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Afghanistan, die Luft wird dicker

8.253 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Krieg, Terrorismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Afghanistan, die Luft wird dicker

27.08.2021 um 10:05
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Jo, wer meint ein Anschlag in der Größenordnung sei im Krieg(sgebiet) irgendwie was besonderes oder gar eine noch nie dagewesene Grausamkeit, der muss die Augen schon jahrelang ganz fest zugemacht haben
Durchaus, ist das Alltag auf der Welt.

Wer denkt jetzt zb an Mali? Da hat man es noch in der Hand.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Nigeria oder dem Sudan passiert sowas auch fast jeden Monat, nur filmt da keiner. Der Westen ist da schon sehr selektiv, bei uns kommt auch nicht jeder in die Tagesschau
In Tigray geht es noch schlimmer ab..


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27.08.2021 um 10:08
@bgeoweh
Um den Jemen geht es in dieser Diskussion aber gerade nicht.

Du kannst ja mal eine neue Diskussion eröffnen. Hier geht es um Afghanistan.


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Afghanistan, die Luft wird dicker

27.08.2021 um 10:08
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:100 Tote klingt schlimm, aber in den Lagern im Jemen verhungern jeden Tag 1000 Menschen und niemanden interessiert es. Ich verteile mein Mitgefühl nicht ständig um, nur weil gerade jemand die Kamera draufhält.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Jo, wer meint ein Anschlag in der Größenordnung sei im Krieg(sgebiet) irgendwie was besonderes oder gar eine noch nie dagewesene Grausamkeit, der muss die Augen schon jahrelang ganz fest zugemacht haben. In Nigeria oder dem Sudan passiert sowas auch fast jeden Monat, nur filmt da keiner. Der Westen ist da schon sehr selektiv, bei uns kommt auch nicht jeder in die Tagesschau...
ich habe gestern Anschlag Kabul bei Tante google eingegeben.
Da kam nicht mal der aktuelle Anschlag am Flughafen als erstes Suchergebnis, sondern das hier:

https://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-anschlag-auf-hochzeit-mehr-als-60-tote-in-kabul-a-1282468.html
bei dieser Hochzeit waren 1200 Menschen anwesend. Aus Sicht von Terroristen ein hervorragendes "weiches" Ziel.

Mit dem Terroranschlag auf Menschenmassen am Flughafen war zu rechnen, genauso wie mit Anschlägen auf Hotels, Märkten, Moscheen/Kirchen/Tempel/Synagogen nahezu weltweit zu rechnen ist.

Die Welt ist kein friedlicheer Ort, der islamistische Terror nahezu weltweit verbreitet.
In Afghanistan ist halt die Besonderheit (wie in Libyen, Mali, Sudan, Somalia, Syrien...), dass die Machtfrage im Land ungeklärt ist und solange das so ist, pokern Terroristen auf ihre Art mit um ein Stück vom Machtkuchen.

aus individueller menschlicher Sicht (aus Opfersicht) schrecklich , barbarisch unnötig.
Aus anderer Perspektive erwartbar, nahezu unvermeidbar.

Wenn man etwas gegen den Terrorismus tun will, dann sollte man anfangen, die Täter , die WIRKLICH Verantwortlichen schuldig zu sprechen und die Verantwortung nicht anderen zuzuschieben


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27.08.2021 um 10:12
Zitat von SKlikerklakerSKlikerklaker schrieb:Du kannst ja mal eine neue Diskussion eröffnen. Hier geht es um Afghanistan.
Brauch ich nicht, die Leute im Jemen sind mir generell genau so egal. Ich sehe es auch nicht ein, irgendwelche faken Betroffenheitsheucheleien abzusondern, weil das irgendwie sozial gewünscht ist. Schlimm das Ganze, schlimm, ja so schlimm. Machst du was dagegen? Nein.


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27.08.2021 um 10:21
Es wäre schon eine seltsame Ironie des Schicksals, wenn jetzt die USA den Taliban dabei helfen, ihre Machtposition zu zementieren, indem sie Jagd auf den gemeinsamen Feind IS Khorasan machen. Schließlich richtete sich der Anschlag ja nicht nur gegen Ortskräfte und ausländische Soldaten, sondern auch, vielleicht sogar vor allem, gegen die Taliban, denen damit aufgezeigt wurde, dass sie das Land eben noch nicht vollständig unter Kontrolle haben.


