Afghanistan, die Luft wird dicker

umma schrieb:Wer will gerne für seinen Freiheitstraum sterben?

Das ist aber die Crux.

Ohne Menschen, die bereit sind für die Freiheit notfalls zu sterben, wird es keine Freiheit geben.

In Afghanistan haben unsere Soldaten für die Freiheit gekämpft.

Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif.

Vielleicht ist auch gerade deshalb das Projekt Nationbuilding in Afghanistan gescheitert, weil zu wenig Afghanen bereit waren dafür zu kämpfen.

Jetzt grade zu dieser Minute sehe/höre ich im TV (phoenix) Frauen in Kandahar sagen, sie trügen die Burka gerne. Wenn dem tatsächlich so ist, sage ich, dass man diesen Leuten nicht helfen kann, nicht helfen muß und auch nicht sollte. Zumindest nicht der "Westen".

Kreuzbergerin schrieb:Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif.

Das ist richtig. Ich stelle mir die Frage, wie ich mich wohl verhalten würde, lebte ich dort.
Ich kann mich nicht in die Lage versetzen. Und ich bin heilfroh, dass wir hier leben dürfen.
Denn das kann man sich ja meist nicht aussuchen.

Zu deinem letzten Satz: Das ist gut möglich. Und es wurde hier ja schon genug erörtert, die Werte / kulturellen Konditionen dort sind unterschiedlich von den unseren.
Falls dein Nick auf deinen Wohnort schließen lässt, dürftest du ja einige Einblicke in kulturelle Vielfalt haben.
Und auch einiges über Orientalen kennen.

Nun, in Frieden & Freiheit und ohne Not möchte wohl jeder leben.

NFS94 schrieb:Im Stich lassen kann man doch nur jemanden, für den man auch irgendwo verantwortlich ist. Diese Verantwortung kann ich aber eben nicht für jeden erkennen, bloß weil er der Bundeswehr mal zur Hand gegangen ist.

Als ehemaliger BW Soldat widersprech ich da, denn ohne diese Kameraden sähe es in manchen Situationen bei Auslandseinsätzen düster aus. Man lässt diese Leute nicht im Stich.

abberline schrieb:Als ehemaliger BW Soldat widersprech ich da, denn ohne diese Kameraden sähe es in manchen Situationen bei Auslandseinsätzen düster aus. Man lässt diese Leute nicht im Stich.

Naja, eine gewisse Grenzziehung ist aber notwendig. Wer hat wem was genau zugesagt bzw. versprochen. Es geht mMn weniger um "im Stich lassen" (weil mir das etwas zu schwammig ist) als um Zusagen/Versprechen einzuhalten.

umma schrieb:Falls dein Nick auf deinen Wohnort schließen lässt, dürftest du ja einige Einblicke in kulturelle Vielfalt haben.

Das ist richtig.

Und nur deshalb, weil du meinen Nick zum Thema gemacht hast:
Falls dein Nick auf deine Religionszugehörigkeit schließen lässt, dürftest du auch einen bestimmten Blickwinkel auf die Situation in Afghanistan haben.

umma schrieb:Nun, in Frieden & Freiheit und ohne Not möchte wohl jeder leben.

Richtig.
Aber wie gerade schon geschrieben:
Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif. Die Gesellschaft muss auch bereit sein diese zu verteidigen oder erst zu erkämpfen.

Tripane schrieb:Frauen in Kandahar sagen, sie trügen die Burka gerne

Ich wage das zu bezweifeln.
Vor dem TV werden sie den Teufel tun und etwas anderes sagen. Es mag vllt einige geben, die sie gerne tragen. Aber es MÜSSEN sich leider alle da unterordnen. Das ist der Skandal.
Eine klasse Reportage. Habe eingeschaltet.

@abberline:

Ich danke dir für dein Statement. Freue mich darüber.

abberline schrieb:Als ehemaliger BW Soldat widersprech ich da, denn ohne diese Kameraden sähe es in manchen Situationen bei Auslandseinsätzen düster aus. Man lässt diese Leute nicht im Stich.

Man braucht Ortskräfte, sicher gleichzeitig sind die aber jetzt auch nicht der Inbegriff der Loyalität, haben also auch Infos weitergegeben die gegen einen verwendet werden können.

