Polizeigewalt in Deutschland

@Realo

Also ich bin zwar kein Polizist, würde aber auch nicht wollen, dass jede Sekunde meines Arbeitstages gefilmt wird und meinem Arbeitgeber offenbar wird. Ob ich einmal abschüttel oder dreimal geht die nix an. Wie ich mich von meiner Frau verabschiede, wenn die mich kurz anruft, geht die nix an, ob ich mir mit dem Brötchen einen Fleck auf die Jacke mache, geht die erst mal nix an, was ich im Dienstwagen mit meinem Kollegen bespreche, geht erst mal niemanden sonst etwas an.

Dann stell Dir mal vor ein Szene, im Hintergrund vier Unbeteiligte. Im Vordergrund ein Polizist, ein TV, es kommt irgendwie zu Handgreiflichkeiten. Wie willst Du jetzt die Unbeteiligten im Hintergrund wegpixeln, ohne den Tathergang mit unkenntlich zu machen? Wir nehmen man an, ein Arm des TV und ein Bein des Polizisten sind mitten im Bild. Da würde das Pixeln schon zur anspruchvollen Bild-für-Bild-Handarbeit. Wer soll das denn machen? Und wer auch immer da verpixelt, kann Einfluss auf das nehmen, wie sich ein Geschehen dann darstellt.

Vieles mal gut gedachte scheitert nicht so sehr am Willen, sondern an Details. Das betrifft ja nicht nur Polizei Cams.

sacredheart schrieb:Vieles mal gut gedachte scheitert nicht so sehr am Willen, sondern an Details. Das betrifft ja nicht nur Polizei Cams.

Aber offenbar haben die USA und die Länder, in denen unabschaltbare Bodycams Teil der Dienstausrüstung sind, keine Probleme damit.

Über Privatgespräche kann man ja hinweghören, solange es nicht um einen geplanten Koksklau von dem konfiszierten Stoff geht.

Realo schrieb:Aber offenbar haben die USA und die Länder, in denen unabschaltbare Bodycams Teil der Dienstausrüstung sind, keine Probleme damit.

Über Privatgespräche kann man ja hinweghören, solange es nicht um einen geplanten Koksklau von dem konfiszierten Stoff geht.

Schon mal 24 Stunden per Kamera beobachtet worden? Macht wenig Spaß so etwas und baut Druck auf. So etwas wäre das letzte was man braucht.

Ray. schrieb:Schon mal 24 Stunden per Kamera beobachtet worden?

Ich glaube die Schichten sind 6- oder 8-stündig eingeteilt. Wer den Beruf des Ordnungshüters wählt, sollte möglichst wenig zu verbergen haben.

Realo schrieb:Ich glaube die Schichten sind 6- oder 8-stündig eingeteilt. Wer den Beruf des Ordnungshüters wählt, sollte möglichst wenig zu verbergen haben.

Selbst 6 bis 8 Stunden sind kein Papenstiel. Insbesondere eben in sensiblen Momenten.

Ray. schrieb:Richtig und aufgrund des Personalmangels geht es nicht.

Es waren drei Beamte vor Ort.

@EinElch
In dieser Situation...
Vielleicht würde sie aber auch als kritisch eingestuft und deswegen 3 Beamte hingeschickt.

Ray. schrieb:In dieser Situation

Joa, in dieser Situation die hier diskutiert wird, ist halt die erstrebenswerte Situation da gewesen, es hat aber nichts gebracht.

@EinElch
Nun dann hast du wohl offenbar eine Einsicht in Dinge die ich nicht habe. Warum würden 3 Personen geschickt und nicht 2?

Realo schrieb:Aber offenbar haben die USA und die Länder, in denen unabschaltbare Bodycams Teil der Dienstausrüstung sind, keine Probleme damit.

@Realo

Hier geht es eben auch mal um Details. und In den USA werden Rechte am eigenen Bild weniger hoch bewertet als in unserer Rechtsprechung und auch die Persönlichkeitsrechte von Mitarbeitern, ob Polizisten oder nicht.

Deshalb haben US Firmen auch oft Schwierirgkeiten mit der von uns als übergriffig eingeschätzten Art, mit Mitarbeitern umzugehen.

Es gibt glaube ich genug Argumente, warum wir keine US Verhältnisse wollen.

Auch im true crime TV laufen da Dinge, die jedem Datenschützer bei uns die Nackenhaare sträuben würden. Das ist nicht übertrgabr und das ist auch gut so.

sacredheart schrieb:In den USA werden Rechte am eigenen Bild weniger hoch bewertet als in unserer Rechtsprechung

Auf die Rechte am eigenen Bild würde ich gern verzichten, wenn ich im Gegenzug sicher sein kann, dass in der Polizei keine Aktionen mehr stattfinden, die mir kalte Schauer den Rücken hoch und runter jagen und mich am Rechtsstaat zweifeln lassen.

Was du anschließend kritisierst, da gehe ich mich, aber das hat nicht in erster Linie was mit der Frage Bodycams ja oder nein zu tun sondern eher mit unterschiedlicher gesellschaftlicher und institutioneller Mentalität.

@Realo

Ich sehe bodycams nicht als eine so gute Lösung an. Sie wären zwar nicht der Untergang des Abendlandes, aber hätten verschiedene Wirkungen.

Erst mal, wenn wir davon ausgehen, ein Polizist oder mehrere würden mit Vorsatz etwas Verbotenes zu tun gibt es keine Bodycam, die man nicht abdecken könnte. Wenn ich schon davon ausgehe, dass Polizisten vorsätzlich Übles tun, dann hat ihnen gerade der TV etwas vor die Kamera gekippt oder jemand sonst. Und wennn ich so denken würde, wollte ich auch nicht, dass Polizisten Video Material aus meiner Wohnung haben, ein kleiner Schwenk auf die Pornosammlung, die Freundin im Schlafzimmer oder die Medikamente, die ich einnehme usw.

