-hier mal ein paar hintergrundinformationen, damit man das Bestreben Russlands, die osseten mit russischen Pässen zu versorgen, beesser nachvollziehen kann:
Zunächst eine Begriffsklärung: Ossetien liegt im Norden des Kaukasus und ist Teil von Russland. Die Region, welche heute als Süd-Ossetien bezeichnet wird, war bis zum Bau des Roki-Tunnels im letzten Jahrhundert nicht mit der Heimat der Osseten in Norden verbunden. Es kann also nicht von einer historischen Teilung des Lands wie im Fall von Ost-/Westdeutschland oder Nord- & Südkorea gesprochen werden. Der Begriff Süd-Ossetien ist vom Russischen Zarenreich geprägt worden.
Die Osseten kamen in der Antike über den Kaukasus in das Gebiet der heutigen Georgischen Region Süd-Ossetien. Sie lebten dort nomadisierend zusammen mit den ansässigen Georgiern und verbreiteten sich auch ins Kernland Georgiens. Die Heimat der Osseten liegt jedoch nördlich des Kaukasus im Gebiet von Russland, westlich von Tschetschenien.
Als Georgien Teil des Russischen Reichs geworden war, wurde Süd-Ossetien ebenso wie Abchasien und Adscharien weitgehend autonom verwaltet, während ethnisch strittige Gebiete Georgiens an die Nachbarländer fielen. Süd-Ossetien galt damals also nicht als ethnisch strittiges Gebiet, sondern als Teil Georgiens in dem nunmal ein hoher Bevölkerungsanteil Osseten lebte. Die Errichtung der autonomen Regionen damals war also bereits ein destabilisierend intendierter Russischer Eingriff.
Mit der Unabhängigkeit Georgiens nach dem Zusammenbruch der UDSSR wurde zum ersten Mal versucht, den Teil von Georgien abzuspalten. Damals waren es bereits strategische Gründe, welche aus russischer Sicht dafür gesprochen hatten. Der Kaukasus ist eine schwer zu überwindende geographische Barriere in Richtung Süden. Ein Vorposten am südlichen Ende des Roki-Tunnels war und ist sehr attraktiv für Moskau. Deshalb unterstützt Moskau seitdem die Separatisten in der Region.
Eine Autonomie der Heimat der Osseten war seltsamerweise dagegen nie im Gespräch. Versuche der Tschetschenen unabhängig zu werden, wurden blutig niedergeschlagen. Moskau ist nur an der Selbständigkeit von Völkern interessiert, wenn damit anderen geschadet werden kann. Russland ist bekanntlich selbst eine multi-ethnische Nation und würde stark fragmentiert werden, falls alle Ethnien eigenständig sein wollten.
Im Kernland von Georgien leben über 100.000 Osseten, wovon die meisten georgischer Nationalität sind. In der Region Süd-Ossetien leben halb soviele Osseten, welche inzwischen zumeist russische Pässe haben. Dies rührt daher, dass Russland Ossetische Anträge auf russische Nationalität beschleunigt bearbeitet hat und zudem finanziell belohnt. Ähnlich wie in Abchasien werden Bewohner russischer Nationalität massiv bevorzugt, z.B. am Arbeitsmarkt. Öffentliche Ämter, auch Lehrberufe usw. stehen nur “Russen” offen. Die Osseten im Kernland, welche gut integriert sind (freiwillig!), hatten nie das Interesse, nach Süd-Ossetien zu ziehen und einen russischen Pass zu beantragen. Der ethnische Konflikt kann also gar nicht so schwerwiegend sein. falls es ihn überhaupt gibt.
Dennoch gab es 2006 ein Referendum, welches die Sezessionsfrage klären sollte. Dieses Referendum ist von Moskau initiiert worden und entbehrte jeglicher juristischer Grundlage. Zum einen war ein solches Referendum nie in der Verfassung vorgesehen, zum anderen versuchte man sich damit über die in der Region lebende Georgische und damit heimische Bevölkerung hinweg zu setzen. Es waren nämlich nur russische Staatsbürger zur Abstimmung zugelassen. Weder Georgier, noch nicht-russische Osseten durften teilnehmen.
Es zeigt sich, dass die Argumentation der Separatisten und Moskaus kaum nachvollziehbar ist, weshalb Georgiens Grenzen revidiert werden sollten.
Wahrscheinlich wäre es am besten, die Osseten russischer Nationalität würden in die alte Heimat im Norden des Kaukasus übersiedeln. Die aus Südossetien vertriebenen Georgier könnten dann zurück in ihre Heimat und zusammen mit den verbliebenen Osseten, welche die russische Nationalität ablehnen, weiterhin friedlich auf gute Nachbarschaft trinken. Ohne von Moskau gesteuerte und bezahlte Separatisten könnte man sicherlich auch leichter über mögliche Autonomieregelungen verhandeln, falls solche dann überhaupt noch nötig wären
http://rueckgrat.wordpress.com/2008/08/16/sind-die-unabhangigkeitsbestrebungen-der-sud-osseten-gerechtfertigt/ (Archiv-Version vom 22.08.2011)