@al-chidrzu:
"Diese seine vollkommene Hand und seine vollkommeneIntelligenz erschliessen sich uns teilweise durch die unvorstellbare Genauigkeit, diealle Dinge in der Schöpfung, seien es Stoffe, Lebewesen und Naturesetze, prägen.
DerSchöpfer selbst muss absolut nicht darin existieren."
Nun, lieber al-chidr,
1. die These von der "unvorstellbaren Genauigkeit", die Du hier als "Indiz" für dasWalten eines "Schöpfers" anführst, ist leider nicht zu halten, wie Du weißt. Nach derHeisenberg'schen Unschärferelation gibt es immer nur Wahrscheinlichkeiten, keinerleiabsolute Genauigkeiten. Deshalb ist makrophysikalisch - also nach der Allg.Relativitätstheorie - eben auch alles nur relativ (genau).
2. "vollkommeneHand" und "vollkommene Intelligenz" heißt: fertig. Alles da, alles drin, alles dran.Heißt: statisch, da sich nicht entwickelnd (kann ja nicht. Wohin denn auch...). Heißt:Bewegung ist dem Schöpfer fremd. - Wie soll er da sein Werk verrichtet haben?
Außerdem: Wenn ER alles ist, dann ist ER auch sein Werk. Denn ER ist ja fertig (undzwar vollkommen). Also braucht ER sein Werk nicht zu schaffen. ER ist ALLES, also auchsein Werk. - Wenn dem so ist:
a) Warum hat er das Werk erst vor 9 Mrd. Jahrengeschaffen? War er vorher unvollkommen? - Paradox: Wenn ER ALLES ist, dann ist ER aucherst vor 9 Mrd. Jahren entstanden. Wer hat IHN geschaffen?
b) Warum bewegt undentwickelt sich sein Werk (Werden & Vergehen, Evolution etc.)?
c) Kann einVOLLKOMMENER etwas Unvollkommenes schaffen?
d) Wenn Ja: Woher will er wissen, wasunvollkommen ist?
3. Wenn also der "Schöpfer" absolut (sic!) getrennt von seinemWerk ist, wie willst Du dann mit Sicherheit vom Werk auf den Schöpfer schließen? Ichweiß, die nette Phrase "Verwechsle nie das Werk mit seinem Schöpfer" klingt nach tieferWeisheit. Wenn ich jedoch mal nachhake, komme ich auf folgendes: Wenn ich also das Werknicht synomym für den Schöpfer nehmen kann, er also seinem Werk nicht immanent ist, soist das Sein eines "außerhalb" von allem seienden Schöpfers reine Spekulation. Frei nachdem Motto: Das Werk ist ja da, also muß irgendwer oder irgendwas es "geschöpft" haben.Damit beschreiben wir jedoch den erkenntnistheoretischen Stand der Menschheit von vor ca.1000 bis 4000 Jahren. Also die Zeit, in der die mündliche und später schriftliche Basisaller heutigen Religionen gelegt wurde. Das paßt also. Mein skeptischer Kreis schließtsich, wenn ich darauf zurückkomme, dass ich also aus dem vorhandenen Werk nicht auf denSchöpfer schließen kann, da er diesem nicht immanent ist. Was mir also bleibt, ist, einervon Menschen geschaffenen Niederschrift zu glauben, in der von eben diesen Menschenbehauptet wird, es gäbe den Schöpfer. Denn er habe sich ihm/ihnen offenbart.
Esbleibt also - wie bei allen Religionen und systematisierten Welterklärungstheorien - einGlauben, keine (relativ) gesicherte Erkenntnis.
Dies zugrundegelegt, bleibt mir nurnoch eine Frage: Was bringt mir der Glaube?
Womit ich wieder bei meinerzentralen, Dir schon einmal gestellten Frage angekommen bin.
Lieben Gruß
TLW