@Ahmose Ad-hoc wird sich das auch nicht aus der Welt schaffen lassen. Eine Lösung, die Linderung von heute auf morgen bringt, gibt es nicht.
Das nimmt die Palästinenser aber nicht aus der Eigenverantwortung. Du forderst zwar, dass die Palästinenser "Kontrolle über ihr Gebiet, ihre Grenzen, ihren Luftraum" erlangen - aber was dann? Eine gesellschaftliche Vision haben weder PLO noch Hamas den Palästinenser jemals präsentiert. Nur die eine, Israel muss weg, hinter der auch alle innerpalästinensischen Probleme zurückstecken müssen: gesellschaftliche Widersprüche, soziale Probleme, innerpalästinensische Unterdrückung, der islamische Sittenterror der Hamas. Leute, die die Palästinenser als Vehikel brauchen, um gegen Israel Front zu machen, mag das ja nicht interessieren. Aber was soll denn eine Gesellschaft, die keine nennenswerten Produktivkräfte entwickelt hat, zwar sehr hoch alimentiert wird, das Geld aber in den Taschen weniger versumpfen lässt und seit Jahrzehnten von Terrorismus bestimmt wird, (ohne das einigende Feindbild) darstellen? Das zu bestimmen kann Israel den Palästinensern nicht abnehmen, da müssen sie sich selbst reformieren. Solange die Palästinenser von Antisemitismus, Islamismus und Gewalt paralysiert sind, kann und wird sich aber nichts zum Guten wenden.
Und nur über Reformation und dem Abschwören der Gewalt wird es ein Entgegenkommen Israels geben. Das wäre dann auch eine Grundlage, Lockerungen in den Einfuhrbeschränkungen (wenn die Mittel nicht zum Tunnelbau abgezweigt werden), größeren Zugang zum israelischen Arbeitsmarkt zu gestatten (wenn das nicht, wie in der Vergangenheit für Terroranschläge genutzt wird) oder wirtschaftliche Kooperation zu ermöglichen. Man hat ja unter Salam Fayyad gesehen, das durchaus etwas gehen kann. Der war beileibe kein Freund Israels, aber so technokratisch, auf Zusammenarbeit zu setzen, Reformationen zu fordern und der Korruption ein Ende zu bereiten. Das Ergebnis war ein wirtschaftlicher Aufschwung, von dem die Palästinenser im Westjordanland und auch Israel profitiert haben. (Fayyad ging auch gegen die Hamas vor, die im Westjordanland ja starke Strukturen aufgebaut hat.) Das Ergebnis war aber auch, dass ihn Abbas aus der Politik geekelt hat, weil er seine Pfründe gefährdete.
So eine Technokraten-Regierung wäre für Gaza gut. Mit fortlaufender Zeit, wenn der palästinensische Wille zur Mäßigung glaubhaft hinterlegt worden ist, könnte man auch sukzessive mehr und mehr Selbstverwaltung zulassen, was letzten Endes in einer Staatsproklamation endet. (Da spielt natürlich auch die politische Großwetterlage mit rein: Mit dem Iran auf der Nahost-Bühne und den zwei von Grund auf in die Binsen gegangenen einseitigen Abzügen aus dem Libanon und Gaza, wird Israel nicht noch einmal von sich aus und ohne relevanten Gegenwert abziehen.) Die Siedlungsblöcke könnten für Gebietsaustausch bei Israel bleiben, die Outposts müsste man notfalls gewaltsam räumen. Juden, die sich aus religiösen Gründen mehr mit dem Kernland des Judentums verbunden fühlen als mit dem pol. Zionismus, könnten auch unter den Palästinensern leben; dafür müssten die wiederum ihr Gesetz, wonach keine Juden auf (zukünftigem) pal. Staatsgebiet leben dürfen, streichen.
Ahmose schrieb:Aber man kann kaum verlangen das eine Seite dauerhaft in Vorleistung geht und ohne konkrete Angebote von der Gegenseite agiert.
Konkrete Angebote haben in den letzten Jahren die Palästinenser ausgeschlagen.