borabora schrieb:Ich würde Gewalt nicht daran festmachen, aus welchen Verhältnissen jemand kommt oder an irgendwelche "Bedingungen" geknüpft, damit es zu keiner Straftat kommt.
Natürlich sollten für alle Menschen Maßnahmen geschaffen werden, unter denen sie zufrieden leben können, was selbstverständlich sein sollte.
Fragt sich, was brauchen sie dafür, damit es nicht zu Verbrechen kommt.
Das dürfte individuell verschieden sein.
Gibt sicher auch Mörder, die aus "besten" Verhältnissen kommen, wo man sich fragt, warum.
Dabei ergeben sich aber statistische verhältnisse, wo individuell wie man denkt, sind menschen nicht.
sacredheart schrieb:Nur gibt auch Deine Vorstellung, unsichere Anfangsphase und Massenunterkünfte auf ne Menge Fragen, die ich erst mal spannend finde, keinerlei Antwort:
Warum sind auch gemessen am Anteil der Personen, Menschen aus weit entfernten Ländern, so extrem unterschiedlich in der PKS vertreten? Leiden die einen mehr unter der Massenunterkunft als die anderen?
Warum stechen manche Nationen bei Gewaltkriminalität deutlich heraus, wie zB Gambia, Somalia, Erithrea?
Da denke ich eben nicht, dass die auf eine Art unter der Massenunterkunft (die sicher noch immer weit besser ist, als die Verhältnisse aus denen sie kommen, Schlafplatz, sanitäre Anlage, med Versorgung, regelmäßige Mahlzeiten, Zugang zu Trinkwasser) leiden, wie es andere nicht tun.
Und da gehe ich schon davon aus, dass es die Prägung durch das Umfeld ist. Wir nehmen von uns doch auch an, dass unsere Prägung in der Kindheit stattfindet. Da ist einmal die familiäre Prägung, aber ganz sicher auch Kriege, Bürgerkriege, Gewalt auf der Straße, Gewalt durch staatliche Organe, etc, die sicher einen Eindruck hinterlassen und bei manchen den Eindruck erwecken, es wäre normal.
Das wollte ich in dem Fall ja auch nicht erklären, sondern darauf hinaus, dass man zahlen immer miteinander ins verhältnis setzen muss und es andere viel relevantere und direkter kausale parameter gibt, auf die ich persönlich mich fokussieren wollen würde.
Warum manche gruppen deutlich häufiger bei ähnlichen situationen aggressiv werden, darüber muss man zum Teil mutmaßen für verschiedene gruppen (die ja auch nicht homogen sind).
In Eritrea würde ich davon ausgehen, dass es etwas damit zu tun hat, wie viele Menschen dort verbrechen, folter, anderweitige Gewalt erdulden müssen oder dort in den Drogenkonsum verfallen.
Dann gibt es gesellschaften, in denen gewalt gegen kinder, gerade gegen frauen, deutlich normalisierter ist als hier, was auch spuren hinterlässt.
Es gibt mittlerweile gute initiativen, die bei solchen Tätern sinnvoll sein können:
Prof. Dr. Mark Stemmler von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wurde im Jahr 2020 mit der Evaluation des Projekts “ReStart – Freiheit beginnt im Kopf” beauftragt. Der Bayerische Landtag hat die Studie durch die Gewährung besonderer Haushaltsmittel ermöglicht. Eisenreich: “Das Ergebnis ist sehr erfreulich: Die Wissenschaftler bewerten ‘ReStart’ als eine wertvolle Maßnahme, mit der junge Straftäter aus patriarchalisch geprägten Kulturen erreicht werden können. Den größten Effekt hatte das Projekt auf fundamentalistische Einstellungen, die sich nach den Workshops deutlich reduziert hatten. Sie führten auch dazu, unerwünschte Einstellungen wie politische Ressentiments, traditionellen Gehorsam, Patriarchalismus und Sexismus abzubauen.” Die Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bayerischen Landtag Petra Guttenberger: “Die Evaluation verdeutlicht, dass das Hinterfragen gesellschaftlicher Strukturen und das Hinterfragen der eigenen Denkstruktur eine Basis für ein erfolgreiches gesellschaftliches Miteinander schafft. Einmal mehr zeigt sich, dass diese Initiative dazu beitragen kann, islamistischen und anderen ideologisch geprägten Straftaten auf Dauer etwas entgegenzusetzen.”
Quelle:
https://www.bayern.de/bayerisches-erfolgsmodell-gegen-radikalisierung-hinter-gittern-neue-studie-belegt-restart-reduziert-fundamentalistische-einstellungen-bei-gefangenen-justizminister-eisenreich-der-justizvol/Allerdings müssen wir uns da wieder eines klar machen: Solche Programme basieren auf starken parametern. Ein islamistisch denkender junger, männlicher straftäter, der tickt oft ähnlich wie ein anderer und für den kann ich dann so ein zielgenaues programm machen.
Wenn ich mich nur darüber unterhalte, dass leute aus Eritrea öfter (aber keinesfalls, gemessen an ihrer gesamtzahl) zum Verbrechen neigen, dann ist das ein sehr schwacher Parameter der mich gar nicht so recht weiterführt.
Was wir da eigentlich machen müssten, ist innerhalb der gruppe die starken faktoren identifizieren (z.b. menschen aus eritrea, die in der tat psychisch gebrochen sind und möglicherweise labil) und denen frühzeitig eine sinnvolle Therapie und Betreuung ermöglichen. Bzw. eben solche Programme wie in meinem Link ausweiten und sofort bei dem ersten Vergehen die Straftäter, auf die es passt, da reinstecken.