Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle
21.04.2022 um 17:46Balumpa schrieb:Und woher haben Mama und Papa den Drang, das zu kaufen? Weil das Kind es irgendwo probiert hat und jetzt quengelt. Die Werbung ist doch nur in seltenen Fällen der Kaufinitiator. Ich habe auch noch nicht erlebt, dass die Cornflakes gezielt als Kinderfrühstücksprodukte bezeichnet werden.Nein.
Lebensmittelhersteller fixen mit aggressiven Marketingmethoden schon die kleinsten Kunden so früh wie möglich auf ihre salzigen Snacks und Süßigkeiten an – weil hier die Gewinnspanne besonders hoch ist. Bei Marketing-Profis beliebt: Werbung mit beliebten Comic-Figuren. Denn Studien zeigen, dass solche Werbung vor allem bei kleinen Kindern verfängt: Sie greifen besonders gerne zu den so beworbenen Produkten.Eltern kaufen das, weil Kinder es in der Werbung sehen und weil Eltern es in der Werbung sehen und ihnen suggeriert wird, das Produkt sei gut für ihr Kind oder wenigstens nicht schädlich.
Marktcheck von foodwatch
Aber die bunten Bilder kleben in der Regel nicht etwa auf ausgewogenen, kindgerechten Lebensmitteln. Im Gegenteil: foodwatch hat zahlreiche Produkte unter die Lupe genommen, die mit den bekannten Figuren „Biene Maja“ und „Wickie“ dem Wikinger beworben werden. Das Ergebnis des Marktchecks zeigt: Von insgesamt 34 Produkten erfüllt gerade einmal ein einziges die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO für ausgewogene Lebensmittel. Für alle anderen dieser „Kinder“lebensmittel dürfte es – wenn es nach der WHO ginge – gar kein an Kinder gerichtetes Marketing geben. Denn: Kinder essen bereits mehr als doppelt so viele Süßigkeiten und Knabberartikel wie empfohlen.
Die gezielte Werbung für ungesunde Kinder-Produkte torpediert das Bemühen vieler Eltern um eine ausgewogene Ernährung ihrer Kinder: Zum einen setzt das aggressive Marketing gezielt auf den „Quengelfaktor“ der Kleinen im Supermarkt, zum anderen geben Kinder ihr Taschengeld gerne und besonders häufig für Snacks und Süßigkeiten aus – ohne dass die Eltern das zu jeder Zeit beeinflussen könnten.
Balumpa schrieb:Die Bürger haben aber mittlerweile genug Möglichkeiten, sich umfassend über die Produkte zu informieren. Auf jeder Lebensmittelpackung sind die Inhaltsstoffe deklariert. Nun ist mir klar, dass nicht jeder Mensch die komplette Packung liest, geschweige denn das dort Geschriebene zu 100% versteht. Wenn irgendwo Farbstoff X oder Konservierungsstoff Y steht, kann sich der Nichtchemiker da wenig bis nichts drunter vorstellen.Haben sie nicht, sonst würde der Nutri score ja nicht erwiesenermaßen wirken. Es ist faktisch belegt, dass Verbraucher eher einschätzen können, wie gesund ein Lebensmittel ist, wenn sie so einern score sehen als wenn da nur eine tabelle mit Nährwertinformationen drauf ist.
Anhand der Nährwerttabelle lassen sich aber schon diverse Rückschlüsse ziehen. Wenn eine Cola 10 g Zucker auf 100 ml hat und diese kleine Menge Cola bereits über ein Zehntel der maximalen Tagesmenge Zucker in den Körper leitet, dann sollte demjenigen, der ein bisschen rechnen kann, bewusst sein, dass der dauerhafte Konsum von 2 großen Flaschen Cola pro Tag nicht gesund sein kann. Er sollte auch wissen, dass die Big American Pizza mit über 1.000 Kalorien nicht die nährwertärmste Alternative des Mittagessens darstellt.
Weitere Informationsquellen zum Thema Essen und Trinken bieten diverse Verbraucherformate im ÖR-Fernsehen, Zeitschriften und natürlich das Internet. Wem das trotzdem nicht genügt, hat immer noch die Möglichkeit, sich bei einem studierten Ernährungsberater einen Plan für vollwertige und gesunde Mahlzeiten anfertigen zu lassen.
Dass ich hersteller gegen den score verschließen und dagegen lobbyieren, sollte dafür auch beleg genug sein. Hätte der keinen effekt, würden die sich nicht so hart wehren.
Wir haben hier einen Kapitalismustypischen Fall, in dem die Gewinninteressen der Unternehmen dem Wohlergehen der Bevölkerung entgegenstehen und sich ein Staat entscheidet, die Gewinninteressen der Hersteller als wichtiger zu bewerten.