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27.08.2021 um 10:30
Zitat von VanDusenVanDusen schrieb:Es wäre schon eine seltsame Ironie des Schicksals, wenn jetzt die USA den Taliban dabei helfen, ihre Machtposition zu zementieren, indem sie Jagd auf den gemeinsamen Feind IS Khorasan machen.
nix Ironie des Schicksals.
das ist Politik.
Verhandlungen zw USA und Taliban gibt es seit Jahren, beginnend unter Präsident Barack Obama.
Ihm war an einer Entspannung "Westen ./. Islamische Welt" sehr gelegen *
Beide Seiten über Friedensanstrengungen einig


US-Präsident Barack Obama und der afghanische Staatschef Hamid Karsai unterstützen Gespräche mit den islamistischen Taliban in deren Verbindungsbüro im Golfemirat Katar. Das gab das Weiße Haus in einer Erklärung bekannt. Demnach erklärten Karsai und Obama in einem Telefonat ihre "Unterstützung für das Büro in Doha zum Zweck von Verhandlungen zwischen Afghanistans Hohem Friedensrat und autorisierten Vertretern der Taliban".

Beide Seiten sind sich der Erklärung zufolge außerdem einig, dass für 2014 vorgesehene "freie, faire und glaubwürdige Wahlen" in Afghanistan für die Zukunft des Landes von entscheidender Bedeutung seien.
https://www.welt.de/newsticker/news1/article117455025/Obama-und-Karsai-fuer-Gespraeche-mit-Taliban-in-Katar.html
Als Katar den Taliban im Jahr 2013 erlaubte, ein Büro in Doha zu eröffnen, geschah das mit Unterstützung der USA. Washington suchte einen Standort für Verhandlungen mit der radikal-islamischen Miliz, um den Truppenabzug vorbereiten zu können.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/katars-rolle-im-afghanistan-konflikt-wo-der-taliban-chef-verhandelt/27542078.html

*
Die Rede an die islamische Welt war eine Grundsatzrede, die US-Präsident Barack Obama am 4. Juni 2009 in Kairo hielt. Mit dieser Rede sollte ein neuer Abschnitt in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der islamischen Welt eingeläutet werden. Die Rede trug im englischen Original den Titel A New Beginning (deutsch: „Ein Neuanfang“). Obama sprach in der Universität Kairo und erfüllte damit eines der Versprechen, die er in seinem Wahlkampf gegeben hatte – innerhalb der ersten Monate seiner Präsidentschaft eine solche Rede in der Hauptstadt eines muslimischen Staates zu halten.[1]
Quelle: Wikipedia: Rede an die islamische Welt


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27.08.2021 um 10:40
@SKlikerklaker
Zitat von SKlikerklakerSKlikerklaker schrieb:Ich hab doch gesagt dass wir nicht froh sein können, weil es ja auch noch Zivilisten gibt. Aber ansonsten: die Revolution frisst Ihre Kinder.
Die Zivilisten sind schon IMMER die Opfer.Nur dass die Täter ihre oft obskuren Ideen durchsetzen können.Bis zur nächsten Revolution.
Ich hab da mal ne interessante Theorie gelesen, dass das alles zyklisch abläuft und in der menschlichen Psyche begründet liegt.
Der Entwickler dieser Theorie(ein Inder) hat auf Geund seiner Studien festgestellt, dass sich die Menschen in 4 Gruppen einteilen lassen:
--- Arbeiter
--- Krieger
--- Händler
--- Intellektuelle
Diese Gruppen wechseln sich zyklisch in der Macht ab.
Und in diesen Zyklen wechselt auch die Geschichte.Nix mit die Geschichte wiederholt sich nicht.Unfug!
Ich werd mal suchen ob ich im Netz was finde.Damals las ich über diese Theorie in einem Buch über Crashs(Börse,Wirtschaft).
Und der Autor war auch nicht der Erfinder der Theorie, sondern er wollte seinen nächsten Crash davon ableiten.Hat aber nicht funktioniert.
Aber in A gehts auch abwärts mit der Wirtschaft.
Gruss @caligae168


