Diktatoren lügen,
doch wenn Demokratien lügen, die Wahrheit verfälschen,
wenn Werbeagenturen wie Hill & Knowlton falsche Kriegsgründe produzieren und die Öffentlichkeit gezielt täuschen, wie im ersten Golfkrieg,
dann stirbt nicht nur die Wahrheit, sondern auch die Demokratie und die Freiheit. Mira Beham hat in ihrem leider vergriffenen Buch "Kriegstrommeln" die Geschichte von Medien, Krieg und Politik dargestellt.
Sie hat linke und rechte Mythen vergangener Kriege zerstört und an vielen Beispielen vom Spanischen Bürgerkrieg über Vietnam bis zum Krieg im Irak das Funktionieren von Kriegspropaganda und Public Relations schonungslos dargestellt.
Mit dieser erfundenen Geschichte wurde die Öffentlichkeit auf den damaligen Krieg eingestimmt.
Auszug aus dem Buch "Kriegstrommeln" von Mira Beham (Seite 153 bis 156)
Bekundungen dieser Art ließen zwar Kuwait in den strahlendsten Farben leuchten, reichten jedoch nicht aus, um die amerikanische Bevölkerung von der Notwendigkeit eines US-Militäreinsatzes gegen den Irak zu überzeugen.
Stärkere »Geschütze« mussten aufgefahren werden.
Hill & Knowlton ließ erforschen, wie die Amerikaner auf die Kuwaitproblematik reagierten, beziehungsweise was ihre Gemüter besonders bewegen könnte, und kam zu dem Ergebnis, dass Verbrechen an Kindern und ähnliche Gräueltaten ein Grund wären, militärisch zu intervenieren.
Plötzlich tauchte eine Geschichte in den Medien auf, die diese Vorgaben nahezu ideal zu erfüllen schien - die Brutkasten-Story: "Von allen Anklagen, die gegen den irakischen Diktator erhoben wurden, schlug keine bei der amerikanischen Öffentlichkeit so stark an wie die, dass irakische Soldaten dreihundertzwölf Babys aus ihren Brutkästen genommen und sie auf dem kühlen Krankenhaus-Fußboden von Kuwait Stadt hatten sterben lassen."
Der Ursprung der Geschichte ist unklar. Die ersten Fassungen erschienen Anfang September 1990 in der Londoner "Daily Mail", sowie in der "Los Angeles Times" und wiesen als Quellen den kuwaitischen Wohnungsbauminister, der sich im Exil befand, und eine aus dem besetzten Kuwait evakuierte Amerikanerin namens "Cindy" aus. Ungeprüft begann die Story in den Medien zu kreisen, aber zum Inbegriff der "Vergewaltigung Kuwaits" durch die irakische Soldateska wurde sie erst, als man ihr durch eine öffentliche Präsentation im Kapitol entsprechendes offizielles Gewicht verlieh.
Am 10. Oktober gab es vor dem Arbeitskreis für Menschenrechte im amerikanischen Kongress eine Anhörung über die vom Irak in Kuwait begangenen Menschenrechtsverletzungen und Gräuel, bei der zwei Organisationen Gelegenheit bekamen, ihr Material auszubreiten: Amnesty International und die "Bürger für ein freies Kuwait", also Hill & Knowlton. Was Amnesty anbelangte, so hatten seine Mitarbeiter jahrelang vergebens an die Türen des Weißen Hauses geklopft, um Saddam Husseins Übergriffe anzuzeigen. Um so erstaunlicher war es für sie, dass man ihnen nun solche Bedeutung beimaß und einen so spektakulären Rahmen bot. Sie wussten nicht, dass sie nur als Glaubwürdigkeitskatalysator für die eigentliche Präsentation dienen sollten, und die lieferte "Nayirah", ein fünfzehnjähriges kuwaitisches Mädchen, das als Augenzeugin in Erscheinung trat. In erschütternden Berichten beschrieb sie die Brutalität der Besatzer und Aggressoren: "Ich tat freiwilligen Dienst im Al Addan-Hospital (...) Während ich dort war, sah ich die irakischen Soldaten bewaffnet in das Krankenhaus kommen und in den Raum gehen, wo fünfzehn Babys in Brutkästen lagen. Sie nahmen die Babys aus den Brutkästen, nahmen die Brutkästen mit und ließen die Babys auf dem kalten Fußboden zurück, wo sie starben."
