@ObrienObrien schrieb:Gemäß Polizeistatistik gab es einen Anstieg von 2046 rechtsmotivierter Straftaten auf 2154 Fälle davon rund 90 Gewaltdelikte...das allein in Sachsen. Bei der Rassismusdebatte geht es allerdings nicht nur um die Zahl der Gewaltdelikte, sondern um Rassismus allgemein.
Wir wissen doch beide genau, dass es sich dabei zum Großteil um Propagandadelikte handelt und wenn ich es recht in Erinnerung habe, haben selbst die Gewaltdelikte nur zu rund 50% einen fremdenfeindlichen Hintergrund. Das realitiviert nicht die einzelne Tat und die Folgen für das Opfer, aber daraus eine rassistische Gefahr abzuleiten !? Wo sind die Ansatzpunkte, wenn nicht in konkreter Statistik?
Der gefühlte Rassismus! Wenn man tagtäglich hört, Deutschland müsse noch viel für die Integration machen und hätte manchmal gar ein rassistisches Problem, wenn verabscheuenswerte Einzeltaten hochstilisiert werden, wenn ein Verdachtsmoment wie in Ludwigshafen ausreicht, um halb Europa von Nazis faseln zu lassen, wenn Menschen in ihrer Einfachheit dem jugendlichen Rotzlöffel einen "fremdenfeindlichen" Begriff an den Kopf werfen, weil dies nunmal ein offensichtlicher Angriffspunkt ist (Einen übergewichtigen "Kontrahenten" nennt man nun auch gerne mal "Fettsack" ohne gleich generell "Fettfeindlich" zu sein
:)), dann ist es nicht verwunderlich, wenn der Rassismus omnipräsent wird. Weiterhin wird dies dann noch gerne als Erklärungsversuch verwendet. Wenn sich jemand nicht im Zug neben mich setzen möchte liegt es natürlich an meiner Hautfarbe. Wenn mich jemand nicht mag, liegt es natürlich an meiner Hautfarbe. Wenn ich beim 10. Vorstellungsgespräch immernoch nicht genommen werde liegt es höchstwahrscheinlich nicht daran, dass ich kaum einen gescheiten Satz sprechen kann und damit einen schlechten Eindruck vermittele, nein es liegt an der Hautfarbe.
Der Alltag ist eben nicht freundlich und ein jeder muss sich so einiges gefallen lassen und mit Rückschlägen kämpfen und wo kämen wir denn hin, wenn wir damit nicht mehr zurechtkämen? Wenn wir jedoch Menschen mit Migrationshintergrund darauf sensibilisieren, dass jegliche Ablehnung einzig mit der Hautfarbe zu tun hat und jeder Deutsche sich in Wahrheit immernoch als Arier fühlt und mich lieber im Meer versenken würde, dann ist damit doch niemandem geholfen. Die Menschen erliegen (zum Glück nicht die Mehrzahl) einem Wahn, der das unbeschwerte tägliche Miteinander, welches eben nicht in hohem Maße durch Straftaten geprägt ist, deutlich hemmt, da man von einer "interkulturellen" Zusammenkunft meist Ärger erwartet und die politische Kultur beginnt sich zu vereisen indem ernsthafte Diskussionen über Migration, Integration, Kultur und Identität zu einer Farce werden, welche jede ernsthafte, aber sinnvolle Opposition im Assoziieren mit abscheulichen Straftaten oder Heraufbeschwören eines neuen Reichtagsbrandes verstummen lässt.