Puschelhasi schrieb:Das Dilemma in dem wir stecken ist auch ein Wahrnehmungsproblem, eine Debatte, die vergessen hat, dass es bis vor zwei bis drei Generationen ständig Kriege, Hunger und bitterste Armut gab.
Das Vergessen viele und das ist ein wahres Dilemma. alternativlos ist die notwendige Hoffnung das ist wahr, aber man darf nicht das Kind mit dem Bade ausschütten, bedenke das.
Das bedenke ich !
Damit du nicht denkst, ich würde ausschließlich am Rockzipfel Götz Werners hängen:
Ich bin froh über jeden Mensch der weiterdenkt
Denn:
Rentenversicherungen, Krankenhäuser (lohnt sich der Aufwand speziell für diese Fallpauschale noch?), Verwaltungen, Börsen ?
irgendetwas rechnet in uns fortwährend.
"Lohnt sich das?"- bis hin zur zum Megaklischee verkommenen Frage "Für wie viel würden sie jemanden umbringen?":
Der "Besuch der Alten Dame" lehrt uns, dass der Wert eines Menschen Verhandlungssache (geworden) ist.
Derzeit ist der Wert eines mitteleuropäischen Menschen mit deutlich mehr als einer Million Euro anzusetzen ? vor 70 Jahren schätzte man jüdische Menschen auf 2 Reichsmark.
Überall gilt: Wenn man beobachtet, wie mit Menschen umgegangen wird, könnte man annehmen, sie seien gar nichts mehr wert.
Bis ins 19. Jahrhundert vermied man es peinlichst den parareligiösen Bereich der Moral mit dem pseudoreligiösen Bereich des Geldes auch nur ansatzweise in Berührung zu bringen. Wobei stets die materialistisch argumentierende Seite als moralisch minderwertig und unterlegen dargestellt wurde.
Im Verlauf des 19.Jahrhunderts kam es zum Wertewandel.
Geld wurde zum Credo. Die Börse mutierte zum Ort parareligiöser Weihe.
Armut galt und gilt als alles, nur nicht als anständig.
Wen wundert das Aufkommen von Gier?
Ist Gier nicht Ausdruck der Selbstsorge in einer Welt, die ihr Heil allein im Wachstum sucht?
Uns erwartet keine Offenbarung, aber der Offenbarungseid.
Der Preis des Menschen ist Verhandlungssache und die Abrechnung erfolgt auf Heller und Pfennig genau.
Alles ist Börse - das Krankenhaus, das Verlagshaus, das Bordell oder natürlich die Börse selbst! Balzac und Zola haben es zeitlos zu Papier gebracht.
Der Exzess ist der Normalzustand des auf Konkurrenzkampf reduzierten Systems.
Das Geheimnis des Erfolges ist nicht Arbeit, sondern Ausbeutung fremder Arbeit.
Der Erfolgreiche ist Händler.
Wenn aus guten Geschäften parareligiöse Gefühle werden, wenn Konkurrenz zur Wahnvorstellung wird, wenn Wachstumsstillstand zur Katastrophe wird, dann ist es Zeit, nach den Grundlagen dieses Systems zu fragen.
Gefühle, wie Schuld und Verantwortung scheinen längst achtlos entsorgt worden zu sein.
Der Ein-Euro-Jobber küsst dankbar die Hand, die ihn aus der Arbeitslosenstatistik führt und ist schon froh, wenn man ihn nicht wegen des Diebstahles eines halben Brötchens anzeigt.
Den Todeszeitpunkt bestimmt die Bank.
Wird man aus der moralischen Kurve getragen, landet man im politischen Kiesbett.
Kein Mensch verantwortet irgendwas.
Gebetsmühlenartig wird der Diskurs um ehrliches Wirtschaften wiederholt.
Ergebnis:
Spekulation ist unantastbar, die Menschenwürde ist es nicht.
Das Geld verbindet bürgerliche Ordnung mit asozialem Abenteuer.
Fiktive Imperien werden gegründet und Darlehen in Milliardenhöhe werden für nicht vorhandene Maschinen, Produkte und Menschen gebucht.
Dem ist nur mit einer Kritik der unreinen Unvernunft beizukommen.
Das schlimmste, was uns passieren kann, sind wertfreie besessene Rationalisten und Phragmatiker.
Deshalb bin ich froh über jeden Menschen der weiterdenkt.