Zweischneidiges Schwert.

umma schrieb:Ich wage das zu bezweifeln.
Vor dem TV werden sie den Teufel tun und etwas anderes sagen.

Ja, eben. Deswegen schrieb ich auch, "wenn dem tatsächlich so ist...". Ich habe meine Zweifel an solchen Aussagen wegen der bedrohlichen Situation auch. Trotzdem stehen diese Aussagen aber im Raum und es ist problematisch, den wirklichen Willen dahinter so treffsicher zu erkennen, dass man darauf noch irgendwelche sinnvollen Schlüsse ziehen kann.
Die letzten Regierungen Afghanistans (Karzai, Ghani) scheinen mir auch nicht so sehr der Hit gewesen zu sein.

Kreuzbergerin schrieb:Falls dein Nick auf deine Religionszugehörigkeit schließen lässt, dürftest du auch einen bestimmten Blickwinkel auf die Situation

Ich antworte gerne, habe ich doch auch Bezug auf den deinen genommen.
Auf meine Religionszugehörigkeit bezieht er sich nicht, aber schon auf meine Stellung in unserer Familie.

Die Situation dort berührt und beschäftigt mich sehr.
Ich habe längst nicht den militärischen und historischen Einblick wie manche hier.
Aber ich fühle mit den Menschen und auch mit unseren SoldatInnen, die dort den Kopf hingehalten haben. Mein Respekt!

Fedaykin schrieb:Man braucht Ortskräfte, sicher gleichzeitig sind die aber jetzt auch nicht der Inbegriff der Loyalität, haben also auch Infos weitergegeben die gegen einen verwendet werden können.

Zweischneidiges Schwert.

Es gibt sicherlich auch Maulwürfe, da muss man nicht diskutieren. Fakt ist aber auch, dass Ortskräfte der BW helfen und benötigt werden. Sei es als Übersetzer, Begleitung in gewissen Gegenden etc. Und wer das macht, hat unter den Taliban nichts zu lachen. Und es wäre verdammt unanständig, diese Leute hängen zu lassen. Die Situation ist nicht gewöhnlich, aber einfach sitzenlassen tut man nicht.

https://www.tagesschau.de/ausland/asien/us-drohne-afghanistan-103.html


Der Vergeltungsschlag. Sehr gezielt.

Fedaykin schrieb:Der Vergeltungsschlag. Sehr gezielt.

Aber auch nicht mehr als eine eher hilflose Geste.

bgeoweh schrieb:Aber auch nicht mehr als eine eher hilflose Geste.

Was soll es sonst sein.. Solides zurückschlagen ohne viel Risiko.

bgeoweh schrieb:Aber auch nicht mehr als eine eher hilflose Geste.

Es ist ein symbolischer Akt. So wie damals Trumps Raketenangriff auf den syrischen Flugplatz nach dem Giftgaseinsatz. Oder des Iran nach der Hinrichtung von Suleimani. Nur dass es hier ja wohl einen der Verantwortlichen getroffen hat. Insofern ist es diesmal mehr als nur eine hilflose Geste.

Tripane schrieb:Die letzten Regierungen Afghanistans (Karzai, Ghani) scheinen mir auch nicht so sehr der Hit gewesen zu sein.

Das ist zurückhaltend formuliert.

Nach einem Medienbericht ist die Familie des afghanischen Ministerpräsidenten Hamid Karsai massiv in den Drogenhandel verwickelt.

...

Westliche Regierungen gehen davon aus, dass Hamid Karsai die Geschäfte seines Halbbruders zumindest billigend in Kauf nimmt.

Quelle:
https://m.tagesspiegel.de/politik/afghanistan-karsai-clan-in-drogenhandel-verwickelt/1578998.html

Bei Wahlmanipulationen haben sie nach dem Motto gehandelt: Augen zu und durch. Bei der Zusammensetzung der Loya Jirga, der verfassunggebenden Großen Ratsversammlung, haben die Vereinten Nationen und die USA stark mitbestimmt, wer auf jeden Fall dabei sein sollte. Immer wieder wurden demokratische Prinzipien außer Kraft gesetzt. Dass Aschraf Ghani Präsident wurde, haben mehr oder weniger die USA durchgesetzt. Die einfachen Afghanen hatten andauernd das Gefühl: Auf der einen Seite wird Demokratie gepredigt, auf der anderen Seite sind die internationalen Akteure nicht viel demokratischer als viele Warlords.

