@eckhartUnd? Wo ist das Problem? Dann vermehrt sich das Geld halt irgendwo auf irgendwelchen Konten im Gesamtsstem. Sollte es zur Inflation kommen, gucken dann vor allem diejenigen in die Röhre, die ihren Kontostand anhimmeln und sich darauf einen runterholen. Und wenn dekadente Jungmillionarios ihren Ferrari und Villa kaufen und Schampusorgien feiern, dann wirkt das zwar abstoßend, aber trotzdem haben sie Geld ausgegeben, Steuern gezahlt und in irgendeiner Form Nachfrage geschaffen.
Dein Denkfehler ist folgender: Du schaust dir den Status Quo an. Du siehst Fehlverteilungen. Du denkst dir jetzt, dies Geld könnte man doch auch umverteilen. Z.B. durch Steuern. Du nimmst diesen Status Quo einfach als gegeben hin (Es gibt Geld, das umverteilt werden kann) Du entwickelst dann auf dieser Basis ein Zukunftsszenario, wo das bestehende Geld so verteilt wird, dass alle was davon haben. Ausklammern tust du die Anreizeffekte durch Steuern, Gesetze, Regulierungen, die wiederum den Status Quo verändern und damit auch das Umverteilungspotenzial. Die Ausgangsbedingungen sind anders. Du nimmst vieles offenbar für gegeben hin. Z.B. das es Arbeitsplätze gibt. Oder Unternehmen. Oder Produkte. Oder Dienstleistungen. Oder Nachfrage. Genau das ist aber nicht der Fall. "Ein Recht auf Arbeit". Dieser Spruch ist absurd. Denn er impliziert ja, dass Arbeit ein Selbstzweck ist. Ein Gut, dass immer und überall vorhanden ist. Ist sie aber nicht. Ich glaube, zu starke Umverteilungszwänge, setzen Anreize, die dazu führen, dass am Ende weniger investiert wird, weniger Unternehmen gegründet werden, weniger Wohlstand geschaffen wird. Und dann geht eine Kettenreaktion los, die zu Massenverarmung führen wird. Zuviel "zentralisierte Steuerung" ist einfach unnatürlich, unflexibel und abhängig von den Entscheidungen sehr weniger Akteure. Und darin liegt immer eine Gefahr.
Ich sage dir meine ganz bescheidene Meinung zu Gesellschaft und Wirtschaft. Wir haben alle den Respekt voreinander verloren. Und das ist schlimm. Denn an einem "Streit" ist nie nur eine Partei Schuld. Ich kenne Manager, Entrepreneure, Gabelstaplerfahrer, Arbeiter, normale Angestellte. Und jeder hat so sein bestimmtes Bild vom Anderen. Respekt? Eher selten anzutreffen. So kann keine Solidarität entstehen. Beispiel: Wenn ich als Gründer das Gefühl habe, ich reiße mir hier den Arsch auf, vernachlässige mein Sozialleben, gehe Risiken ein und bekomme DANN noch von der "Gesellschaft" zu hören ich sei ein egoistisches, geldfixiertes Arschloch, dann integriere ich das in mein Weltbild und sage mir: Ok, jetzt erst Recht. Dann will ich WIRKLICH das Maximum an Geld rausholen und den Leuten zeigen, wie wenig sie mir bedeuten. Dann scheiße ich auf den kleinen Mann.
Beispiel: Wenn ich als Arbeiter das Gefühl habe, ich reiße mir den Arsch auf, bekomme dafür wenig Geld und kaum Anerkennung, dann kündige ich innerlich (wie es viele tun), dann scheiße ich auf das System und sage mir: Ok, jetzt erst Recht. Ab in Betriebsrat, ab in die Gewerkschaft, gegen den verfeindeten Arbeitgeber.
In einem solchen System wird Geld zum einzigen Gradmesser für Anerkennung. Ich bin Gründer, ich hole mir Anerkennung durch Reichtum. Ich bin Arbeiter, ich hole mir Anerkennung durch ein hohes Gehalt. Andere Werte spielen dann als "Anerkennungsgradmesser" kaum noch eine Rolle. Die Gesellschaft wird kalt, isoliert sich voneinander und Solidarität wird ein Fremdwort. Reine Geldumverteilung löst GAR nichts an dieser Grundproblematik, vor der wir stehen.
Denn wo kann ein Verständnis für Gemeinschaft und Solidarität entstehen? Das wir alle in einem Boot sitzen? Am Ende wollen alle Menschen nur eins: Würdevoll behandelt werden. Anerkennung erfahren. Wenn ich von der Gesellschaft als Gründer zu hören bekomme: Ich finds toll was du machst. Du gehst Risiken ein. Das nenne ich mutig. Ich wünsche dir alles gute. Hoffentlich klappt es. Dann fühle ich mich als Gründer nicht allein. Dann fühle ich mich anerkannt. In meinem Problemen und Ängsten wahrgenommen. Dann muss ich mich nicht nur mit anderen Gründern abgeben, um Solidarität zu erfahren. Dann bin ich von mir aus, ohne Zwang, bereit zu geben. Zu verzichten. Die gesellschaftliche Anerkennung steht dann in Fokus. Nicht das Geld. Analog der Arbeiter. Wenn er das wirkliche Gefühl bekommt, respektiert zu werden, Anerkennung für die Arbeit bekommt, als Mensch würdevoll behandelt wird, dann ist er bereit zurückzugeben. Sei es Gehaltsverzicht in schlechten Zeiten. Überstunden. Dann spielt das Geld nicht mehr die Hauptrolle. Dann ist er bereit sich mit "denen da oben" auseinanderzusetzen. Denn er fühlt sich in seinen Sorgen und Ängsten verstanden.
In so einer Gesellschaft will ich leben. Und das kann die Politik nicht leisten. Das kann nur der Einzelne.