navi12.0 schrieb:Also hier weiß ich wirklich nicht, wo dein Problem ist.
Du hast es sogar schon definiert:
navi12.0 schrieb:Das ist doch das Hauptinstrument der Kommunikation in der Basispolitik. Genauso wie die Radikalisierung selbst mit populistischen Mitteln befeuert wurde.
Wenn die stilistische Überzeichnung das
Hauptinstrument in einer politischen Sachdiskussion geworden ist, um diese zu entsachlichen und gegenseitig mit Übertreibungen ins Unterirdische zu diffamieren, ohne sich dabei wenigstens noch den gegenseitigen intellektuellen Respekt durch Polemiken im Stile Wehners zu zeichnen, die dem anderen signalisieren sollen, dass man ihn als Mensch auf Augenhöhe betrachtet, dessen Standpunkt durch diese Überspitzung geschickt herausgeschält wird, um ihn mit der Ironie zu reflektieren, dann ist der politische Diskurs miteinander objektiv gescheitert und das ist meiner Meinung nach bedauerlich.
navi12.0 schrieb:Wenn also signifikante Teile der Gesellschaft von der stellenweise ziemlich überzeichneten Berichterstattung bzgl Klimaproblematik in Angst und Schrecken versetzt werden, weil wir ja gefühlt morgen schon alle Absaufen, denn die Pole schmelzen ja schon ne ganze Weile (momentan frieren sie wieder etwas mehr, aber egal..), dann muss sich doch nun auch niemand Wundern, dass psychisch labile, und etwas unterkomplex informierte diesen Druck umkehren, und die Gesellschaft ihrerseits mit Wort und Tat in Angst und Schrecken versetzen wollen.
Was mich an der Passage irritiert ist nicht, dass ich die Berichterstattung nicht derart gelagert empfinde, sondern das sie die Dringlichkeit des Themas als kausal-bedingte Langzeitfolge negiert, die je länger es herausgezögert wird sukzessiv einen Zahn zuzulegen, gravierende Ausmaße annimmt und worauf nicht von Laien wie dir oder mir verwiesen wird, die noch nie einen Bohrkern in der Hand hatten, sondern von Akademikern, die weltweit im Konsens miteinander stehend zu dem Fazit kommen, dass die Warnungen ernst gemeint sind.
Es geht kurzgesagt nicht darum, dass wir "morgen" absaufen - als wären wir zwei Nasen zeitlich betrachtet noch davon betroffen - sondern das dieser Trend, je länger er auf die Bank geschoben und nicht gegengesteuert wird, zu einem bösen Erwachen führen kann wie erst in der 12. Klasse mit dem Buchstabieren anzufangen, um sich die Abiturprüfung als Analphabet vorzunehmen.
Wenn das Kind erst in den Brunnen gefallen ist, wird es zu spät sein damit anzufangen, entweder die Kinder über die Gefahren aufzuklären, die Brunnen nicht so tief zu bohren oder wenigstens die Brunnen mit Gittern abzusichern.
Mir ist bewusst, dass dieses Thema kein Pappenstiel für die menschliche Psyche ist, so wie es kein Pappenstiel ist, beim Arzt eine Diagnose zu erfahren, die schlechte Aussichten zeichnet, nur soll der Arzt deshalb besser schweigen, wenn es vielleicht doch noch eine Möglichkeit gäbe gegenzusteuern? Lass den Patienten in sein Unheil rennen? Oder "setzen sie sich mal bitte, dass wird jetzt nicht einfach für uns beide"? Den Kopf in den Sand zu stecken und auf bessere Zeiten zu hoffen hat noch nie einen Menschen von seinem drohenden Schicksal befreit. Manchmal muss man dafür auch die Arschbacken zusammenkneifen, damit es wenigstens die anderen herausschaffen.
navi12.0 schrieb:Schrecken verbreiten ist übrigens die Essenz des Terrors, also ist die Wortwahl hier so falsch auch nicht.
Die Mittel und Methoden unterscheiden sich jedoch in ihrer Qualität, von daher ist der Vorwurf des Terrorismus meiner Meinung nach nicht tragfähig und ein Narrativ von Menschen, die nie selbst Terror am eigenen Leib erfahren mussten, um sich zu verbitten, das ihre erfahrenen Gräuel, zB der von Militärjuntas, mit einem Stau oder verunreinigten Glasvitrinen verglichen werden. Wenn du Terroristen haben willst, schau in die Ukraine, auf die russischen Invasoren. Das ist Terror gegen den Menschen und sein Dasein.
Der rhetorische und damit auch gefühlte Unterschied zwischen hart genervt sein und terrorisiert werden sollte nicht für solch lapidare Traumtänzerei vergeudet werden, dass es manche, zumeist junge Menschen gibt, die denken sie könnten die Welt ändern bis sie eines Tages desillusioniert von der Taubheit aufwachen und merken, das sie ihre Zeit mit ihrem naiven Optimismus verschwendet haben und dem Arzt lieber im Chor antworten: "Ja komm, scheiß auf was du redest, 6 Monate pedal to the metal du Otto".