6.PzGren391 schrieb:Wir lassen uns nur nicht die Schuld in die Schuhe schieben.
ayashi schrieb:Wenn du dich schuldig fühlst, hast du etwas falsch verstanden.
Nicht jeder, der glaubt, man wolle ihm die Schuld zuschieben, glaubt selber, schuld zu sein. Er ist eher, im Gegenteil, darüber empört, dass man ihm eine solche verwerfliche Tat zutraut.
Das wird leider, gerade in diesem Sinne, oft falsch verstanden, wodurch der Streit wegen der Erinnerungen befördert wird.
taren schrieb:Dein Argument hinkt ein wenig, weil du als Mitläufer bei den Nazis ja kein Platz im Paradies erhalten hättest, sondern ein längeren Fußmarsch an die Front und ich sag dir, spätestens 1941 war klar, die Überlebenschance war dort auf Dauer nicht mehr wirklich so gut...
Für die Männer wahrscheinlich, für die Frauen eher nicht. Sicher war aber für beide, dass ein deutliches Aufbegehren schlimmst Konsequenzen hätte nach sich ziehen können, während die Gefahr, an der Front von einer nicht persönlich gemeinten Kugel getroffen zu werden, vermutlich geringer war. Es ist ja nicht jeder Soldat gefallen. Und was heimlichen Widerstand betrifft, war sicher den meisten die Gefahr, entdeckt zu werden, zu groß. Es war ja nicht so, dass man jedem Nachbarn hätte trauen können.
Den meisten Menschen wird es wichtiger gewesen zu sein, sich (und ihre Familien) irgendwie durchzuwurschteln, statt als Held zu Tode geprügelt zu werden.
eckhart schrieb:Heißt das etwa, dass man NSDAP-Mitglied werden musste?
War das denn jeder?
eckhart schrieb:Zwischen dem einfachen Volk, den passiven Mundhaltern gab es noch die selbsternannten Blockwarte und Denunzianten, die waren auch nicht immer alle in der NSDAP.
Die alle haben aber die NSDAP möglich gemacht!
Trotzdem werden die meisten Deutschen zu den passiven Mundhaltern gehört haben. Aus obengenannten Gründen.
DerKlassiker schrieb:es sieht ganz danach aus, dass, wenn Menschen kollektivistischen und ideologischen Strukturen unterworfen sind, nichts hinterfragen können/dürfen, sie offenbar eher bereit sind, sich an derartigen Taten zu beteiligen bzw. sie zu begehen.
Vor allem aber auch, wenn derartige menschenverachtende Verbrechen erlaubt oder gar von oben gefördert werden.
Zyra schrieb:Ich war sehr schockiert ob der Ansicht meiner Chefin, aber solch eine eingefahrene Meinung - vor allem von jemandem in diesem Alter - ändern zu können, scheint fast unmöglich.
Das könnte tatsächlich mit dem Alter zusammenhängen. Deine Chefin hat sicher noch ihre Großeltern, die zur Zeit des Dritten Reiches wohl schon erwachsen waren, bewusst kennengelernt. Da fragt man sich dann unbewusst immer, inwieweit die in die Verbrechen verwickelt waren bzw. will das vorsichtshalber gar nicht wissen, vor allem nicht, wenn der Kontakt zu diesen Familienmitgliedern intensiv war.
Die Jüngeren dagegen kennen oft niemanden mehr, der selbst im Dritten Reich dabei war und alles bewusst mitbekommen hat. Die Urgroßeltern sind meistens schon tot oder senil; die Großeltern waren noch zu klein oder wurden gar selbst erst später geboren. Für diese junge Generation liegt das Ganze also viel mehr in der Ferne; sie können „neutraler“ an die Sache gehen, so wie auch Menschen aus anderen Ländern. Also alle die, die sicher sein können, dass ihre Vorfahren nicht zu den Tätern gehören haben können.
Galadriel80 schrieb:ich frage mich, wieso heute ein Gericht entscheidet, dass eine Figur, die menschenverachtend "Judensau" genannt wird, an einer Kirche bleiben darf.
Das frage ich mich auch. Schon peinlich, dass dafür überhaupt eine Verhandlung nötig war!
Fichtenmoped schrieb:Aber ist eine Entfernung nicht auch ein Fehler? Denn schließlich zeigt diese Figur auch, dass die Kirche jahrzehntelang, sogar jahrhundertelang, die Juden auch als Feind betrachtet hat. Heute kann man diese Figuren auch als Mahnmal der Schande sehen.
Fichtenmoped schrieb:wir stellen uns da auf die gleiche Stufe von Geschichtsfälschern und Bilderstürmern.
Im Gegenteil. Eine Entfernung, am besten durch die Kirche selbst, würde öffentlich suggerieren, dass die Kirche sich für die jahrhundertelange Judenfeindlichkeit schämt.
Fichtenmoped schrieb:Ein verstecken hilft nur den Relativierern und Verschweigern, den Initiatoren der „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“.
Nicht, wenn es sich bei der Entfernung um eine öffentliche, groß angekündigte Aktion handeln würde. Und zwar eine Aktion der Kirche, nicht etwa nur der Gemeinde.
Galadriel80 schrieb:Als Mahnmal könnte man die Figur in der Kirche oder einem nahegelegenen Museum ausstellen,
Damit würde sie nur aufgewertet.