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Japanischer Linksterrorismus

3 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Politik, Geschichte, Japan ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Japanischer Linksterrorismus

04.07.2024 um 02:48
Ich möchte mit euch über den japanischen Linksterrorismus sprechen - besonders über den, der aus den Auseinandersetzungen der 1960er-Jahre hervorgegangen ist.

Viele kennen europäische Terrorgruppen wie die RAF, die Roten Brigaden, die Action Directe oder die CCC.

Aus den USA kennt man vielleicht noch die Weathermen (Weather Underground), die Black Panthers (teilweise legal), die Symbionese Liberation Army und die United Freedom Front.

Weniger bekannt sind hingegen japanische Gruppen wie die Rote Armee F(r)aktion (Sekigun-ha), die Vereinigte Rote Armee (Rengo Sekigun), die Japanische Rote Armee (Nihon Sekigun) und die East Asia Anti-Japan Armed Front (Higashi Ajia Hannichi Busō Sensen).

Die ersten beiden lösten sich durch Polizeiverfolgung in Japan auf, die VRA auch durch innere Säuberungen und den Asama-Sanso-Incident im Februar 1972, als es vor laufenden Fernsehkameras zu schweren Schießereien um eine verschneite Berghütte kam.
Die erst ab 1972/73 aktive EAAJAF wurde bis 1975 von der Polizei zerschlagen. Ihr ging es neben radikalem Antiimperialismus auch um das Schicksal der Ainu, die schon seit Jahrtausenden auf den Japanischen Inseln leben und mit der Zeit immer mehr verfolgt wurden.

Einzig die Japanische Rote Armee hat länger überlebt und wurde offiziell erst 2001 von ihrer Anführerin, Fusako Shigenobu aufgelöst.
Die JRA ist weder in Japan geblieben noch nach Nordkorea geflohen, sondern wollte ins weiter entfernte Ausland.
Frühe Pläne eines Wirkens im Vietnamkrieg wurden verworfen und man suchte sich den Libanon als "Aktionsgebiet" aus.
Hier hielt sich die JRA von den 1970ern bis in die 1990er und wurde bei ihren Anschlägen, von denen etliche international durchgeführt wurden, wahrscheinlich von Libyen und von ehemaligen Ostblockstaaten unterstützt. Weitere Unterstützer sind denkbar.

Heute sind viele Aktivisten aus dieser Zeit tot, in Haft oder wieder auf freiem Fuß. Einige konnten der Strafverfolgung entkommen.


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Japanischer Linksterrorismus

04.07.2024 um 09:42
Der japanische Linksterrorismus hat etwas im Orient wieder eingeführt, was da seit Jahrhunderten vergessen war:

"Ein Krieger zu Fuß bewaffnet mit einem Dolch, verbreitet mehr Angst und Schrecken als tausend Krieger zu Pferd" <= Angeblich ein Leitmotiv der Assassinen, ismailitischer Ausprägung.

Die Nihon Sekigun verübte am 30. Mai 1972 den ersten Selbstmordanschlag in der jüngeren israelischen Geschichte.

Nach wie vor genießen die einen Heldenstatus bei den Nachahmern, denn dieser Anschlag und das darauf folgende Entsetzen, leitete den modernen Terrorismus ein.


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Japanischer Linksterrorismus

04.07.2024 um 23:07
Es ist interessant, dass die japanische Neue Linke früher anfing, gewalttätig zu werden und später aufhörte als ihre "Schwestern" im Westen.

In Japan gab es schon um 1960 schwere politische Kämpfe um die Sicherheitsverträge mit den USA und Flughafenerweiterungen. Im selben Jahr wurde dann der Sozialistenführer Inejiro Asanuma im Wahlkampf von dem 17jährigen Rechtsradikalen Otoya Yamaguchi erdolcht. Die Sozialisten wurden dadurch tiefer gespalten zwischen Reformern und Hardlinern.
Dies zeigt, wie es früh zu einer Radikalisierung der extremen Lager kam.

Der junge Schriftsteller Kenzaburo Oe, der drei Jahrzehnte später den Literaturnobelpreis erhalten sollte, verarbeitete den Mord an Asanuma in der Kurzgeschichte "Seventeen", von der die Fortsetzung "Seventeen II/The Death of a Political Youth" den Suizid des Attentäters im Gefängnis behandelte. Die Bedrohung durch rechtsextreme Kreise war so stark, dass Seventeen II auch heute nur über Umwege zu erhalten ist.

Eine große Rolle in den politischen Kämpfen spielte auch der 1948 gegründete Studentenverband Zengakuren, der zwischen 1949 und 1960 mit der Kommunistischen Partei verbunden war und dann zur Neuen Linken gerechnet wurde.
Die auch in Japan auftretenden schweren Kämpfe von 1968 und 1969 sollen den rechtsradikalen Schriftsteller Yukio Mishima motiviert haben, im Jahre 1970 einen Putschversuch im Armeehauptquartier zu starten, der aber scheiterte und zu seinem Suizid führte. (Rechte Kreise in Armee und Politik hatten Mishima vorher ermöglicht, mit staatlichem Kriegsgerät Wehrsportübungen abzuhalten.)


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