@THX1138 Ein erwachsener Umgang mit Gewalt bedeutet, dass wir als Gesellschaft verstehen, dass Gewalt etwas ist, was sich in Menschengruppen immer zu unterschiedlichen Graden herausbildet. Man kann das dadurch beeinflussen, weil es gewalttreibende Effekte und Gewaltsenkende Effekte gibt.
Und auf die sehr wenigen Menschen, die möglicherweise wegen einer Laune der Natur schon an sich einfach gewalttätig und unresozialisierbar geboren werden kommt die hundert und tausendfache Anzahl an Menschen, die durch verschiedene Umstände, intern (also den Menschen selbst betreffend) und extern (also seine Umwelt betreffend) zu gewalttätigen Handlungen kommt.
Gewalt (und kriminalität an sich) zu bekämpfen bedeutet, sich die gewaltfördernden Aspekte zu nehmen und sie zu minimieren und die gewaltsenkenden Kräfte zu maximieren. So einfach ist das erstmal. Alle Menschen sind potenziell zu Gewalt fähig, wenn die Umstände stimmen und wir müssen dafür sorgen, dass die Umstände möglichst selten eintreten.
Wenn unsere Gesellschaft und deren Abläufe grundlegend gleich bleiben, wird es auch immer ungefähr dieselbe Anzahl von Gewalttaten geben. Das hat mit den einzelnen Tätern dann gar nichts mehr zu tun, das ist statistik. Gewalttäter bilden sich entsprechend der Gesellschaft heraus, aus der sie kommen, darum sind die Taten auch, wenn sich nichts gesellschaftlich ändert, weitgehend konstant.
Und jetzt ist die Frage: Wie sinnvoll ist es, dauernd über Abschiebung und härtere Strafen zu reden, wenn wir ohnehin eine riesige Dunkelziffer bei gewalttaten haben, wir ohnehin nur die wenigsten Täter abschieben können und ohnehin, wenn wir das getan haben, neue Gewalttäter nachrücken weil unsere Gesellschaft so beschaffen ist, dass das automatisch passieren wird?
Konkret: Was bringt es mir denn, ein paar Flüchtlinge abzuschieben, wenn spätestens deren Kinder nicht mehr abschiebbar sind und ich nicht die sozialen Probleme gelöst habe, die in diesem Milieu Gewalttaten fördern? Dann habe ich nichts gewonnen, ich nur Resourcen verschwendet und vermutlich (durch die Ausweitung der Abschiebung) einige Leben zerstört, indem ich Väter, Söhne, Brüder von eigentlich resozialisierbaren Familienverhältnissen abgeschoben habe. Das bringt mir gar nichts, jedenfalls nicht für die Verbrechensbekämpfung. Da rückt eine Generation mit denselben sozialen problemen nach, die ich nicht mehr abschieben kann. Ich vergeude nur meine Zeit.
Eine mündige, erwachsene Gesellschaft versteht das und fordert ein, dass die Regierung nach wissenschaftlichen Maßstäben arbeitet und auch ernsthaft Geld und Aufwand in die Hand nimmt, um die Gewalt in unserer Gesellschaft zu verringern.