Peterlee schrieb:
Mord ist generell gegen jede Gesellschaftsordnung idR
eben nicht zu 100%
Es gibt Gesellschaftsordnungen, in denen die Tötung einer Person zu Wiederherstellung der Ehre in breiten Teilen (einer archaischen, von Männerdominanz geprägten Gesellschaft) eine gesellschaftl (nicht staatl.) Legitimation erfährt.
Wenn die Tochter dem Vater gehört, bzw. die Ehefrau dem Ehemann gehört, muss man sich doch nicht wirklich wundern, oder?
@Tussinelda Du wirst es nicht glauben, aber im Westeuropa der Gegenwart ist es absolut unüblich, dass eine Tochter ihrem Vater und als verheiratete Frau ihrem Mann gehört.
Es ist in Westeuropa völlig unüblich, im Kreis der Familie ein Todesurteil über ein Familienmitglied zu fällen um die Ehre der Familie wieder herzustellen und mit der Ausführung der Tötung ein Familienmitglied zu bestimmen.
Es geht-Erklärung extra für dich - um den Unterschied zw. Tötung auf Grund einer bewusster Entscheidung und Herbeiführung des Todes durch einen Familienrat, inklusive der Beauftragung eines Ausführenden versus einer Tötung aus Eifersucht, Rachsucht, GEltungssucht oder welches Motiv auch immer -- das weder im Familienrat beschlossen wurde noch dafür eine auszuführende Person bestimmt wurde.
Gesellschaftl. Akzeptanz heißt leider AUCH, dass diese Menschen innerhalb ihrer archaisch geprägten Subkulturen genau wissen, dass ihr Verhalten in den entsprechenden communities nicht zum Ausschluss führt sondern dass man dafür Verständnis haben wird.
Weil es die gesellschaftl Regeln der Ehre so fordern.
Oder, wie es zutreffend von terres de femmes formuliert wird:
"Gewalt im Namen der Ehre ist eine Form von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die im Rahmen von patriarchalen Familienstrukturen, Gemeinschaften und Gesellschaften stattfindet. Die Ausübung von Gewalt wird in der Regel mit dem Erhalt/ der Wiederherstellung von Ehre gerechtfertigt. Ehre als Wertesystem, Norm oder Tradition ist dabei immer sozial konstruiert."
ich ergänze: auch Jungen und Männer sind davon auf Opferseite betroffen.
Verstößt ein weibliches Familienmitglied gegen die vorherrschenden Normen und wird dies bekannt, ist die gesamte Familienehre beschädigt, wenn nicht gar zerstört, und somit auch das gesellschaftliche Ansehen der gesamten Familie.
Hintergrund ist die Kontrolle der weiblichen Sexualität. Sexualität wird nur innerhalb der Ehe toleriert. Dabei reicht in manchen Fällen der Verdacht oder das Gerücht, ein Mädchen sei mit einem fremden Jungen oder Mann gesehen worden, um die Familienehre nachhaltig zu beschädigen.
Die Aufgabe der Männer ist es, die Familienehre zu bewahren bzw. das Verhalten der weiblichen Familienangehörigen daraufhin zu kontrollieren. Gelingt ihnen dies nicht, besteht die Möglichkeit einer Wiederherstellung der Familienehre nur durch die Ermordung (Mord im Namen der Ehre = "Ehren"-Mord) des Mädchens oder der Frau, die für den Ehrverlust verantwortlich ist.
Die gesellschaftl. Legitimiation ist weitgehend auf Mitglieder dieses Wertesystems beschränkt
https://www.frauenrechte.de/unsere-arbeit/themen/gewalt-im-namen-der-ehre/63-was-ist-gewalt-im-namen-der-ehredie Frage ist ziemlich albern:
Tussinelda schrieb am 12.01.2020:@peterlee
und andere Motive sind dann mit der deutschen Gesellschaftsordnung vereinbar? beantworte doch einfach meine Frage.
Erklärung: siehe oben.