Tripane schrieb:Ja, nur ist es nicht schlüssig, so zu tun, als sei das zwingend eine Folge der EU. Friede und EU sind mMn beides Folgen aus den Einsichten der Beteiligten einer kriegerischen Historie. So wird eher ein Schuh daraus. Wenn es so ein einfaches, vielversprechendes Rezept wäre, Staaten um eines internen Frieden willen vertraglich zusammenzubinden, dann bestünde der Warschauer Pakt ebenso noch wie die Sowjetunion, die Tschechoslowakei und Jugoslawien.
Es kann sogar gefährlich sein, sich darauf blindlings zu verlassen, dass die EU alleine ein Friedensgarant sei. Das kann Betriebsblindheit und Ignoranz hervorrufen, die sich irgendwann rächt. Obwohl ich mir derzeit keine kriegerische Auseinandersetzung innerhalb der EU vorstellen kann***, ist es schon etwas anders, wenn man die Ansprüche etwas höher ansetzt: Abspaltung der Briten, Zerrüttungen mit Polen und Ungarn...
(*** hätte ich vor einigen Jahren auch noch über NATO gesagt)
Nein, verlassen kann man sich darauf nicht. Da hast du recht. Man muss aktiv dafür arbeiten. Aber die EU bietet dazu eben die Rahmenbedingungen.
Es ist ja klar, dass Rahmenbedingungen sehr viel beim Thema krieg und frieden entscheiden.
Das sieht man auch im kleinen. Wenn man einen Arbeitsplatz oder eine WG oder sonst einen ort, an dem Menschen eng zusammen sind auf eine Art und Weise gestaltet, die gesunde Konfliktlösungen ermöglicht, dann macht das viel aus.
Ein und dieselbe Gruppe von Menschen könnte mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen friedlich zusammen leben oder sich Spinne Feind sein.
Die EU bietet diese Rahmenbedingungen. Man hat eine höhere Instanz vor der man klagen kann bei ernsten Problemen, man profitiert voneinander (das darf man nie unterschätzen, einen den ich irgendwann nochmal brauche, werd ich nicht allzu sehr kränken) und überhaupt ist man ständig im Kontakt, sodass man sich viel enger abstimmen kann.
Ich kann das Konzept EU nicht so einfach mir nix dir nix in Nahost einsetzen, das ist schon klar. Trotzdem garantiert es uns in Europa, dass es vor ernsthaft feindseligem Handeln der europäischen Staaten untereinander mindestens 10 andere Konfliktlösungsmöglichkeiten gibt, die für beide Staaten nutzbringender sind.