Aufstände von Stuttgart und FFM
19.07.2020 um 00:52Vymaanika schrieb:Mag sein, aber die Regeln gelten nunmal für alle, für den Einsiedler aus Russland, für den Flüchtling aus Somalia und für den "biodeutschen" ja, aus Deutschland.Man hat hier nix kaputtzuschlagen und die Füße stillzuhaltenDa bin ich ja weitestgehend bei Dir - bis auf die Formulierung "Füße stillhalten", um diese Tätigkeit geht es ja gar nicht - als nach wie vor libreral organisierte Gesellschaft (Gesetze = Philosopie der Spielregeln als das wesentliche integrative Element der Menschen) haben wir keine Verpflichtung, unseren Unmut für uns zu behalten. Es gibt kein Verbot der Kritik! Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, in der Umgebung, die uns sozialisiert hat, diesen Unmut zu kommunizieren - nur sind WIR damit groß geworden, dass wir unsere Probleme mit Worten - nicht mit Fäusten! - lösen müssen, um erfolgreich zu sein. Daraus folgern eine Menge Spielregeln, die für Dazukommende evtl. nur langsam zu verstehen sind .... zumindest für die Langsamen und egal, woher die dazukommen - es geht einfach um Menschen.
Die Lösung für das Problem, dass wir anerkennen müssen, dass andere Erfahrungen und andere Konflikte zu anderen Weltbildern und anderen Überzeugungen führen, kann doch nicht sein, dass wir denjenigen, die diesem Spannungsfeld gegenüber ausgeliefert sind, genau die Faktoren, die zu einem unterschiedlichen Schuldbewusstsein führen, aberkennen. Wohin soll das führen?
Wir können doch problemlos einsehen, dass es Faktoren gibt, die jeden von uns völlig unterschiedlos treffen können und dabei unterschiedliche, von der individuellen Sozialisation beeinflusste Persönlichkeitsentwicklungen durchläuft. Am Ende dieses Heranwachsungsprozesses steht der junge Erwachsene, der zwangsläufig beginnt seinen so ganz persönlich zusammengestellten Knigge in der allgemeinen Wirklichkeit auszuprobieren, vor umso größeren Konflikten, desto ferner der innere Kreis seiner ursprünglichen Gruppe entfernt ist. Das ist dramatisch und erfordert ein gewisses Verständnis.
Vymaanika schrieb:In unserem System geht es über körperliche Arbeit oder über geistige Arbeit zum Erfolg, da hat jeder die Möglichkeit.Ja und Nein.
Stell Dir vor, Du wärst davon überzeugt, Du wärst der absolut pefekte Typ, anderen zu erzählen, was die zu tun haben. Das ist - jetzt mal nur als Denksport - das, wie Du dich siehst.
Welche Möglichkeiten hast Du in dieser Situation - ohne Kompromisse machen zu müssen?
Welche Perspektive muss man bieten?
Wie ist es zu bewerten bei den Heinis, die da in Stuttgart Terror gemacht haben?
Wenn diese Leute für das, was sie jeweils aufgrund ihrer individuellen Schuld persönlich zu verantworten haben, bestraft werden können, müssen bei der Bemessung der Strafe zwingend ALLE ermittelbaren Entlastungsgründe auch ermittelt werden. Selbstverständlich spielt es vor Gericht eine Rolle, wie und wohin der moralische Kompass eines tatverdächtigen Heranwachsenden ausgerichtet ist. Daran versucht man auch abzuschätzen, ob der Täter irgendwie eine günstige Soziale Anbindung entwickeln wird, die es ihm ermöglichen kann, unnötige Konflikte mit dem Regelwerk zu vermeiden. Oder ob derjenige es in der freie wildbahn eher schwer haben wird.
Egal, die Herausforderung ist, langfristige Zielsetzungen für junge Mensche attraktiv und motivierend erscheinen zu lassen. Aber Vorsicht: Das konkuriert dann mit den extrem kurzfristigen Versuchungen.