Die Bilder von Nayirahs emotionalem Auftritt gingen um die Welt und am Abend zeigte sich Präsident George Bush auf einer Feier im Weißen Haus hochzufrieden mit deren Wirkung - er habe die Anhörung auf CNN verfolgt und finde es äußerst begrüßenswert, dass das Leid Kuwaits entsprechend gewürdigt wurde. Die beiden Vorsitzenden des Arbeitskreises gaben sich zutiefst beeindruckt: "In der achtjährigen Geschichte des Arbeitskreises für Menschenrechte haben wir von vollkommen glaubwürdigen Augenzeugen, die wir in dieser Zeit vernommen haben, noch nie dermaßen makabre und grauenhafte Horrorstories gehört."
Die Täuschung war gelungen und die Weltöffentlichkeit aufgerüttelt. Niemand ahnte und kaum jemand wusste, dass es sich bei Nayirah um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA handelte und keineswegs um eine "glaubwürdige Augenzeugin". In den Wochen nach dem Spektakel versuchte die Menschenrechtsgruppe Middle East Watch die Aussagen, die vor dem Arbeitskreis gemacht wurden, zu verifizieren, jedoch ohne Erfolg. Um so emsiger brachten die Presseagenten von Hill & Knowlton die Brutkasten-Story unters Volk und bereiteten die nächste Attacke auf die öffentliche Meinung vor.
Am 27. November 1990 inszenierten sie eine technisch aufwendige audiovisuelle Präsentation der irakischen Bestialität vor den Kameras der großen Fernsehanstalten. Auf Ersuchen der kuwaitischen Regierung fand die mediengerechte Darbietung ausgerechnet im Plenarsaal des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen statt, ein Novum in der Geschichte der UN, und die Welt schaute mit wachsendem Entsetzen zu. Videoaufzeichnungen und Live-Befragungen von Zeugen, deren Echtheit nicht infrage gestellt wurde, genauso wenig wie die Authentizität ihrer Behauptungen und Aussagen, warfen ein düsteres und blutiges Bild der irakischen Mörderbanden an die Wand, und es schien, als ob Saddam Hussein allgegenwärtig war und jede Folterung oder Vergewaltigung zumindest befehligte, wenn nicht gar selbst durchführte.
Auch die Brutkastenstory wurde neu aufgewärmt, diesmal von einem Arzt namens "Dr. Issah Ibrahim", der als eine seiner schrecklichsten Erfahrungen die Beerdigung der aus den Brutkästen gerissenen Babys schilderte. Besagten Zeugen hätten die Medien jedoch mit einem relativ geringen Aufwand an Recherchen als den Zahnarzt Dr. Ibrahim Bahbahani entlarven und darüber hinaus die falsche Identität weiterer vier Zeugen aufdecken können. Statt dessen wurden die Aussagen der "Zeugen" anderntags in der Presse als "Beweise" gehandelt.
John MacArthur, der die abenteuerlichen Inszenierungen von Hill & Knowlton und der "Bürger für ein freies Kuwait" ausführlich dokumentiert hat, zeigt auch, wie vor allem aus dem eingängigen Schreckensbild der toten Babys politisches Kapital geschlagen wurde. Präsident Bush kam wiederholt öffentlich auf die Geschichte zu sprechen, der Kongress und die UN befassten sich damit. Schließlich gelang es den Propagandamachern, sogar Amnesty International - das lange gezögert hatte, die Geschichte zu übernehmen - von der "Richtigkeit" der Behauptungen zu überzeugen, was dem Ruf von Amnesty später erheblichen Schaden zufügte. Denn weder während der Besatzung, als Saddam Husseins Truppen Kuwait für jegliche Art von Beobachtern sperrten, noch danach konnten die Brutkasten-Story oder andere Behauptungen verifiziert werden.
Unzweifelhaft haben irakische Soldaten bei ihrem Einmarsch in Kuwait Grausamkeiten begangen. Doch aus ein paar verstreuten Vorwürfen oder Feststellungen solcher Art lässt sich noch keine erfolgreiche Öffentlichkeitspolitik machen, die die Welt in einen Krieg führen würde.
Erst die organisierte und gezielte Strategie von Hill & Knowlton hat die Amerikaner und die internationale Gemeinschaft zu einem gemeinsamen Kriegsziel integrieren können: "Die Bedeutung der Brutkasten-Story im Rahmen der umfassenderen Propagandakampagne einerseits gegen Saddam Hussein und andererseits für die Kriegsoption, darf man nicht unterschätzen.
Ohne sie verliert der Vergleich Saddam Husseins mit Hitler seinen Glanz; man musste beweisen, dass Hussein das Böse schlechthin war."
http://www.noth.net/irakkrieg/d159_offener_brief.htmDie "Entwicklung" ist seitdem weiter gegangen.
Heute kommen auf jeden echten Journalisten ZEHN PR- Leute !!!
Journalisten leben gefährlich !