Gottes Vergeltung für seinen Sohn?
08.07.2006 um 06:31Jesus außerhalb des Christentums
Hinduismus
Jesusbilder im religiös sehr heterogenen KulturbereichIndiens (meist unter dem
Oberbegriff Hinduismus zusammengefasst) sind vor allem vondrei Hauptfaktoren bestimmt:
* der uralten vedischen, späterbrahmanistischen Philosophie
* der
traditionellen polytheistischen Toleranz derReligionen Asiens
* der Erfahrung mit
westlicher Kolonialherrschaft undimperialistischer Missionsgeschichte.
Auf
diesem Hintergrund ist JesuRezeption in einigen Zügen deutlich anders als im Judentum,
Islam und westlichenAtheismus. Ich und der Vater sind eins (Jh. 10, 30): Gerade mit Jesu
Göttlichkeit undInkarnation haben Hindus meist kein Problem. Sie sehen ihn oft wie
selbstverständlichals volle Manifestation des Krishna- oder Buddha-Wesens, das in
Menschengestalt aufdie Erde „herabgestiegen“ (Avatara) sei, um den Menschen ihr
eigenstes Wesen zuoffenbaren, damit sie werden können, was sie von Ewigkeit her sind
(Sri Aurobindo).Auch seine Armut, sein Leiden und Sterben werden als totale Hingabe an
Gott undSelbsterniedrigung, die Gottes Wesen entspricht, gewürdigt und akzeptiert.
Damit erkennen Hindus Jesus aber nicht als einzige Gestalt des Göttlichen an.Das
wäre nach ihrem Verständnis eine eigenmächtige Verzerrung (Haschananda):
Gott ist größer als Jesus ... Würde Gott sich auf eine einzige Inkarnationfestlegen,
dann würden wir Gott begrenzen und verfügbar machen. Gott ist grenzenlos.Wer könnte
diesen Ozean ausschöpfen?
Die Menschwerdung Gottes dient derGottwerdung des
Menschen. Darum ist Jesu Menschsein für Hindus kein vergangenesEreignis, sondern findet
in jeder Menschenseele statt, die sich dem Göttlichen(Brahman oder Atman) öffnet. Hier
steht Jesus als Mensch mit jedem Guru,Weisheitslehrer oder Heiligen auf einer Ebene und
erhält keine besondere universaleErlöserrolle. Seine Versuchung in der Wüste, seine
Gleichnisse und Wunder, sein Gebetin Getsemani werden als meditative Wahrheiten
aufgenommen; sonstige Details seinerhistorischen Existenz (z.B. die Tora-Auslegung, das
Ehescheidungsverbot u.a.) werdendagegen als unwesentlich erachtet. Oft wird jedoch
gegenüber westlicher Vereinnahmungseine asiatische Herkunft betont.
Während die
westliche Theologie im 19. und20. Jahrhundert oft nicht mehr wagte, von Gottes
Offenbarung in Christus zu reden, ihnzum Vorbild allgemeiner Religiosität und Humanität
machte und Christentum mit gerademodernen politischen Ideologien eng verknüpfte, hielten
Inder gerade die theologischeDimension des „Heiligen“ (Rudolf Otto) und des
„Geheimnisses“ (Eberhard Jüngel), diesich allem menschlichen Begreifen entzieht, fest.
So schrieb der indischeDichterphilosoph Rabindranath Tagore schon vor 1936 - als es noch
kaumReligionsdialoge gab - in Jesus, die große Seele:
OffenbarungGottes
mitten unter den Menschen! Die Lehre Jesu ist keine Wahrheit, die man in einenVers der
Heiligen Schrift einschließen kann, sondern sie zeigt sich als Wahrheitseines Lebens.
Bis heute blieb sie lebendig wie ein immergrüner Feigenbaum, der immerneue Zweige
hervortreibt.
Buddhismus
Buddha lehrte in ähnlicher Weise wie Jesus: Ich bin derWeg, das Licht oder das
Leben. Er zeigt den Weg zur Erlösung vom Anhaften des Geistes:Dieser ist prinzipiell
jedem fühlenden Wesen zugänglich und bedarf keines Erlösers. ImGegensatz zum
Brahmanismus lehrt er das An-Atman, die Leerheit (Shunyata) undNichtigkeit aller
Substanzvorstellungen. Demgemäß sehen Buddhisten personaleGottesbilder allenfalls als
nützlich, aber nicht als notwendig an.
