calligraphie schrieb:Sind Kinder von Migranten per se verunsicherter ? Wissen nicht wo sie hingehören . Können Tradition der Eltern nicht mit deutscher Realität verbinden ?
Ich sehe die Migration (des Einzelnen bzw. der Familie) als potentiell primären Einflussfaktor. Jeder wird es grob nachvollziehen können wenn er sich vorstellt, dass er nun oder alsbald selbst in ein vlt. sogar relativ fremdes Land (was den eigenen Background, Sozialisierung, Eigenarten, etc angeht) ziehen würde. Das kann X abstrakte Probleme begünstigen. Man hat es halt im Schnitt, abstrakt gesehen, schwieriger als wenn man irgendwo natürlich reinwächst oder akklimatisiert wird. Je größer der "Gap" oder Graben, umso mehr Probleme können sich auftun. Können, nicht müssen.
Wenn dann noch potentielle Abschottung oder "Wir und die" Mentalität vorherrscht, wo man eher unter seinesgleichen hockt, auch keine vernünftige Kindheit (oder keinen vernünftigen Charakter) hatte, dann kann so etwas letztendlich in so was münden, wo "halbstarke" oder Leute mit niedriger Hemmschwelle den Drang haben Leuten einfach auf die Fresse zu hauen - für Triviales.
Lange Rede kurzer Sinn, ich sehe irgendwo grob die Sozialisierung der Beteiligten als wohl markanten Einflussfaktor, neben dem Umstand, wie sie ticken bzw. wie "integriert" Leute sind. Mit integriert meine ich gerade jetzt die Gesellschaft an sich.
Oder anders formuliert: Nicht jede Person findet solide in die Gesellschaft, ob sie nun hier aufwächst oder herkommt. Abstrakt gesehen können die Einflussfaktoren zu solchen Taten aber bei manchen Personen mit Migrationshintergrund höher sein, basierend auf einer Vielzahl von Einflussfaktoren, die nicht greifen müssen, aber können. Das ist halt sehr individuell. Ich kann hier Leute haben ohne Migrationshintergrund, die Frauenhasser sind oder ihre Frauen schlagen. Die "Norm" dürfte das aber nicht (mehr) sein, auch wenn es vorkommt.
Wenn ich nun beispielsweise aus einer Gesellschaft einwandere wo Frauen eine vielleicht eher niedere Rolle haben könnten und mich hier nicht komplett anpasse und weiterlebe wie ich es ggf. von vorher kenne, so wird es dann nicht verwunderlich sein, wenn Gewalt gegen Frauen als legitimes Mittel gesehen und angewandt wird.
Das ist nur als Erklärungsbeispiel zu verstehen, irgendwie muss ich das ja rüberbringen. Wenn ich aus einer Gesellschaft oder Ecke komme wo der Diskurs oder verbales Klären von Dingen nicht ganz so normal ist und Ansehen, Respekt oder auch Machogehabe / Ehre alles sind, so kann wiederum Gewalt begünstigt werden.
Theoretisch kann jeder Gewaltaffinität innehaben oder aufbauen, aber manche Konstellationen und Situationen begünstigen das. So sehe ich das ganz vereinfacht. Manche Migrationskonstellationen könnten es begünstigen, müssen aber nicht. Irgendwo wird Sozialisierung wohl eine große Rolle spielen.