Unsere Demokratie in Gefahr
08.07.2007 um 12:31
Schäuble macht ernst: Für den Anti-Terror-Kampf fordert der Innenminister im Gespräch mitdem SPIEGEL eine deutliche Ausweitung der staatlichen Befugnisse. Seine Liste reicht vonHandy- und Internetverboten bis zur vorsorglichen Internierung vonGefährdern.
Hamburg - "Man könnte beispielsweise einen Straftatbestand derVerschwörung einführen, wie in Amerika", sagte Schäuble im Gespräch mit dem SPIEGEL.Zudem denke er darüber nach, ob es Möglichkeiten gebe, "solche Gefährder zu behandeln wieKombattanten und zu internieren".
Der Bundesinnenminister verwies beispielhaftdarauf, dass es den sogenannten Unterbindungsgewahrsam für Hooligans bei Fußballspielengibt, wenn auch in engen rechtlichen Grenzen. Daneben denkt Schäuble über "Auflagen" fürGefährder nach, die man nicht abschieben könne: "Etwa ein Kommunikationsverbot imInternet oder mit dem Handy."
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble: GezielteTötung von Verdächtigen ist "rechtliches Problem"
Als "rechtliches Problem"bezeichnete der Innenminister auch die gezielte Tötung von Verdächtigen durch den Staat.Würde etwa Osama Bin Laden aufgespürt und stünde eine derartige Entscheidung an, wärendie Rechtsfragen in Deutschland "völlig ungeklärt", so der Innenminister: "Wir solltenversuchen, solche Fragen möglichst präzise verfassungsrechtlich zu klären undRechtsgrundlagen schaffen, die uns die nötigen Freiheiten im Kampf gegen den Terrorismusbieten."
Schon seit Ende Juni hatte Schäuble immer wieder vor Anschlägen inDeutschland gewarnt und die Situation als ernst bezeichnet. Deutschland sei, wie andereStaaten auch, seit geraumer Zeit "im Fadenkreuz des islamistischen Terrorismus". Er fühlesich an die Zeit vor dem 11. September erinnert, sagte Schäuble damals.
Deswegensei es so wichtig, so viele Informationen wie möglich zu erhalten. Schäuble will deshalbunter anderem eine schnelle gesetzliche Grundlage für Online-Durchsuchungen von Computernschaffen. "Die Überwachung der Kommunikation ist lebensnotwendig." Dafür ist allerdingseine Grundgesetzänderung notwendig.
Das stößt bei Bundesjustizministerin BrigitteZypries (SPD) auf Kritik. Sie zweifelt die Notwendigkeit von Online-Durchsuchungen vonPrivatcomputern durch das BKA an. Deutschland dürfe sich im Kampf gegen den Terror nichtvon bewährten Verfassungsgrundsätzen verabschieden, "sonst hätten die Terroristengewonnen", sagte sie jüngst. Die Geheimdienste hatten seit 2005 auf eine Dienstanweisungvon Ex-Innenminister Otto Schily (SPD) hin online Computer ausgespäht. DerBundesgerichtshof hatte dies im Februar 2007 mangels gesetzlicher Grundlagenuntersagt.
Gegenüber dem SPIEGEL räumte Schäuble jetzt ein, in der Debatte eineEtappen-Niederlage erlitten zu haben. Er habe die entsprechende Gesetzesgrundlage bis zurSommerpause einbringen wollen. Das habe er "offensichtlich nicht zustande gebracht".Trotz des anhaltenden Widerstands von Zypries setze er "noch auf das Gespräch", soSchäuble - und sehe "ermutigende Signale". So habe ihm SPD-Fraktionschef Peter Struckgerade bestätigt, er sei "absolut gesprächsbereit für meine Vorschläge".
aus:THEMA IN SPIEGEL ONLINE, 07.07.07
Was hat sich Herr Schäuble denn nun schonwieder ausgedacht? Telekommunikationsverbot gegen sog. Gefährder? Zum einen haben wirhier in Deutschland die sog. Informationsfreiheit. Ein solcher Eingriff in diePrivatsphäre, einem "Gefährder" (Was immer man darunter verstehen mag) das Surfen imInternet oder das Telefonieren zu verbieten, verstößt eindeutig gegen das Recht aufInformationsfreiheit. Im weiteren beschränkt es die Meinungsfreiheit, die im GGgarantiert ist. Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zuäussern. Das tue auch ich hier durch diese Beiträge in diesem Forum. Eine solcheVorgehensweise einzuschränken ist Grundgesetzwidrig !
