Antirussische Stimmung durch den Russland/Ukraine Krieg

Stan_Marsh schrieb:Also ich habe meinen Großvater gefragt, wie das früher war.
Und wenn ich z.B. bei einer Reise durch USA mit Amerikanern ins Gespräch komme und dann so gut wie immer die Frage aufkommt, wie es in Deutschland aussieht und was ich von der deutschen Geschichte halte, dann nehme ich natürlich Stellung dazu, erkläre meinen Standpunkt und akzeptiere, dass ich zwar für die Vergangenheit keine Verantwortung übernehmen kann, aber für die Zukunft verpflichtet bin, den aktuellen extremistischen Strömungen nach meinen Möglichkeiten die Stirn zu bieten

Und auch immer wieder darauf aufmerksam machen, dass damals in NS-Deutschland nicht alle Deutschen auch gleich Nazis gewesen sind. Und heute nicht alle Deutschen, nicht mal alle Ostdeutschen, Neonazis sind.

Mein Großvater war zwar in der Wehrmacht und im Russlandfeldzug, aber war kein Nazi. Einfach nur ein Soldat wie viele, der so gut wie keine Wahl gehabt hat als für einen verrückten Führer in den Krieg zu ziehen.
Gibt bestimmt auch etliche russische Soldaten jetzt, die nur aus Angst vor Freiheitsstrafe oder schlimmeres nicht desertieren.


Ps.

Habe mir auch vorgenommen, sollte ich jemals von einem US-Amerikaner in dieser Richtung angesprochen werden, dass ich sie auch an ihre Geschichte, noch gar nicht so lange her, erinnere und sie zumindest in Sachen Rassismus (nur dahingehend) auch nicht den Moralapostel gegenüber Deutschland spielen dürften. Rassismus per Gesetz gab es in den USA bis in die 60er Jahre glaube ich und auch noch heute ist Rassismus ein großes gesellschaftliches Problem in den USA.
Bei allem anderen verbietet sich natürlich ein Vergleich USA mit insbesondere NS-Deutschland, denn die Amerikaner haben natürlich keinen industriellen Völkermord an ihrer afroamerikannischen Bevölkerung begangen.

Nichtsdestotrotz weiß ich und würde auch niemals einen Generalverdacht gegenüber allen US-Amerikanern erheben, dass damals (auch nicht heute) alle US-Amerikaner Rassisten aus Überzeugung gewesen sind.

ribster schrieb:Also gibt es dieses oberlehrerhafte Getue von deutschen gegenüber anderen Ländern nicht ? Das sieht man ja sogar hier in diesem Forum, ob nun bei corona Maßnahmen oder wenn es um Energieversorgung geht oder aktuellstes Beispiel die waffenlieferungen der anderen Länder an die Ukraine.

Du meinst, seine Meinung zu etwas haben und verlautbaren ist das Gleiche, wie andere Länder "belehren"?

ribster schrieb:Was konnten sich Leute aus anderen Ländern von deutschen anhöre in sozialen Medien, ob nun Twitter,Reddit oder wo auch immer was für kriegstreiber alle anderen sind nur Deutschland macht alles richtig.

ja und? Das sind irgendwelche Meinungen von irgendwem ins Netz gespuckt. Mit Belehren hat das nix zu tun.

rhapsody3004 schrieb:Habe mir auch vorgenommen, sollte ich jemals von einem US-Amerikaner in dieser Richtung angesprochen werden, dass ich sie auch an ihrer Geschichte, noch gar nicht so lange her, erinnere und sie zumindest in Sachen Rassismus (nur dahingehend) auch nicht den Moralapostel spielen dürften. Rassismus per Gesetz gab es in den USA bis in die 60er Jahre glaube ich und auch noch heute ist Rassismus ein großes Problem in den USA.
Bei allem anderen wie verbietet sich natürlich ein Vergleich USA mit insbesondere NS-Deutschland, denn die Amerikaner haben keinen industriellen Völkermord an ihrer afroamerikannischen Bevölkerung begangen.

