@dasewige Das musst du die Leute fragen, die dieses Argument bringen
:DICH bin darüber hinaus, da ich in einer sehr multiethnischen und multikulturellen Stadt lebe, daher ist es für mich völlig klar, dass man kaum noch ansehen kann, wer ein Deutscher ist und wer nicht.
Aber beispielsweise in einem kleinen, deutschen Dorf würde man wohl folgendermaßen denken:
Ein ,,Deutscher" hat helle oder nur sonnengebräunte Haut. Er ist Christ oder Atheist. In Deutschland geboren, Deutsch ist seine Muttersprache. Er hält sich an die Gesetze, besonders ans Grundgesetz. Und ,,außerdem sieht man das".
Ich denke, jedem Beobachter wird die Unterschiedlichkeit von Menschen auffallen, ebenso, wie eine gewisse Kongruenz und Disgruenz zwischen unterschiedlichen Ethnien und Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern.
Ich meine das jetzt wertfrei, als Feststellung.
Beschließe ich, nach Kenia zu ziehen, dann würde ich da auch aufgrund meines Äußeren ziemlich auffallen und, kenianische Staatsbürgerschaft hin oder her, irgendwie nicht so richtig in das Bild eines Kenianers passen.
Denn meine Physiognomie und meine Farbe sind anders, als die der Mehrheitsbevölkerung.
In den Augen vieler bin ich dann mit großer Wahrscheinlichkeit kein Kenianer, ich sehe anders aus.
So ist das auch in Deutschland, die Bevölkerung war lange Zeit ziemlich homogen. Zwar gab es auch Zuwanderer aus umliegenden Ländern, Frankreich, Niederlanden und so, aber die sahen nicht so verschieden aus von den anderen Deutschen, die man um sich rum hatte.
Menschen sind sehr optisch orientiert.
Mit Beginn der Gastarbeiterzeit aber und den kommenden Jahrzehnten, in denen Menschen aus dem Orient und Afrika und überhaupt der Welt nach Deutschland kamen, die Staatsbürgerschaft annahmen, sich niederließen, Familien gründeten, Kinder aufwuchsen, griff dieses Element des optischen ,,man sieht, wer Deutscher ist" nicht mehr.
Was der deutschen Bevölkerung heute fehlt, so glaube ich, ist ein modernes Identitätsbewusstsein als Volk.
Wer sind wir? Wer gehört zu uns, wer nicht, warum?
Das wird auch deshalb erschwert, weil immer noch eine extreme Paranoia aufgrund der NS-Zeit herrscht, in der man es mit deutscher Identität so extrem übertrieben hat - was hinterher uns auch in der Schule eingebläut wurde - dass viele Menschen, grade die angeblich gebildeten, sofort einen neuen Rechtsextremismus, gar einen neuen Nationalsozialismus heraufziehen sehen (,,wehret den Anfängen"), wenn es um die Entwicklung einer deutschen Identität geht.
Ich persönlich halte es aber für einen entscheidenden Schritt für eine erfolgreiche Integration von Menschen ausländischer Herkunft in die deutsche Gesellschaft, dass sich die deutsche Gesellschaft darüber klar wird, wer sie ist und wer unter welchen Voraussetzungen Teil der Gemeinschaft werden soll.
Erst dann, wenn man sich über die eigene Identität klar ist, kann man auch über solche veralteten Merkmale, wie Äußerlichkeiten, hinwegsehen.