@caligae168


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27.08.2021 um 10:47
@Seidenraupe
und alle!
Zitat von SeidenraupeSeidenraupe schrieb:Verhandlungen zw USA und Taliban gibt es seit Jahren, beginnend unter Präsident Barack Obama.
Ihm war an einer Entspannung "Westen ./. Islamische Welt" sehr gelegen *
Wer glaubt den ernsthaft dass man mit diese Typen reden oder ihnen glauben kann?
Vorne reichen sie dir die Hand, und hinter dem Rücken verstecken sie das Messer.
Gruss @caligae168


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27.08.2021 um 11:03
Ich glaube dass man durchaus mit den Taliban verhandeln kann. Zumindest meines Wissens nach haben sie keine Ambitionen, ihren Machtbereich international auszuweiten (bestimmte Gebiete Pakistans ausgenommen). Das war immer der zentrale Unterschied zwischen dem IS, der die ganze Welt an seinem Wesen genesen lassen wollte, und den auf ihre eigene Scholle fokussierten Taliban. Die wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden, und sind damit sicherlich einfachere Verhandlungspartner als Nationen wie Pakistan oder Saudi-Arabien.


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27.08.2021 um 11:07
Zitat von nocheinmalnocheinmal schrieb:is halt blöd wen die Taliban einfach so alle Islamisten aus dem Gefängnis raus lassen..
Das ist so nicht richtig...

Die Taliban haben die eingeknasteten IS-ler noch in den Gefängnishöfen an die Wand gestellt, während die anderen gehen durften.

Absolut pervers kommt es mir nun vor, dass sich ausgerechnet die Taliban derzeit als die Hüter des Friedens und Beschützer der Bevölkerung gerieren und als solche tatsächlich wohl auch fungieren wollen...

...schließlich war es ja in den letzten Zeit - und bis zu diesem aktuellen Attentat - nur genau deshalb verhältnismäßig friedlich, weil gerade diese Taliban ihre seit Jahren praktizierten Terroranschläge und Übergriffe auf die Zivilbevölkerung eingestellt haben.

Andererseits haben sie vielleicht tatsächlich etwas dazugelernt oder zumindest eine pragmatische Sichtweise eingenommen.

Trotzdem, selbst wenn es auf eine Art Taliban-Emirat in Light-Version hinauslaufen sollte, wird es jede Form einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung unterdrücken. Dafür sind die grundsätzlichen Ziele der Taliban viel zu rückwärtsgewandt.

Ich habe aber neulich ein Interview eines Marktverkäufers in Kabul verfolgt, der - sichtlich resigniert - sinngemäß sagte, ihm sei es inzwischen völlig egal wer regiere und welche Armee auf den Straßen patrouilliere, solange es friedlich auf den Straßen bleibe.


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27.08.2021 um 11:23
Hallo!
Eigentlich wollte ich mir das gar nicht antun, aber dann habe ich doch SCHARIA gegoogelt:
Hier ein Auszug aus Wiki.Nicht zur Beeinflussung, sondern zur eigenen Meinungsbildung.
Kontroversen

In Dänemark verfolgt eine islamistische Gruppe namens „Ruf zum Islam“ das Ziel, in muslimischen Wohngegenden in Kopenhagen Scharia-Zonen einzurichten, in denen eine „Moralpolizei“ das Verbot von Alkohol, Glücksspiel und Nachtleben überwacht.[68][69] Ähnliche Lobbygruppen soll es inzwischen auch in Großbritannien, Belgien, Frankreich und Spanien geben.[68]

In den Niederlanden ist die Diskussion über die Einführung der Scharia in vollem Gange, nachdem der damalige niederländische Justizminister Piet Hein Donner, ein Christdemokrat, im September 2006 erklärte, er könne sich die Einführung der Scharia in den Niederlanden gut vorstellen, wenn die Mehrheit der Wähler dafür wäre.[70] Mittlerweile wird diese Möglichkeit auch in universitären Kreisen ernsthaft diskutiert. Ein Symposium an der Universität Tilburg widmete sich dem Thema Sharia in Europe am 3. Mai 2007 und lud dazu u. a. die palästinensisch-amerikanische Islamwissenschaftlerin Maysam al-Faruqi von der Georgetown University in Washington, D.C., ein. Al-Faruqi erachtet Scharia und niederländisches Recht als kompatibel miteinander: „Beide Rechtssysteme können mühelos nebeneinander bestehen“.[71]
Quelle:Auszug aus Wikipedia

