Kopftuchverbot in Hessen ist rechtens!
21.03.2009 um 15:33
Auch wenn es hier den einen oder anderen Idioten gibt, der einem gleich Rassismus unterstellt, weil man das Kopftuchverbot befürwortet und man zum Schutze der freien Entwicklung von Kindern, gerne das Kopftuch gänzlich von der Schule verbannt sehen würde, so habe ich doch auch etwas mehr dazu zu sagen…
An Pros und Contras ist ja in dieser Debatte eigentlich mittlerweile alles gesagt worden und die beiden Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber. Ein Mittelweg scheint gänzlich ausgeschlossen und die Spaltung ist tief. Die Spaltung ist so tief, dass sie nicht nur zwischen einer bekopftuchten, muslimischen Minderheit und der Mehrheitsbevölkerung verläuft, sondern scheinbar komplett durch die gesamte Gesellschaft,deren Minderheiten und auch deren Mehrheiten, hinauf bis in die höchste Urteilsinstanz. Aufgrund fragwürdiger religiöser (immigrierter) Befindlichkeiten scheint sich das Volk daran zu spalten und uneins darüber zu werden, wie sehr man seine eigene Kultur gegenüber den eingebrachten Teilen schützen muss, will man doch auch als Nation weiter bestehen. Als Nation, die sich in hunderten von Jahren durch Kriege und viel Elend zu einer großen europäischen Gemeinschaft mit verschiedenen Nationen aber ziemlich gleichlautenden Werten entwickelt hat.
Und eigentlich geht es auch nicht nur um das blöde Stück Stoff auf dem Kopf, sondern darum, wie man in Zukunft mit so einer Religion in Europa umgehen will.
Mit einer Religion, die viele geschätzte und ehrbare Werte Europas in Frage stellt. Es wird also nicht nur um die Glaubenshaube diskutiert, sondern auch darüber, was diese Symbolik aussagt, welche Lebenshaltung, welche Weltanschauung und welche Lebensinhalte dahinter stehen oder dahinter vermutet werden.
Und wenn ich bedenke, welche Ängste und Sorgen Menschen wie mich bei dem Thema Kopftuch bedrücken, dann finde ich das permanente Schönreden von muslimischer Seite eher verschlechternd denn beruhigend. Und es geht bei diesen Gedanken nicht nur um das lange Zeit für unumstößlich gehaltene Weltbild von Gleichberechtigung, Abkehr von klerikaler Doktrin. Es geht dabei auch um Angst und Abscheu von Phänomenen, die man genau dort verortet, wo das Kopftuch getragen wird (werden muss). Und erste Gedanken die mir dabei kommen sind die Unterordnung und Entmündigung der Frau, Zwangsheiraten, Vernachlässigungen der Tochter bei gleichzeitiger Verhätschelung der Söhne, Bildung (nicht die theokratische Bildung!) als tertiäres oder weiter entferntes Gut und auch die ständigen Beobachtungen die schon fast einer Karikatur gleichen, dass die (bekopftuchte) Frau ihrem Mann mit entsprechendem Abstand folgt.
Dazu kommt, dass ich mich oft frage wo der Islam ohne den Einfluss des Westen denn überhaupt wäre. Ohne den Westen hätte man doch selbst gar nicht festgestellt dass es Zwangsehen, Benachteiligungen, Entmündigungen, usw. gibt. Dies geschah doch erst dort den Fingerzeig des Westens. Bis dahin hatte man es dort doch für völlig normal gehalten. Wer war es denn, der auf die menschenunwürdigen Verhältnisse gerade für Frauen in Afghanistan durch die Taliban aufmerksam gemacht hat? Sicherlich finden/fanden es Muslime auch nicht toll, aber sind sie dagegen aufgestanden, haben sie dagegen aufbegehrt?
Wer hat denn all die Zwangsverheiratungen junger Mädchen in der Türkei angeprangert? Die Muslime waren es nicht, obwohl man die Freitagspredigten sehr gut dazu hätte nutzen können. Man hielt es einfach für normal und für einen kulturellen Bestandteil.
Warum sind solche Sachen nicht zu hören und warum werden die Stimmen, die Missstände anprangern von Fundis unterdrückt, ohne dass der normale und vernünftige Moslem sich hinter den Anprangernden stellt. Hat man dort Angst die Umma zu beschädigen? Wartet man lieber darauf, dass andere ganze Romane über Missstände schreiben um dann anschließend einheitlich sagen zu können: Das ist aber nicht der Islam!
