switchy schrieb:Da kann ich nur begrenzt zustimmen.
Hier in der Schweiz sind die Löhne imho einiges fairer. Trotzdem gehen die Leute hier in Restaurants, die zwangsläufig (hohe Lohnkosten) mindestens doppelt so teuer sind, wie in Deutschland. Auch geht man als Mann ab und zu mal für über 50.- Haare schneiden. Sobald die Bürger auch Geld haben sich etwas zu leisten, sind sie auch mal bereit für etwas Luxus Geld auszugeben. Andererseits hat man auch super Möglichkeiten zu sparen, indem man eben weniger auswärts essen geht oder sich die Haare selber schneidet (oder einander).
Äpfel und Birnen...
In der Schweiz habe ich auch nur eine sehr geringe Abgabenlast. Selbst als Single-Gutverdiener sind für Steuern und Sozialabgaben nur 20 % weg, in Deutschland über 40 %. Da hätte ich mit meinen aktuell 3.900,- Euro brutto knapp 3.100,- netto raus anstatt wie hier 2.500,- Euro. Unter diesen Umständen könnte ich mir auch vorstellen, für einen guten und akkuraten Herrenhaarschnitt 50,- Euro zu bezahlen.
Die oft niedrigen Löhne in diesem Gewerbe rühren doch hauptsächlich von der großen Konkurrenz her. Allein in meiner Kleinstadt (11.000 Einwohner) sind es glaube um die 15 Salons, die alle um Kunden kämpfen. Da gibt es immer jemanden, der es billiger macht. Gäbe es Friseure in ähnlich geringer Zahl wie z. B. Elektriker, Sanitärinstallateure oder Poliere, würde sich der Friseur mit diesen Berufen einkommenstechnisch auf Augenhöhe bewegen. Und so verhält es sich bei vielen Berufen, in denen kein Mangel herrscht, weil eben ein großer Teil von Menschen grundsätzlich dazu befähigt und die Tätigkeit im Vergleich zu anderen nicht besonders kompliziert ist. Ich würde auch keiner Reinigungskraft 30,- Euro die Stunde zahlen, da putze ich mein Haus lieber selber. Bei z. B. Elektrik ist es nicht so einfach, da muss ich die Kröte schlucken und mir eben den Fachmann für 60-80 Euro die Stunde holen. Hat letztlich auch was mit Verantwortung zu tun. Wenn der Friseur Mist baut, sind vielleicht die Haare im Eimer, aber es stirbt niemand. Wenn der Elektriker oder Automechaniker schlampt, geht es mitunter um Leben und Tod. Es ist logisch, dass sich dieses Mehr an Verantwortung auch in der Bezahlung abbilden muss. Wenn wir anfangen, einfachere Tätigkeiten in ähnlicher Größenordnung wie komplizierte zu bezahlen, wird es immer weniger Leute geben, die für ein ehrgeiziges Berufsziel jahrelange Ausbildungszeiten, viel Lernerei, Freizeitverzicht und schwierige Prüfungen in Kauf nehmen, weil es sich am Ende einfach nicht rechnet.