Mein Eindruck ist: Scharia und Islam durch die Hintertür, Parallel-Kultur und rechtsfreie Räume im Sinne unseres Gesetzes!!!
@caligae168


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27.08.2021 um 11:32
@Trailblazer
Zitat von TrailblazerTrailblazer schrieb:..schließlich war es ja in den letzten Zeit - und bis zu diesem aktuellen Attentat - nur genau deshalb verhältnismäßig friedlich, weil gerade diese Taliban ihre seit Jahren praktizierten Terroranschläge und Übergriffe auf die Zivilbevölkerung eingestellt haben.

Andererseits haben sie vielleicht tatsächlich etwas dazugelernt oder zumindest eine pragmatische Sichtweise eingenommen.
Dazu hätte ich auch ein Sprichwort.Es ist zwar ursprünglich wohl für etwas anderes gedacht, nach meiner Meinung aber durchaus übertragbar.

Wasser predigen, aber Wein trinken.

Wenn ich es mir nochmal ansehe, dann kommt mir der Gedanke dass dieses Sprichwort sicher aus dem christlichen Kulturkeis stammt.
Aber die Wurzeln sind dieselben.
@caligae168


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27.08.2021 um 11:32
Zitat von TrailblazerTrailblazer schrieb:Ich habe aber neulich ein Interview eines Marktverkäufers in Kabul verfolgt, der - sichtlich resigniert - sinngemäß sagte, ihm sei es inzwischen völlig egal wer regiere und welche Armee auf den Straßen patrouilliere, solange es friedlich auf den Straßen bleibe.
Das würde uns vielleicht auch so gehen, wenn man nur lang genug immer wieder auf die Fresse bekommt wünscht man sich dann einfach nur Ruhe und Frieden für einen persönlich.
Als Frau sähe das wohl anders aus, ohne Aussicht auf weitestgehend freie Selbstbestimmung.

Vielleicht hätten weibliche Streitkräfte mehr Widerstand geleistet, da sie mehr zu verlieren haben. Aber ob das überhaupt irgendwie realistisch gewesen wäre auch hinsichtlich der Anerkennung in der Bevölkerung mag ich nicht beurteilen.


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27.08.2021 um 11:40
Zitat von TrailblazerTrailblazer schrieb:Trotzdem, selbst wenn es auf eine Art Taliban-Emirat in Light-Version hinauslaufen sollte, wird es jede Form einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung unterdrücken. Dafür sind die grundsätzlichen Ziele der Taliban viel zu rückwärtsgewandt.
Das scheint das primäre Ziel zu sein, das Volk klein und kurzhalten, Frauen entrechten, Bildung allen verweigern, denn Bildung bedeutet Wissen und Wissen ist Macht. Bildung bedeutet Fragen und Hinterfragen - Religion, Rechte, Staatsformen. All das geriete in Gefahr.


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27.08.2021 um 11:43
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Zitat von InterestedInterested schrieb:Das scheint das primäre Ziel zu sein, das Volk klein und kurzhalten, Frauen entrechten, Bildung allen verweigern, denn Bildung bedeutet Wissen und Wissen ist Macht. Bildung bedeutet Fragen und Hinterfragen - Religion, Rechte, Staatsformen. All das geriete in Gefahr.
Da gibt es aber viele Länder auf der Welt.

Bleibt die Frage ob man da mit "soft power" Einfluß nehmen kann.

Wenn wir diese Länder nicht militärisch beeinflussen können


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27.08.2021 um 11:53
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Da gibt es aber viele Länder auf der Welt.
Hier geht es aber gerade um Afghanistan.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Wenn wir diese Länder nicht militärisch beeinflussen können
Da sehe ich z.B. ein großes Problem drin, im "Wir" und der Meinung, andere Länder militärisch beeinflussen zu müssen.

