@Fabs Fabs schrieb:Die sind so lange an der Macht, weil sie sich mit brutalsten Mitteln da halten, nicht weil sie so smart sind. Mit Unterstützung aus dem Westen wäre das Regime schon 2009 gefallen, aber es erklärte sich niemand solidarisch mit dem Anliegen der Protestbewegung, nicht einmal dieser Messiasverschnitt Obama.
Nein, das Regime wäre 2009 nicht gefallen. Es wird oft vergessen, wie tief das Regime in der iranischen Gesellschaft, insbesondere der iranischen Wirtschaft verwurzelt ist. Bei den damaligen Präsidentschaftwahlen hat Ahmadinejad auch ohne Manipulationen einen Großteil der Wähler von sich überzeugen können. Er ist ein Populist, ein Mann der einfachen Worte und des einfachen Volkes und natürlich ein Alptraum für jeden denkenden Menschen im Iran. Es war aber schon vor der Wahl klar das er gewinnt. Ich habe trotzdem gegen ihn gestimmt, aber es war klar das wir verlieren.
Und entgegen deiner These, so schön sie auch formuliert geht es dabei allenfalls vordergründig um Religion, aber tatsächlich einfach nur um Macht und wirtschaftliche Interessen. Es gab Millionen Demonstranten, aber es gab auch Millionen Basij,freiwillige Volksmilizen die für ihr Regime kämpfen, denn sie hängen direkt von ihm ab. Bei uns herrscht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, die Basiji sind für Viele der einzige Arbeitgeber, junge Männer können den Wehrdienst umgehen und erhalten bevorzugt einen Studienplatz. Viele ärmere Menschen sind auf Lebensmittelsubventionen und Zuwendungen abhängig. Die Unwägbarkeiten eines Regimewechsels oder gar eine völlige Transformation der islamischen Republik werden von vielen gefürchtet, also arrangiert man sich mit dem Status quo.
Das herrschende Regime handelt aus seiner Perspektive heraus rational und aus reinem Machtkalkül. Es gibt eine weltliche, gewählte Regierung, ein Parlament mit mehreren Parteien, die im Rahmen der Verfassung tatsächlich unterschiedliche Programme vertreten, eine formal unabhängige Justiz, eine Armee.
Doch es gibt ein Schattenregime, die Mullahs mit ihrem nicht gewählten obersten Revolutionsführer und ihren Revolutionsgerichten, den Revolutionsgarden (Pasdaran).
Dieses Machtgefüge macht einen revolutionären Regimechange, einen iranischen Frühling oder grüne Revolution unmöglich. Sollte sich der Kurs der weltlichen Regierung in eine Richtung bewegen die Chamenei'i nicht gefällt, greift es korrigierend ein. Deswegen erscheinen westlichen Beobachtern iranische Regierungspositionen häufig widersprüchlich, denn es gibt praktisch gesehen zwei Regierungen. Sollte sich das Militär hinter eine wie auch immer geartete Reformbewegung stellen oder gar einen Putschversuch unternehmen, stehen ihnen die Pasdaran im Weg, dem Druck der Straße setzt man die Basiji entgegen.
Diese Kräfte haben nicht nur eine Ideologie, sondern auch handfeste wirtschaftliche Interessen, denn sie kontrollieren viele wichtige Staatsbetriebe, den Ölexport, die Banken.
Das ist das iranische System von Checks and Balances und es funktioniert leider viel zu gut.