Für Taten im Affekt oder unklare Situationen mag die durchaus mal Vorteile haben, aber ich denke im Regelfall nicht.

Wenn ein Polizist so kriminell wäre, 10kg Koks bei einer Razzia selbst einzustecken, wird er auch eine Möglichkeit finden, wie das nicht gefilmt wird. Da wirkt ein Klebezettel schon Wunder.

Ich würde mir einfach nicht viel davon versprechen. So wie das Datenmaterial von Dash cams auch kaum einen Verkehrsprozess nennenswert beeinflusst.

Abahatschi schrieb:Hatte ich doch verlinkt - wie passt es denn zu den Vorwürfen dass alles gedeckt wird wenn so massiv ermittelt wird?
Oh, gar nicht.

Steht sogar im Artikel das die kriminellen Handlungen von mehreren Kollegen gedeckt wurden.

Wenn wirklich vermehrt Bodycams zum Einsatz kommen sollten, würden sich einige User, die hier dauernd gegen die Polizei hetzen, wundern, was die Polizei tagtäglich ertragen muss.

DomRepLove schrieb:würden sich einige User, die hier dauernd gegen die Polizei hetzen,

Welche User sind das denn? Kannst du das anhand von Zitaten iwie belegen, wo hier gehetzt wird?
Zumal Hetze von den Moderatoren wohl nicht toleriert würde.

DomRepLove schrieb:Wenn wirklich vermehrt Bodycams zum Einsatz kommen sollten, würden sich einige User, die hier dauernd gegen die Polizei hetzen, wundern, was die Polizei tagtäglich ertragen muss.

Transparenz ist ja nicht gewollt, sonst würde man sich auch nicht so gegen unabhängige Untersuchungen sträuben.
https://www.spiegel.de/panorama/seehofer-misstraut-der-polizei-a-6178f9ba-6e0c-40fa-94d9-02e1678e0269

Abgesehen davon wäre das auch kein Grund das die Polizisten ihre Arbeit nicht richtig machen sollen.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/09/brandenburg-treuenbrietzen-sek-einsatz-angriff-polizist-fotograf-video-disziplinarverfahren.html

Am Rande eines SEK-Einsatzes in Treuenbrietzen kommt es im vergangenen Jahr zu einem Übergriff auf einen Fotografen. Beide Seiten erstatten Anzeige, doch nur der Fotograf muss vor Gericht. Ein Video brachte die Wende - nun wird gegen Polizeibeamte ermittelt.

[...]

Auf dem Video, das von dem Fotografen offenbar unbemerkt aufgenommen wurde, ist zunächst zu hören, wie der Fotograf den Polizeibeamten nach dessen Dienstnummer und Namen fragt.

Anschließend ist zu erkennen, dass der Fotograf samt Kamera zu Fall gebracht wird und der Polizeibeamte ihn am Boden hält. Auf dem Video ist zu hören, wie der Fotograf röchelt. Der Polizist hatte vor Gericht ausgesagt, der Fotograf habe ihn angegriffen und sei von selbst gestürzt. Ein anderer Polizeibeamter bestätigte diese Aussage.

[...]

In enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft werde nun der Vorwurf einer Falschaussage durch Polizeibeamte geprüft, teilte das Polizeipräsidium mit. "Gegen die betroffenen Polizisten wurde am heutigen Tage ein Disziplinarverfahren eingeleitet", hieß es weiter. Die Staatsanwaltschaft will zudem anhand der Aufzeichnung prüfen, ob sich ein Polizist bei dem Einsatz strafbar gemacht hat. Es stehe die Frage im Raum, ob eine Körperverletzung im Amt in Betracht komme, sagte ein Sprecher

Krasser Fall. Zum Glück hatte der Fotograf einen guten Anwalt.

Smas schrieb:Auf dem Video, das von dem Fotografen offenbar unbemerkt aufgenommen wurde, ist zunächst zu hören, wie der Fotograf den Polizeibeamten nach dessen Dienstnummer und Namen fragt.

Was war denn der Grund für die Frage - was ist vor was ist vorher vorgefallen?
War der SEK Einsatz gegen ihn?

Smas schrieb:Krasser Fall. Zum Glück hatte der Fotograf einen guten Anwalt.

Nun die Falschaussage war natürlich nicht richtig, das Vorgehen bis dahin bewerte ich allerdings als nicht kritisch. Das Sek kommt nur dann zum Einsatz wenn es gegen bestimmte Tätertypen geht. Da ist eigensicherung extrem wichtig. Mich wundert es ohnehin, daß man noch zum Nachfragen kam und nicht schon vorher gefesselt auf dem Boden lag.

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/09/brandenburg-treuenbrietzen-sek-einsatz-angriff-polizist-fotograf-video-disziplinarverfahren.html
Und ganz klar die Ermittlungen manipuliert (wie hier schon mal "rechtstaatlich" vorgeschlagen wurde)

Zu einem früheren Zeitpunkt habe sein Mandant das Bildmaterial nicht zeigen wollen, da es Bedenken gegeben habe, dass die Polizisten ihre Aussagen anhand des Videos ändern oder anpassen, sagte der Anwalt des Fotografen, Sebastian Wendt, der Deutschen Presse-Agentur.

Ich freue mich auf Prozesse wo man den Angeklagten zuerst mal aussagen lässt und dann die Beweise präsentiert.