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Das Stiglitz Manöver !

5 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Euro, Dollar, Zinsen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Das Stiglitz Manöver !

19.02.2004 um 12:38
Das Stiglitz-Manöver im Euro-Dollar-Krieg !
Warum befürwortet er eine Zinssenkung im Euro-Raum ?

Der US-amerikanische Nobelpreisträger für Wirtschaft Joseph Stiglitz hat heute die Europäische Zentralbank aufgefordert, die Leitzinsen zu senken.
Warum tut er das?

Die meisten Menschen beachten die Geldpolitik der Zentralbanken nicht, es interessiert sie nicht. Wozu auch? Einige andere meinen, der Zins spiele bei den Widersprüchen des herrschenden Wirtschaftssystems (verkürzt als "Kapitalismus" bezeichnet) eine entscheidende Rolle und ist mitverantwortlich für Massenarbeitslosigkeit, gesellschaftlichen Verfall, Umverteilung von Arm zu Reich und zunehmender Monopolisierung.
Wieder andere meinen, letztgenannte sind nur verirrte arme Schweine, die den Kern des Kapitalismus nicht erkannt haben:
Das Marx'sche Mehrwert-Problem.

Wenn jedoch der Zins so unwichtig wäre, wie der Großteil der Bevölkerung immer noch annimmt, warum mischt sich ein US-Nobelpreisträger in die europäische Geldpolitik ein?
Und wieso setzt die Zentralbank den Preis für Geld, den Zins, planwirtschaftlich fest, anstatt ihn auf dem Markt bilden zu lassen? Geht das überhaupt?

In den USA liegen die von der Zentralbank festgelegten Leitzinsen für den Dollar derzeit bei 1%, in Europa für den Euro bei 2%. Stiglitz empfiehlt, letztere um 1% zu senken, also auf das Niveau der Dollar Zinsen zu senken. Stellen wir uns vor, wie wären schwerreich oder würden das Geld vieler Leute verwalten und müßten uns entscheiden, wo wir unser Geld anlegen. In den USA kriegen wir beim derzeitigen Stand nur 1%, in Europa 2%. So lang diese Differenz existiert, fließt also viel mehr Geld nach Europa, als in die USA, bzw. es fließt aus den USA weg und nach Europa. Da man in Europa Euro braucht, um es hier zu investieren, müssen also die Dollar-Besitzer Dollar gegen Euro tauschen. Wenn das viele Leute machen wollen, sich aber nur wenige Leute finden, die Euro in Dollar tauschen, so steigt der in Dollar gemessene Preis des Euro.
Oder anders:
Der DollarKurs fällt (siehe die Entwicklung in den letzten Monaten).

Nun haben die Amerikaner langsam die Hosen voll, denn wenn der Dollar weiter so abrauscht, wird ihnen für das immer weiter wertloser werdende Papier niemand mehr Öl verkaufen. Das Thema Öl, Dollar und Euro ist sehr problematisch, denn wenn die USA kein Öl mehr kaufen können, müssen sie es erobern. Oder ihre Wirtschaft dicht machen, die Ölkrise in den 70ern gibt ein Lehrbuchbeispiel ab, wie so etwas aussehen kann.

Stiglitz kennt die Werkzeuge der Manipulation, weshalb er darauf hinweist, daß die Zinshöhe in Europa Schuld an der hiesigen Wirtschaftskrise ist.
Zum Teil stimmt das auch:
Niedrigere Zinsen lassen die Unternehmen und Privatpersonen mehr Kredite aufnehmen und konsumieren und kurbeln so die Wirtschaft an. Dies funktioniert jedoch nur zum Teil!
Geld, welches sich Banken bei der EZB borgen, wird bei niedrigen Leitzinsen natürlich preiswerter. Die Marktteilnehmer (also Leute wie du und ich) müssen jedoch Geld zur Verfügung stellen, damit andere Leute es als Kredit aufnehmen können. Aber wie langfristig legst du dein Geld bei der Bank an, wenn du weißt, daß du nur 1% oder so erhälst? Wenn die breite Masse aber nicht langfristig Geld zur Bank bringt, kann auch niemand langfristige Kredite aufnehmen.

Verwiesen werden soll deshalb auf die Geldmenge M3, die gegenüber dem Vorjahr um über 7% angestiegen ist: Das heißt, die Leute halten ihr Geld lieber kurzfristig, anstatt langfristig. Mit weiter sinkenden Leitzinsen wird dies noch weiter verschärft. Hinzu kommt das Horrorwort namens "Japanische Krankheit". In Japan stehen die Zinsen seit Jahren bei fast 0% und die Wirtschaft ist in ihrer größten Krise seit, der Erfindung der Krisenmessung, die Japaner horten ihr Geld lieber unter der Matraze, als es zu diesem Spottzins in ein krisengeschütteltes Banksystem zu drücken, bei dem sie nicht wissen, ob sie es jemals wiedersehen. Kommt jedoch dieses erst aufgrund niedrigerer Zinsen gehortete Geld wieder in den Kreislauf, ist die Inflation nur noch eine Frage der Zeit. Das klingt auf den ersten Blick nicht so schlimm, hauptsache die Wirtschaftskrise läßt nach, aber jeder sieht das anders, wenn er an die angesparte Altersvorsorge seiner Familienmitglieder denkt. Diese würden nämlich kurzerhand, anfangs sukkzessive, später rabiat, entwertet.

