Ziat:
"Nun ist es allerdings auch so, dass trotz aller Hartz-IV-Armut niemand in diesem Lande auf der Strasse verhungert. Dieser Rest "Sozialstaat" hat alle Anschläge von SPD/CDU/FDP/Grüne (und in Berlin auch Linke) überlebt."Mmh. Also, ich bin nicht immer draußen, ich lebe auch nicht in Friesland, sondern in einer deutschen Großstadt, aber das was ich seit einiger Zeit auf "den Straßen" der Großstadt erlebe, sind immer mehr Menschen, die nach Pfandgut in öffentlichen Abfalleimern und privaten Mülltonnen wühlen, meist ältere Menschen, die auf alte Fahrräder meist ein paar Plastkbeutel voller Pfandgut geschnallt haben und junge Bettler. Auch scheint die Zahl der Obdachlosen gestiegen zu sein (subjektives Empfinden).
Aus persönlicher Erfahrung kenne ich eine alte Dame (78), die mehrere Krebsoperationen hinter sich hat , die vom Sozialgeld leben muss. Ca. "10 Tage vor dem Monatsende" hat sie kein Geld mehr, sie hat dann Hunger, ist auch wirklich sehr 'schlank'. Ich habe sie schon häufiger untestützt (ist kein Verwandte und die Schilderung beschönigt eher). Das Sozialgeld ist bei steigenden Energiekosten kaum dazu geeignet, eine ausreichende Ernährung der Empfänger zu garantieren...
Die vor der Stadt gelegenen Müllkippen schaue ich mir nicht an, weil sie in deutscher Gründlichkeit auch abgeriegelt sind, und auch die städtische Müllverbrennungsanlage ist von hohen Zäunen umgeben und wird von Pförtnern bewacht ....
Zitat 2:
"Müntefering hier quasi zum Killer, zumindest aber zu so einer Art SPD-Goebbels hochzustilisieren, halte ich für blanken Zynismus und Leichenschändung."Die Kritik nehme ich erst einmal an, ich weiß, dass das -oberflächlich betrachtet- nur eine überschiessende Sprachkonstruktion zu sein scheint. Aber gerade weil ich eine solche Anschuldigung vorgenommen habe, will ich interessierten Kritikern Einblick in meine Günde geben :
Ins Mörderkleid habe ich den Müntefering noch nicht gesteckt, auch ist vollkommen klar, dass die Kz's und der industrielle Massenmord von 6 Millionen Juden in seiner Abartigkeit ein einzigartiges Verbrechen sind.
Eigentlich will ich auch nicht den Müntfering persönlich angreifen,
@elfenpfad :D, sondern die hinter solchen Aussagen steckende Einstellung, eine Einstellung in urdeutscher Tradition...
Diese nach und nach dem gesamten Volk implantierte Geisteshaltung hatte damals eine Vorbereitung. Darum geht es, um genau diese Geisteshaltung, die wie selbstverständlich dem Volk untergejubelt wird, durch solche Typen wie z.B. Müntefering.
Begründen möchte ich, weshalb ich darin eine Wiederkehr faschistoider Denk- und Handlungsmuster zu erkennen meine.
Im Buch "Öffentliche Wohlfahrt und Judenverfolgung" beschreibt der Autor Wolf Gruhner ab S. 86 das "Diskriminierungsinstrument Pflichtarbeit" und im nächsten Abschnitt die "Separierung und Leistungskürzung". Demnach wurde im deutschen Faschismus "keine staatliche Leistung ohne Gegenleistung" als Prinzip besonders rigoros angewandt. Hingewiesen wurde dabei auf die
Rede Görings vom 16.12.1936 vor dem "Generalrat der Wirtschaft" (S.92), in der er forderte, generell die Bezüge der "Wohlfahrtsempfänger zu sperren" , die Arbeitsleistung ablehnen.
"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" (Müntefering).Diese regressive, gegen einen sozialen Markt gerichtete Politik, fand sich also auch während der NS-Herrschaft, und ist konkret in Zahlen ablesbar:
Betrugen die Sozialausgaben im Jahre 1932 noch 2,8 Milliarden Reichsmark, so wurden sie für das Jahr 1937 nur noch mit 0,4 Milliarden Reichsmark angegeben (vgl. Reinhard Kühnl "Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten" S.235 PapyRossa Verlag).
Heute versucht der Staat ebenso die sozialen Kosten der kapitalistischen Produktionsweise zu senken, gibt das direkt als finanziellen Druck an den unteren Teil der "Solidargemeinschaft"
:D weiter , an Arbeitnehmer, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Rentner, Langzeitkranke...
Lohnnebenkosten werden gesenkt , Steuersenkungen für Unternehmen durchgesetzt, den "notleidenden" Banken blitzschnell ein paar Hundert Milliarden Euro zugeschoben, aber Anspruch auf Arbeitslosengeld gekürzt, Arbeitslosengeld wird in etwa durch Hartz IV auf Sozialhilfeniveau gedrückt und der Regelsatz von Hartz IV soll gerade mal um 6 Euro steigen..."Nullrunden" für Rentner, Zuzahlungspflichten zu medizinischen Dienstleistungen, Praxisgebühr... alles bekannte Belege für den Abbau von sozialen Errungenschaften der Arbeitnehmerschaft...
Über sogenante Kombilöhne und das HartzIV Konzept mit den immanenten Arbeitszwängen wird nicht nur Arbeitsarmut normal, sondern das übt auch Lohndruck auf den normalen Arbeitsmarkt aus, macht die gesamte Arbeitnehmerschaft für das Kapital leichter lenkbar, gefügig...Dem Volk wird das natürlich nicht als (langfristig unzureichender) Versuch verkauft, dem Zwang zur Erhöhung der Profitrate zu entsprechen, dem Volk werden die Ohren anders gemolken, in traditionell sozialdarwinistischer, faschistischer Form. Dazu muss dann eine entsprechende Ideologie her.
"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"Im übrigen halte ich auch die heutige Leiharbeit durch sogenannte "Personal-Service-Agenturen", die oft eng mit den sogenannten Arbeitsagenturen zusamenarbeiten für bedenklich, gerade wegen unsäglicher und eigentlich bekannter faschistischer Vorläufer:
Die SS war quasi größte staatliche Verleihorganisation 'ausländischer Zwangsarbeiter, inländischer Oppositioneller und rassisch verfolgter Menschen', die an bekannte deutsche Firmen "vermietet" wurden....
Es ist die konkrete Form, es ist auch der Grund für die "Verleihung" von Niedrigverdienern, auf die ich aufmerksam machen möchte, die unheilige Tradition, ohne etwa die Gleichung aufstellen zu wollen PS-Agenturen = SS.
Unterernährung und Fehlernährung, daraus resultierende Erkrankung, vielleicht auch so erzwungene Kriminalisierung des sogenannten "abgehängten Präkariats", Anknüpfung an sozial-faschistische Traditionen auf der Grundlage faschistoider Ökonomie, das steckt für mich in der menschenverachtenden Formulierung :
"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen",
und auch die Befürchtung, dass den zum Klotz am Bein des Kapitals verkommenen "Wohlfahrtsempfängern", eine Endlösung drohen könnte.
Das Kapital kennt keine Moral, es ist ein vaterlandsloser, mitleidsloser Gesell. Es marodiert über den Planeten , raffgierig, lässt sich nur im völkischen Gewand oder vaterländischen Kleidchen blicken , wenn das Profit verspricht, ansonsten flüchtet es genau in die Regionen, die die geringsten Lohnkosten andienen.