Nichtsdestotrotz weiß ich und würde auch niemals einen Generalverdacht gegenüber allen US-Amerikanern erheben, dass damals (auch nicht heute) alle US-Amerikaner Rassisten aus Überzeugung gewesen sind.

das bezieht sich dann wohl nur auf weiße US Amerikaner. Auch da sieht man schön, Pauschalisierungen sind wenig hilfreich und im Grunde dumm.

shionoro schrieb:Nur weil man künstler ist, heißt das nicht, dass man seinen Herkunftsstaat vertreten muss oder sich dazu erklären muss.

Ja, aber es hinterlässt einen fahlen Beigeschmack, wenn man als Operndiva zwar den Krieg verurteilt, aber Putin - zumindest indirekt - im Wahlkampf unterstützt hat, noch dazu, wenn man sich selbst als "unpolitische Person" bezeichnet.

2014 sorgte Anna Netrebko für Aufsehen, als sie sich im Rahmen einer Pressekonferenz zusammen mit dem ostukrainischen und prorussischen Separatistenführer Oleg Zarjow fotografieren ließ, samt Fahne des international nicht anerkannten Staates "Neurussland". Mit diesem Kampfbegriff bezeichnet Kreml die Union der beiden sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine, die Putin letzte Woche für unabhängig erklärte.

https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/anna-netrebko-ukraine-krieg-stellungnahme-putin-100.html

rhapsody3004 schrieb:Mein Großvater war zwar in der Wehrmacht und im Russlandfeldzug, aber war kein Nazi. Einfach nur ein Soldat wie viele, der so gut wie keine Wahl gehabt hat als für einen verrückten Führer in den Krieg zu ziehen.

Jeder der im dritten Reich alt genug bzw. erwachsen war, war Bestandteil des Regimes. Nicht jeder war im gleichen Maße Schuld, nicht jeder hatte die gleichen Möglichkeiten, Widerstand zu bieten, aber aus der moralischen Verantwortung insgesamt kommt keiner raus.

Jeder muss sich fragen, ob er wirklich alles mögliche getan hat, um das zu verhindern. Ebenso, wie wir uns heute für unser handeln verantwortlich zeichnen müssen.
Ja, vermutlich wäre ich auch mitgelaufen, ich bin vermutlich keine Rosa Luxemburg, kein Georg Elser, ändert nichts daran, dass ich dann ebenso Verantwortung hätte tragen müssen.

rhapsody3004 schrieb:uch nicht den Moralapostel gegenüber Deutschland spielen dürften

Moralapostel spielen ist nie gut. Aber sich gegenseitig mal den Spiegel vorhalten, das kann nie schaden. Wichtig ist natürlich, dass man seine Position immer überdenkt und immer in der Lage ist, seine Meinung zu ändern.

Tussinelda schrieb:Du meinst, seine Meinung zu etwas haben und verlautbaren ist das Gleiche, wie andere Länder "belehren"?

Seine Meinung zu vertreten ist das eine seine Meinung durchzusetzen und alle anderen Meinungen als falsch abzustempeln ist eine andere Sache. Siehe greenwashing von atom und Gas. Beim thema Flüchtlinge oder oder

Die Deutschen belehren mit moralischer Besserwisserei

Quelle: Tagesspiegel

Zugleich findet es der Außenminister derselben Regierung in Ordnung, im gleichen hohen Ton der Moral einem Partnerland – mit dem die Bundesrepublik seit den römischen Verträgen in der friedensstiftenden Gemeinschaft des Rechts und der Regeln verbunden ist – per Twitter Anweisungen zu geben, wie es mit einer militanten Aktivistin umzugehen habe, indem er sagt: „Aus unserer Sicht kann am Ende eines rechtsstaatlichen Verfahrens nur die Freilassung von Carola Rackete stehen. Das werde ich in Italien noch mal deutlich machen.“

Quelle: S.o.

https://m.tagesspiegel.de/politik/sea-watch-3-und-die-bundesregierung-die-deutschen-belehren-mit-moralischer-besserwisserei/24532358.html

Zwar etwas älter aber besser sieht es heute auch nicht aus.