Damit wirdJesus eine „Göttlichkeit“ im
westlichen Sinn abgesprochen; doch seine „Buddhanatur“ -die in vieler Hinsicht der
„Gottebenbildlichkeit“ jedes Menschen ähnelt - wirdanerkannt. Darum kann Jesus als
spiritueller Lehrer auf dem Weg zur Erleuchtungbetrachtet werden, der selber den Weg vom
Zorn zum Erwachen (von der Tempelaustreibungzum Gebet in Getsemani) gegangen sei.
In manchen Schulen wird er darum auchals ein echter Bodhisattva, also ein vollkommen
selbstloser barmherziger Menschanerkannt und damit Buddha nahezu gleichrangig an die
Seite gestellt: so z.B. vonTenzin Gyatso, dem heutigen 14. Dalai Lama, der höchsten
Autorität im tibetischenBuddhismus. So kann Jesus gelegentlich auch mit dem
wiederkommenden Buddha Maitreyaoder dem Amitabha (Amida Buddha) im japanischen Jodo
Shinshu gleichgesetzt werden.Auch solche mythischen Bilder betonen seine Barmherzigkeit
und Hingabe an Andere.
Während Christen oft das Fehlen einer Sünden- und
Gnadenlehre bei Buddhabemängeln, sehen Buddhisten Jesu Feindesliebe und Vergebung, die
der Gekreuzigteseinen Mördern schenkte, als vorbildliche Verwirklichung der Buddhanatur.
Gerade diesist für Buddhisten Zeichen seiner Erleuchtung. Diese Achtung hat wiederumauf
westliche Interpreten zurückgewirkt, die die vergessene mystische Traditionim
Christentum wiederentdecken, wiederbeleben und dadurch einen Beitrag zur Versöhnungder
Kulturen von Orient und Okzident leisten wollen.
Eine solcheRückwirkung
asiatischer Rezeption Jesu ist auch in der Feministischen Theologie zufinden. Hanna
Wolff z.B. beschrieb Jesus als ersten „anima-integrierten Mann“ derAntike, der die
weiblichen Anteile seiner Seele angenommen und Frauen darum anders alsdie
patriarchalische Umwelt behandelt habe. Sie folgte damit der Anima-Animus-Lehredes
Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung, der diese ebenfalls im Anschluss anasiatische
Anthropologie, vor allem den Daoismus entwickelt hatte.
Allenasiatischen
Rezeptionen Jesu ist jedoch gemeinsam, dass sie die jüdisch-christlicheEschatologie -
d.h. die Vorstellung einer zielgerichteten Heilsgeschichte, die dieWeltgeschichte
„durchkreuzt“ und beendet - nicht teilen. Historie ist Schein und„ewige Wiederkehr des
Gleichen“; alle Möglichkeiten der Selbstverwirklichung sindschon in der Buddhanatur
(oder im Brahman oder im Dao) angelegt. So ist Erlösungeigentlich immer eine Rückkehr
zum wahren Selbst, in dem die Subjekt-Objekt-Spaltungaufgehoben ist. Die radikale
Verwandlung der Welt dagegen, die für die jüdischeApokalyptik entscheidend war, kommt
erst seit der Begegnung mit christianisiertenVölkern in den Blick (Michael von Brück).
Quelle:
Wikipedia: Jesus außerhalb des Christentums
diese aspekte finde ich äußerst interessant und erwähnenswert.
ichhabe schon
viele hinduistische sichtweisen bezüglich jesus kennengelernt und jesuswirken und leben
in einem hindu- bzw. yoga-kontext kennengelernt, was sehr bereicherndwar.
zB
erläutern sri yogananda und sri yukteswar bibelverse und das daseinjesu, in ihrem
yogaverständniss und erwähnen einige andere heilige, diechristusähnliche leben gelebt
haben. für sie scheinen seine worte und taten soselbstverständlich und bekannt, ja
geradezu "alltäglich" zu sein, dass es richtig spaßmacht ihre sicht auf christus und das
neue testament kennen zu lernen.