Selbst nichts gegen fragwürdige Praktiken unternehmen um nicht als Nestbeschmutzer dazustehen aber anschließend geschlossen auf die Straße gehen, wenn fragwürdige Praktiken in deutschen Kabaretts aufgegriffen werden
Diese Beispiele haben zwar nicht direkt etwas mit dem Kopftuch zu tun aber stehen dennoch im indirekten Zusammenhang, denn all das gehört dazu was Menschen wie ich in das Kopftuch projizieren. Und durch eure eigene Untätigkeit müsst ihr euch dann auch solche Fragen gefallen lassen. Fragen, die ihr euch bestimmt auch schon selbst gestellt habt, aber innerhalb eurer geschlossenen Community lieber verdrängt habt.
Solche unangenehmen Fragen und Feststellungen gehören aber zu einer aufgeklärten Gesellschaft. Das ist Streitkultur und ihr seid in einem Gebiet, in dem die friedliche Streitkultur gelebt und geliebt wird. Wenn man den Islam hier wirklich auch Gesellschaft akzeptiert wissen will, dann sind solche Diskussionen unausweichlich denn die hat das Christentum hier auch durchlaufen müssen.
Streift eure Angst ab, eure Angst vor dem Unbekannten und auch vor einer eventuellen Erschütterung des Glaubens. Fürchtet euch nicht vor der Umma, der ach so tollen Umma…
Tretet dafür auf die Straße, dass eure kleinen Kinder kein Kopftuch tragen sollen und sagt lauthals heraus, dass jede Frau das ABSOLUT freie Recht hat, zu entscheiden ob sie es tragen will oder nicht. Ihr könnt doch nicht wirklich glücklich damit sein, wenn viele eurer Schwestern unglücklich sind weil die alten archaisch patriarchalischen Sitten weiterhin gepflegt werden um selbst im Ansehen zu steigen. Eure Frömmigkeit wird doch auch nicht in den Augen Allahs steigen, wenn ihr den Glauben eurer Schwester aufzwingt oder sie verachtet, weil sie ein anderes Leben führen mag.
Beschimpft nicht eure Schwestern und beschimpft nicht eure Kritiker. Eure Kultur ist hier noch immer ziemlich fremd, und mit euren Beleidigungen, dass Kritiker mit dem Rassismusvorwurf mundtot gemacht werden sollen, tut ihr euch doch selbst keinen Gefallen. Damit vergrößert ihr nur den Abstand!
Verabschiedet euch von dem Bild, dass ihr die Wahrheit gepachtet hättet! Hier gibt es mehr Wahrheiten als euch lieb ist und jede hat seine Daseinsberechtigung. Lasst euch auf den Westen mit seinen Regeln ein, geht hinaus und erzählt euren verbohrten Brüdern dass wir eigentlich offene Arme haben, aber das die Arme bei gewissen kulturellen Bestandteilen stets geschlossen bleiben. Verändert euch, seid zu Veränderungen bereit, so, wie wir es auch waren und sind.
Verabschiedet euch von dem Gedanken, dass nur ihr und eure Einstellung und Lebensweise gesund wären, während lediglich die Umwelt um euch herum problematisch wäre. Seid mehr Kritik- und Kritisierfähig und ergießt euch nicht in einem Hochmut, der dem Chauvinismus nahe kommt.
Ohne die ständigen Auseinandersetzungen mit Menschen wie mir würden doch viele gar nicht die edlen Aspekte des Islam kennen. Erst die Auseinandersetzung mit Europa hat doch die meisten dazu gebracht, sich überhaupt mal wirklich mit der eigenen Religion und Ideologie dahinter auseinanderzusetzen. Erst durch die Argumentationszwänge hat man doch die Überlieferungen des Propheten herausgesucht und plötzlich erkannt, dass der Westen gar nicht mal Unrecht hat. Plötzlich habt ihr festgestellt, dass die Frau tatsächlich ein Recht auf Scheidung hat, auf freie Partnerwahl und ein Recht auf Bildung.
Also war es der Westen, der die starre, unbewegliche und fast unlebendige Umma aus ihrer Starre befreit hat. Es war also der Westen, der euch dazu gebracht hat, euch wieder aktiv mit dem Glauben zu befassen, anstatt sich nur passiv zu ergeben und den Rest mit Traditionen zu begründen.
Also, stellt euch den Herausforderungen und Diskussionen, auch wenn sie schmerzen könne. Weiterentwicklung ist meist ein schmerzhafter Prozess, führt er doch oft dazu, dass Teile des ganzen verloren gehen können. Habt keine Angst vor den Verlusten denn die Inneren Werte werden euch den wahren Halt geben.