Habe heute morgen einen Artikel gelesen und der gibt z.T. gut wieder, was in solchen Ländern vornehmlich über solche Aktionen gedacht wird. Und warum sich Widerstand gegen diese Einflüsse regt.
Eine Erinnerung an eine Reise nach Afghanistan in einer Zeit, da das Land von den Grossmächten gerade einmal für eine Atempause in Ruhe gelassen wurde.
Die siebziger Jahre waren für die afghanische Hauptstadt eine Atempause. Damals interessierten sich ausser ein paar Hippies nicht viele für sie. Das «Great Game», in dem sich das Britische Kolonialreich und das Russische Zarenreich gegenüberstanden, war lange vorbei. Und Afghanistan war am Ende der Welt.

Dort blieb es bis zu dem Putsch, durch den König Zahir Shah – ein entfernter Cousin von Ali Seraj – 1973 abgesetzt wurde. Da dies mit sowjetischer Unterstützung geschah, liess die Neuinszenierung des Grossen Spiels nicht mehr lange auf sich warten. Die eher nationalistische als sozialistische Regierung von Mohammed Daoud blieb von Moskau abhängig, was Washington dazu bewog, oppositionellen Kräften im Land beizustehen. Nachdem die Sowjets dann 1979 in Afghanistan einmarschiert waren und eine Marionettenregierung unter Babrak Karmal installiert hatten, unterstützten die Amerikaner den Widerstand im grossen Stil.

Rund zehn Jahre lang versuchten die Sowjets vergeblich, Afghanistan zu einem Vasallen zu machen, um den Preis Tausender ziviler Toter, während die USA die Rebellen mit Waffen versorgten. Wäre es möglich gewesen, aus dem katastrophalen Fehlschlag Lehren zu ziehen?

Heute, wo Kabul wieder aus den gleichen Gründen Schlagzeilen macht, muss diese Frage erneut gestellt werden. Während er sich um die Evakuierung seiner Landsleute kümmerte, beteuerte Italiens Aussenminister Luigi di Maio, seine Regierung werde die Afghanen nicht im Stich lassen. «Die Afghanen»? Offenbar gehören die Taliban nicht dazu. Aber, darf man auch fragen, hätten die Taliban das Land völlig ohne Rückhalt in der Bevölkerung binnen weniger Wochen einnehmen können?
«Afghanistan bestand aus einer Reihe von Stämmen und ethnischen Gruppen, die kein Invasor sprengen konnte.» Dann fügte er hinzu: «Weshalb verteidigt Ihr uns gegen unsere Feinde? Hat sich einmal jemand die Mühe gemacht, Afghanen zu fragen, ob sie sich selbst verteidigen wollen?»
«Afghanistan besteht aus vielen Stämmen, die sich nicht alle mögen. Nur wenn Eindringlinge von aussen kommen, halten wir zusammen.»
Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/afghanistan-war-in-den-70er-jahren-ein-weltoffenes-land-ld.1641476?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Und das scheint das zu sein, was auch gerade wieder stattfindet.


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27.08.2021 um 11:57
@Interested
Ja, sieht man wenn man die Afghanen selbst entscheiden lässt was passiert. Lassen die ein paar Sandalensoldaten durchmarschieren und heulen dann später rum wenn sie nicht sogar die Taliban unterstützen oder zumindest tolerieren.


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27.08.2021 um 11:58
Zitat von InterestedInterested schrieb:Weshalb verteidigt Ihr uns gegen unsere Feinde?
Ich glaube da liegt ein Missverständnis vor. "Wir " waren in erster Linie aus Eigeninteresse dort. Wir haben unsere Feinde gejagt und sind nicht hin um die Afghanen gegen ihre Feinde zu verteidigen.
Ausserdem gibt es auch Afghanen, vornehmlich aus der Nordallianz, die sogar um Hilfe von Aussen beten... gerade jetzt wieder.


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Afghanistan, die Luft wird dicker

27.08.2021 um 12:00
Als ich gerade den TV-VT durchging fiel mir folgendes ein:
Wenn der IS versucht die Taliban zu unterwandern, wie kann man sie überhaupt identifizieren?
@caligae168


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27.08.2021 um 12:01
Zitat von GlünggiGlünggi schrieb:Ausserdem gibt es auch Afghanen, vornehmlich aus der Nordallianz, die sogar um Hilfe von Aussen beten... gerade jetzt wieder.
Und die sollte man massiv bewaffnen und sonstig unterstützen. Die Afghanen der letzten Provinz die die Taliban nicht für sich ergriffen haben sind die letzte Bastion da drüben die aktiven, militanten Widerstand leistet.


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