Vor der Bundestagswahl, die auch für den Rest des Kontinents entscheidende Folgen haben wird, haben die Zeitungen The Guardian (Großbritannien), El País (Spanien), La Stampa (Italien) und Le Monde (Frankreich) ihre Leser über einen Online-Fragebogen gefragt, wie sie die deutsche Führungsrolle in der Eurokrise und die Abstimmung am 22. September sehen. Dieser Aufruf ergab ein erstaunlich robustes Ergebnis, da Tausende bereit waren, Dampf abzulassen und ihre aufgestauten Gefühle zu artikulieren. Mehr als 7000 Leser antworteten innerhalb weniger Stunden - selten zuvor haben sich so viele Guardian-Leser an einer Aktion beteiligt.

Quelle: sz

Der Ton in den spanischen Antworten war überwiegend negativ. "Deutschland versucht, seine Macht auszubauen und anderen Lösungen aufzuzwingen, die in Deutschland gut funktionieren", schrieb Alessandro Gimenez. "Es versucht, die Länder im Süden zu einem Reservoir billiger Arbeitskräfte zu machen, die keine Rechte oder Arbeitsplatzsicherheit haben."

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/online-umfrage-zu-deutschlands-rolle-in-europa-arrogant-dominant-autoritaer-1.1767431-3

Das sind nur einzelne Meinungen von der oberlehrer Mentalität der Deutschen gegenüber angeblichen „Partnern“

Ich kann dir versichern du möchtest keine Meinungen aus nicht deutschsprachigen Medien hören.

Mir ist es wurscht.

Wer Anhänger von einem ist der jeden 2 Tag den Tod von Millionen Menschen androht, der hat bei mir kein Verständnis zu erwarten.

Ist eben so, in der Geschichte, jeder Mensch muss irgendwann Farbe bekennen. Meist hat man Glück und es geht um Nichts

Tussinelda schrieb:das bezieht sich dann wohl nur auf weiße US Amerikaner. Auch da sieht man schön, Pauschalisierungen sind wenig hilfreich und im Grunde dumm

Fakt ist jedenfalls, dass bis in die 60er Jahre hinein Afroamerikaner in den USA schlechter als Amerikaner heller Hautfarbe behandelt wurden. Darüberhinaus habe ich nicht pauschalisiert, denn mir ist sehr wohl bewusst, dass auch damals nicht alle US-Amerikaner heller Hautfarbe überzeugte Rassisten gewesen sind.


Und falls du mir sagen wolltest, dass auch Afroamerikaner gegenüber Menschen heller Hautfarbe rassistisch denken und handeln können, dann gebe ich dir damit recht und ist natürlich genauso verabscheuend.

Aber mal ehrlich, wie häufig kam und kommt das vor oder anders, was ist wohl bis heute das größere rassistische Problem in den USA - das Menschen heller Hautfarbe benachteiligt wurden und werden oder das Afroamerikaner passiv und aktiv benachteiligt wurden und werden?




Ps.

Für mich haben alle Menschen einen der Klatsche, sind in ihrer Entwicklung irgendwie gestört, und werde es auch niemals begreifen, die andere Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe auf- oder abwerten und dann auch unterschiedlich behandeln.

ribster schrieb:Das sind nur einzelne Meinungen von der oberlehrer Mentalität der Deutschen gegenüber angeblichen „Partnern“

Ich kann dir versichern du möchtest keine Meinungen aus nicht deutschsprachigen Medien hören.

Ich persönlich fand das Wischi-Waschi Verhalten von Scholz und co bei den Sanktionen (Stichwort "Swift") auch ärgerlich.
Aber nicht, weil ich mir Sorgen gemacht habe, was andere Länder von uns denken könnten, sondern weil schnelles Handeln gefragt war und Deutschland eines der Länder war, die das Handeln blockiert haben. Genauso mit NS2.

"Die Deutschen" sind seit jeher im Ausland der letzte Dreck. Egal, wie wir es machen und was wir machen. Von daher...
Ich meine, immerhin geben wir den Nachbarn das Gefühl, die besseren Menschen zu sein. Ist ja auch was wert.