Deadlock nennen die Informatiker eine Situation, in der es mit herkömmlichen Mitteln keinen Ausweg gibt: Niedrigere Zinsen funktionieren nicht, weil niemand mehr Geld verleiht, höhere Zinsen funktionieren nicht, weil dann die Wirtschaft an den Kapitalkosten erstickt. Dieses Dilemma würde auch keine Planwirtschaft nach ulbricht'schem Vorbild lösen, es sei denn man plant, wieviel Geld jeder einzelne zuhause haben darf und setzt dies mit einem entsprechenden Überwachungsstaat durch. Ansonsten kommt auch jede Planwirtschaft irgendwann in das Dilemma!

Ein Deadlock kann nur mit unkonventionellen Mitteln gelöst werden, da die konventionellen eben genau das Dilemma hervorrufen. Stiglitz' Vorschlag ist nur kurzfristig gedacht und ändert am Gesamtproblem NICHTS.
Er zeigt aber, wie verzweifelt einige Systemanhänger sein müssen !
Der Deutschlandfunk lieferte soeben ein weiteres Argument:
Bush braucht Geld. Sein Haushalt ist so groß wie nie zuvor, die Schulden ebenso.
Nur Geld für Bushs Staat zu drucken bekommt der Inflation langfristig zu gut, so daß Bush auf ausländische Finanzen angewiesen ist.
Wenn jedoch aufgrund der niedrigen Zinsen in den USA diesen niemand Geld leiht, müßte man eigentlich die Zinsen anheben. Das würgt aber die US Wirtschaft ab, weil dann die völlig überschuldeten Konsumenten an den Zinskosten zugrunde gehen. Also bleibt nur, Druck auf die globale Konkurrenz auszuüben, und dazu gehört das Euro Land. Wenn in Europa ebensowenig Zinsen für Kapitalanleger zu erzielen sind, können sie ihr Geld auch Imperator Bush in die Hand drücken.


Ist Stiglitz also zum Handlanger des George W. Bush verkommen ?

Manipuliert Amerika die Finanzmärkte oder ist der Krieg der einzige Ausweg ?



Niemals aufgeben !



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Das Stiglitz Manöver !

19.02.2004 um 13:50
Amerika first! Kennst doch das amerikanische Leitmotiv. Das ist ganz normla das sie in Bezug auf ihre Wirtschaft alles dafür tun werden um den Dollar stabil zu halten, aber genauso wird es klar sein das die europäer nicht so einfach drauf hören werden.

Selbstdiziplin ist der wahre Weg zu sich selbst.


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Das Stiglitz Manöver !

22.02.2004 um 12:18
Eins steht jetzt schon fest, Bush wird im Falle einer Wahlniederlage einen aussenpolitischen und finanziellen Scherbenhaufen hinterlassen. Vielleicht ist das aber auch die Chance für einen gesellschaftlichen Wandel in Amerika. Die Zeit wird es uns Zeigen.

Das Leben ist zu kostbar um es dem Schicksal zu überlassen


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Das Stiglitz Manöver !

22.02.2004 um 13:12
Ein sehr interressanter Post @cruiser!!

Hast du vielleicht den Originaltext von Stieglitz?

Andererseits schadet die Dollarschwäche den deutschen Exportmarkt,weil die Dollarpreise der deutschen Produkte steigen. EIn Mercedes z.B. oder eine Waschmaschine,ist um 30% teurer geworden.

Allerdings wäre es ein strategischer Fehler den Leitzins zu senken,weil sich sonst Investitionenn in unsere Finanzprodukte nicht mehr lohnen.


Sei vergnügt solange du am Leben bist...

Ptahotep (2400 v.Chr.)



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zwiwi ehemaliges Mitglied

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Das Stiglitz Manöver !

22.02.2004 um 22:09
Also zuerst mal bedarf Stiglitz als Ökonom keiner Diskussion. Nicht nur hat er
den Nobelpreis verdient gewonnen, sondern war Boss der Weltbank, hat vielen
mit seinem Buch "Globalization and its discontents" die Probleme der
Globalisierung nähergebracht, sondern war auch im Kabinett Clinton
Vorsitzender des Wirtschaftsbeirats. Insofern würde mich die oben erwähnte
"Bush-Nähe" nun doch überraschen.
Warum schlägt Stiglitz eine Senkung des Leitzinssatzes in Europa vor? Nun,
dafür gibt es wohl zahlreiche Gründe und die wahren wird wohl nur er selbst
kennen. Uns bleibt also nur die Spekulation. Ich glaube, dass die derzeitige
Situation weder den USA noch Europa wirklich nützt und schon gar nicht in
langfristiger Hinsicht. Für den einzelnen mag es im Moment angenehm
erscheinen in die USA zu reisen, da der Euro gegenüber dem Dollar stark ist,
aber wie bereits erwähnt, ist das hinsichtlich der Aussenhandelsbilanz eine
nachteilige Position, da europäische Produkte entsprechend "teurer" werden.
Ich glaube vielmehr, dass Stiglitz mit seiner Stellungnahme weniger die USA
im Blickwinkel hatte, als vielmehr die Isolationspolitik der EU, die nicht vom
Tisch zu weisen ist.
Ich für mich möchte nicht glauben, dass ein Wissenschaftler von der Grösse,
wie es Stiglitz ist, nicht die Weltwirtschaft, sondern nationale Bedenken in den
Mittelpunkt stellt.

Alles Liebe :-)


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