@Larry08Selbiges wäre auch mit Scharfschützen möglich gewesen, da tut die Nähe dieser Möglichkeit keinen Abbruch. Aber meinetwegen hätte man auch einen Tiger losschicken können, ist immer noch besser, als ein halbes Dorf wegzubomben.
@greenkeeperVoilà, der Ablauf. Allerdings ein wenig zusammengekürzt:
3. September, 20:00 Uhr - Der J2-Offz. (Nachrichtenwesen) erhält von afgh. Sicherheitskräften eine Meldung, dass zwei Tanklaster entführt wurden. Oberst Klein wird informiert. In der Nähe des Geschehens befindet sich ein amerik. Langstreckenbomber (B-1B) in der Luft, Oberst Klein befiehlt die Aufklärung.
21:14 Uhr - Die Piloten des Bombers haben die Laster auf dem Bildschirm.
22:00 Uhr - Ein afghan. Informant der Stufe C-3 (niedriste Zuverlässigkeit für Informanten) ruft im Feldlager an und meldet, dass die gestohlenen Laster in einer Sandbank mitten im Kunduz River feststecken.
Klein sitzt zu dem Zeitpunkt im Tactical Operation Center und verfolgt das Geschehen live am Bildschirm, was der Bomber mittels 'Rover' aufnimmt. Die Bilder sind nicht deutlich, es befinden sich einige Personen an den Lastern, manche davon tragen offenkundig Waffen.
Währenddessen meldet sich der Informant nochmal beim J2-Offz., er meint, dass es sich ausschließlich um bewaffnete Aufständische handelt, darunter vier Taliban-Führer, keine Zivilisten.
4. September, 01:08 - Zwei F-15 Jets treffen ein und übernehmen die Sondierung, der Bomber muss nämlich aufgetankt werden.
Damit der Luftangriff legitim ist, müssen unter anderem die ROE (Rules of Engagement, allgemeine Einsatzregeln), die SOP 311 (Standing Operation Procedures, Close Air Support - Standart Einsatzverfahren, Luftnahunterstützung) und die Special Instructions (besondere Weisungen) zur Vermeidung von Kollateralschäden beachtet werden. Dazu kommen noch die vom neuen Isaf-Kommandeur McChrystal im August erlassenen 'taktischen Direktiven', welche beinhalten, das zivile Schäden tunlichst vermieden werden sollen. Des Generals Auffassung nach, sollte ein Luftangriff lieber in letzter Sekunde abgebrochen werden, bevor unschuldige Zivilisten getötet werden.
Dazu gilt: Min. zwei voneinander unabhängige Quellen müssen die Befehlsgeber haben, ehe sie einen Luftangriff anfordern. Drei Zielkategorien sind hierfür gültig, wenn Truppen Feindkontakt haben (Troops in Contact), es zeitkritische Ziele gibt (Time Sensitive Targets) oder bestimmte Personen bzw. Objekte ausgeschaltet werden sollen (Deliberate Targets).
Oberst Klein und sein Luftwaffenoffizier meldeten zunächst Feindkontakt, obwohl sich keinerlei Isaf-Truppen in unmittelbarer Nähe befanden. Wenig später wechselte Klein die Begründung, nun wurde 'Time Sensitive Targets' vermeldet.
Klein konsultiert weder Vorgesetzte noch Rechtsberater, wie es bei wichtigen Befehlen üblich ist. Er spricht nochmal den Informanten vor Ort und fragt nach Kindern, Zivilisten und Gebäuden vor Ort, alles wird von der C-3-Quelle verneint. Klein erteilt daraufhin die Freigabe.
Ca. 15 Min. später melden die Jets den Aufschlag der zwei Bomben, beide vom Typ GBU-38, jede ist rund 250 Kilo schwer und GPS-gesteuert, von daher absolut treffsicher.
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Jetzt kannst du das ganze Geschehen nochmal durchspielen.