Rasenmayer schrieb:"Die Deutschen" sind seit jeher im Ausland der letzte Dreck. Egal, wie wir es machen und was wir machen. Von daher...

Und dennoch ist Deutschland für viele ein erstrebenswertes Wohngebiet. Kann so schlimm also nicht sein.

Rasenmayer schrieb:Ich persönlich fand das Wischi-Waschi Verhalten von Scholz und co bei den Sanktionen (Stichwort "Swift") auch ärgerlich.
Aber nicht, weil ich mir Sorgen gemacht habe, was andere Länder von uns denken könnten, sondern weil schnelles Handeln gefragt war und Deutschland eines der Länder war, die das Handeln blockiert haben. Genauso mit NS2.

Naja Unsere Regierung ist aber auch ein Trantüten Verein!
(da kann man sich teilweise wirklich - :palm: )
- nein ich habe die nicht gewählt-^^

@ribster


Für mich mich gibt es neben einer individuellen (oder nationalen) Moral auch eine übergeordnete Moral, geht es um Menschlichkeit, und bei der es keine individuellen Moralvorstellungen geben dürfte. Gibt es sie traurigerweise doch, darf Deutschland ruhig den Moralapostel spielen und andere Länder darauf aufmerksam machen bzw. diesen Ländern ihre unmoralische Einstellung und daraus resultierendes unmoralisches Handeln vorhalten, kritisieren, und mehr an ihre Menschlichkeit appellieren.
Das liebe Recht muss dabei natürlich berücksichtigt werden. Spätestens dann, geht es ums Handeln.

Selektiv schrieb:Und dennoch ist Deutschland für viele ein erstrebenswertes Wohngebiet. Kann so schlimm also nicht sein.

Das sind die USA für noch viel mehr Menschen auch und sind wir doch mal ganz ehrlich gut ist das Leben dort für viele nicht. Ich kann da aus Erfahrung sprechen für mich war es zwar schön aber für die Mehrheit meiner Mitmenschen nicht.

Rasenmayer schrieb:Ich persönlich fand das Wischi-Waschi Verhalten von Scholz und co bei den Sanktionen (Stichwort "Swift") auch ärgerlich.
Aber nicht, weil ich mir Sorgen gemacht habe, was andere Länder von uns denken könnten, sondern weil schnelles Handeln gefragt war und Deutschland eines der Länder war, die das Handeln blockiert haben. Genauso mit NS2.

Tja, Deutschland, unsere Regierung, ist eben auch gut darin, nicht gleich zu überstürzt zu handeln und auch mal weiter zu denken und mehrere Interessen dabei zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen.

Zögern, blockieren und wohl überlegt vorzugehen, ist nicht immer verkehrt. Ist übrigens auch eine Eigenschaft der CDU.

Selektiv schrieb:Und dennoch ist Deutschland für viele ein erstrebenswertes Wohngebiet. Kann so schlimm also nicht sein.

Nicht nur für Ausländer, sondern auch für gebürtige Deutsche, die Deutschland ja so schlecht finden und gefühlt jeden Tag gegen Deutschland wettern.

rhapsody3004 schrieb:Tja, Deutschland, unsere Regierung, ist eben auch gut darin, nicht gleich zu überstürzt zu handeln und auch mal weiter zu denken und mehrere Interessen dabei zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen.

Ja Deutschlands Russland Politik war so gut überdacht das sie nun komplett gescheitert ist. Ob nun das sehr gut überdachte durchdrücken von Ns2 gegen die sicherheitsbedenken aller osteuropäischen Länder sowie Dänemarks,Schweden & Frankreichs der USA & UK.

Auch das mit den waffenlieferungen war sehr gut überdacht so das man dieses sehr gut überdachte Konzept nun komplett über Bord geworfen hat.

Dasselbe für die vertraglich zugesicherte 2% Regel der NATO hat man sich auch so gut überdacht das man es nun doch machen möchte.

Das sind n paar denkmaschinen in Berlin wow.