperschaftssteuern lagen oft weit über 50%.
Diese Zeit war von schnellem Wachstum und relativ gleichmäßiger Vermögensverteilung geprägt, die Wohlstand und Bildung anstiegen ließ, was wiederum das Wachstum befeuerte.
Erst als man Kapital wieder erlaubte sich langsam in immer weniger Händen anzusammeln gingen die Probleme wieder los.
2. Kapitalertragssteuer is nur um die 25%
Ist ein Witz.
Dieses Argument, dass hohe Steuern irgendwie die Wirtschaft verlangsamen würden zieht nicht, da sowohl in den USA als auch in Europa Zeiten explosivem Wachstums mit extrem hohe Steuersätzen einher gingen.
Erst als eine zentrale Grundlage dieses Wachstums (Öl) Probleme bereitete verbreitete sich die Lüge, dass Steuersenkungen und Deregulierung nötig sind um das Wachstum wieder anzufächern.
Tatsächlich began damit aber nur der Ausverkauf dessen was vorher gesellschaftlich aufgebaut wurde.
Das Wachstum ging zwar weiter, aber die Geschöpften Werte kamen bei immer weniger Menschen an, was bedeutet, dass die bei denen sie ankamen immer mehr davon bekamen.
Wenn man sich die Reallohnentwicklung in den USA ansieht sieht man das extrem gut:
Die Wirtschaft wächst gleichmäßig und das Reallohnwachstum ist daran gekoppelt, bis die Ölkrise in den 70ern die Politik vor neue Probleme stellt und die Antwort aus der Finanzwissenschaft damals lautet: Neoliberalen Reformen. Spätestens mit ROnald Reagan anfang der 80er wurde dann Arbeiterschicht enteignet.
Bis zu diesem Punkt hatten sie Teil am Anstieg der Produktivität. Danach waren Reallöhne und Produktivität entkoppelt. (Durch Steuersenkungen und Deregulierung)
Das Delta zwischen den beiden Graphen das sich ab diesem Zeitpunkt zeigt, spiegelt riesige Summen an Geld wieder, die statt gleichmäßig in Form von Löhnen über die breite Bevölkerung verteilt zu werden, in den wenigen Händen verblieb, die Produktionsmittel besaßen.
Nicht ganz so deutlich, aber im Kern ähnlich, ist die Entwicklung in Deutschland verlaufen. Neoliberale Dogmatiker hielten in Deutschland unter Kohl Einzug und setzten sich unter Schröder sogar bei den Sozialdemokratien durch. (Zeitgleich übrigens auch bei Tony Blair's Labor Regierung in UK, wo zuvor Margaret Thatcher das selbe wie Regan gemacht hatte. Thatcher bezeichnete den Umstand, dass Blair's Labor Regierung ihre neoliberale Wirtschaftspolitik übernommen hatte als ihre "größte Errungenschaft")
Die neoliberale Fehlentwicklung der letzten 40 Jahre rückgängig zu machen ist der einzige Weg wie wir den Kapitalismus retten können.
Ob diese notwendige Umverteilung über Löhne, BGE, angepasste Steuerlast oder Ausbau des Sozialstaates stattfindet kann man dann diskutieren. Aber, dass sie stattfinden muss steht ausser Frage.