Quelle: https://www.fr.de/politik/frieden-gibt-es-nur-wenn-sich-alle-darauf-einlassen-90812278.html

In der Stichwahl erreichte Aschraf Ghani überraschenderweise die Mehrheit, obwohl er in der ersten Wahlrunde noch 13 Prozentpunkte hinter Abdullah gelegen hatte. Das Wahlergebnis wurde von den Anhängern Abdullahs angefochten, die von Wahlbetrug sprachen und drohten, die Wahl nicht anzuerkennen. Daraufhin kam es am 12. Juli 2014 unter Vermittlung des US-amerikanischen Außenministers John Kerry zu einer Übereinkunft, nach der die Stimmen des zweiten Wahlgangs erneut ausgezählt werden sollten.[22

Quelle: Wikipedia: Präsidentschaftswahl in Afghanistan 2014#:~:text=In der Stichwahl erreichte Aschraf,drohten, die Wahl nicht anzuerkennen.

bgeoweh schrieb:Aber auch nicht mehr als eine eher hilflose Geste.

So hilflos find ich das nicht. Schnell und konsequent

umma schrieb:Auf meine Religionszugehörigkeit bezieht er sich nicht, aber schon auf meine Stellung in unserer Familie.

@umma
Danke für deine Antwort.
Mit deinem Nick wird dir aber sicherlich noch häufiger eine andere Interpretation passieren ;)

(arab. «Gemeinschaft, Volk», pl. umam). Als umma wird die Gemeinschaft aller Muslime bezeichnet

bpb

Fedaykin schrieb:Der Vergeltungsschlag. Sehr gezielt.

Den US-Militärs dürfte auch klar sein, dass sie nur ein begrenztes Zeitfenster für effektive Aktionen haben, da die Qualität der Informationen über den Gegner mit dem Truppenabzug und der Schließung der Botschaft mehr und mehr abnimmt.

Experten gehen davon aus, dass der jetzt erfolgte Angriff nicht der letzte Racheakt der Amerikaner gegen IS-Khorasan gewesen sein dürfte. Allerdings würde es nach Abzug der US-Truppen ungleich schwieriger, mögliche IS-Drahtzieher ausfindig zu machen, sagte der Experte für Nationale Sicherheit Peter Bergen auf CNN. Erst gestern hatte das US-Militär seine eigene CIA-Basis in Kabul zerstört, um zu verhindern, dass sensible Geheimdienstinformationen in die Hände der Taliban fallen.

Tagesschau

abberline schrieb:Als ehemaliger BW Soldat widersprech ich da, denn ohne diese Kameraden sähe es in manchen Situationen bei Auslandseinsätzen düster aus. Man lässt diese Leute nicht im Stich.

Da widerspreche ich dir. Wir sprechen hier von Helfertätigkeiten. Die Bundeswehr muss grundsätzlich besser aufgestellt werden wir müssen mehr Geld für die Bundeswehr ausgeben als für Sozialleistungen für Leute, die hier noch nie einen Cent eingezahlt haben.

Wenn die Bundeswehr stark aufgestellt wäre, dann wären diese Helfer fast unwichtig gewesen.

NFS94 schrieb:Wenn die Bundeswehr stark aufgestellt wäre, dann wären diese Helfer fast unwichtig gewesen.

Selbst wenn die Bundeswehr stark aufgestellt wäre, würde ihr das nicht automatisch Einsicht in die Feinheiten der lokalen Sprache, der Kultur und Politik geben.

NFS94 schrieb:Wenn die Bundeswehr stark aufgestellt wäre, dann wären diese Helfer fast unwichtig gewesen.

Ich stimme Dir zu, dass die BW kaputtgespart wurde und da gehörig was passieren muss. Lokale Ortskräfte hätte man dennoch genauso benötigt