guido36 schrieb:Warum gibt es Immer noch soviel Haß/Diskriminierung gegen LGBTQIA im Jahre 2021?
Ich denke, dass abgesehen von religiösen und politischen Fanatikern sowieso, einige bis viele genervt sind von einer gefühlten Überthematisierung "Sexueller Identitätspolitik", da es ihrer Meinung nach wichtigere soziale und politische Themen gibt und die "Sexuelle Identitätspolitik" in ihren Augen gemessen hieran einen übergroßen Anteil an der politischen und öffentlichen Diskussion und (medialen) Darstellung einnimmt.
Ich kann diese Sichtweise sogar in Teilen nachvollziehen, als Beispiel das vergangene EM-Spiel gegen Ungarn.
Es gibt sicherlich viele Themen und Bereiche, wo man die aktuelle ungarische Regierung und Politik kritisieren kann, wovon das LGBTQ+ Thema eines ist, zum Beispiel die Flüchtlings- oder Europapolitik Ungarns, doch da wurde der Protest viel weniger plakativ ausgedrückt und ist ebenso bis heute relativ bedeutungslos geblieben.
Weiterhin ist die Frage zu stellen, ob eine solche Symbolpolitik (wie sie beabsichtigt war mit der Regenbogenfärbung eines Fußballstadions) überhaupt einen geeigneten oder ausreichenden Protest darstellt, gerade und insbesondere, wenn die EM in Zeiten einer Pandemie als solche generell in Frage gestellt werden müsste und vor allem es in der gesamten Deutschen Fußballbundesliga noch keinen einzigen Fußballprofi gibt, der sich in seiner aktiven Laufbahn als homosexuell outete. Besonders irritierend finde ich diese Tatsache in Zeiten, wo wir bekennende homosexuelle Schauspieler, Musiker, Politiker und Menschen in allen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens haben.
Anhand dieses Beispiels fällt natürlich auf, dass hier ein "Moral- und Wertekolonialismus" stattfindet, mal kritisch ausgedrückt und eher aus ungarischer Perspektive, wenn man die vermeintlich negative Haltung und die vermeintlich schlechten Werte eines anderen Landes kritisiert, ohne selbst im eigenen Land Zustände geschaffen zu haben, die diesen Haltungen und Werten überhaupt ansatzweise entsprechen würden.
Dies alles rechtfertigt natürlich keinen Hass auf und keine Diskriminierung von LGBTQ+ Themen, doch ist dies sicherlich ein Teil der Abneigung der Politisierung dieses Themas und somit ein Teil des Nährbodens für Hass und Diskriminierung.
Hauptursache für Hass und Diskriminierung bleiben sicherlich rechte Politiken (mit dem konservativen Bild der traditionellen Familie und Rollenbildern) und die Religionen (mit dem konservativen Bild der traditionellen Familie und Rollenbildern), da haben einige Religionen klare Schnittmengen mit rechter Politik.
Andere Menschen wiederum, auch Schwule und Lesben die ich kenne, sind genervt von der Politisierung dieses Themas und sind der Meinung, dass die sexuelle Orientierung eines Menschen niemanden etwas angehe und daher überhaupt kein Thema in der Politik sein dürfe oder solle.