Alsdann wäre auch ersteinmal zu klären, was unter sogenannten "Gefährdern" ganz konkret zu verstehen ist. Eskann nicht sein, dass damit alle die, welche die derzeitige Bundesregierung oder denStaat kritisieren, zu potentiellen Gefährdern gemacht werden, und ihnen dieInformations,- und Meinungsfreiheit sozusagen als Strafe entzogen wird, wo für dieÄusserungen von Kritik ein Maulkorb verpasst wird. Das wären Methoden einesDiktatorstaates, der mit der Kritik der eigenen Bürger nicht leben kann. Das hat mitDemokratie nichts mehr zutun.
Schließlich, das in Gewahrsam nehmen oderInternieren von sog. Gefährdern ist im Grunde Freiheitsberaubung. Solange nicht eindeutigdefiniert wird, was ein Gefährder ist, könnte man rein theoretisch jeden Bürger alsGefährder prophylaktisch einkerkern, wenn dieser irgend eine kritische Meinungsäusserungkundtut, die der Regierung gerade nicht sonderlich schmeckt. Auch das sind Methoden ausDiktatorstaaten und haben in einer Demokratie nichts verloren.
Schließlich dieÄusserung, dass Verdächtige auch gezielt getötet werden dürfen schlägt dem Fass den Bodenaus. Soll etwa die Todesstrafe wieder eingeführt werden? Eine gezielte Tötung vonlediglich Verdächtigen ist in einem Rechtsstaat so ohne weiteres nicht durchsetzbar. Daskäme einem Mord gleich. Verdächtig kann jeder werden, solange die Schuld nicht eindeutigfestgestellt worden ist, kann man doch nicht allen ernstes eine gezielte Tötung perGesetz fordern? Das wäre ein Freibrief für den Staat, alle diejenigen, die ihm unliebsamsind, prophylaktisch zu verdächtigen und alsdann zu liquidieren. Auch diese Methoden sindmir gänzlich fremd in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat.
Wer überhauptsolche Vorschläge macht und damit auch noch ernst genommen werden will in einerDemokratie, der gehört meines Erachtens sofort seines Amtes enthoben. Es wird ja immerschlimmer mit diesen Wahn-Ideen von Herrn Schäuble. Mit so einem Mann würde ich jedeDiskussion verweigern. Über solche Diktatormethoden kann in einer Demokratie nichtdiskutiert werden, sie sind von vorne herein undiskutabel. Kann man Herrn Schäublewirklich noch ernst nehmen?
Sollten diese und andere Vorschläge von HerrnSchäuble Wirklichkeit werden, können wir uns von unserem Rechtsstaat und unsererDemokratie verabschieden und uns auf einen totalitären Überwachungsstaat einstellen.
Ich möchte dieser derzeitigen Bundesregierung - sofern sie diese Schäuble´schenabsurden Vorschläge, die mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung unvereinbarsind, nicht endlich abzuweisen imstande ist und als völlig undiskutabel vom Tisch fegt -hiermit mein Misstrauen aussprechen und plädiere dafür, Neuwahlen anzusetzen, sofern derderzeitige Innenminister nicht unverzüglich abgesetzt wird oder freiwillig seinenRücktritt erklärt.
Das Volk soll neu entscheiden, ob es einen dikatorischenÜberwachungsstaat will oder eine Demokratie nach dem derzeitigen Grundgesetz!
Wenn das GG von gewissen Regierungsmitgliedern ausgehölt und umgedreht werdensoll, dass es den eigentlichen freiheitlich-demokraischen Prinzipien eines Rechtsstaatesgeradezu widerspricht, dann ist eine solche Regierung nicht mehr im Sinne des Volkes undmuss den Hut nehmen.